Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[937]

Hans Brennysen an
Bullinger
[Suhr,
vor 21.-27. Januar 1537]

Autograph: Zürich StA, E II 441, 56 (Siegelspur) Ungedruckt

Widrige Umstände hinderten ihn, auf Bullingers Schreiben zu antworten. Kann über die Bullinger zustehenden 10 Pfund folgendes berichten: Sein Schwiegervater hat vergeblich versucht, bei seinem Schwager die Schuld einzutreiben. Bei seinem Hauskauf blieb gemäß Vertrag mit Hans Löchli eine Schuld von 40 Gulden stehen, die zwei Kindern zugute kommen sollten; als er von Bremgarten wegzog, überließ er Jakob [Bullinger], dem Vormund der Kinder, einen Schuldbrief über 20 Gulden, während sein Schwiegervater für den Rest bürgte.

Gnad und frid von got, unsem fater, und unsem heilland Jesus Cristus merry sich al zit big uns.

Min lieber her und bruder imm heren, ich hab üwer schriben 3 verstanden und ich bit üch, ir wölen es nit verübel han, das ich üch nüt 4 geschriben hab; ich was al zit inn wilen, selb zu üch hinn a komen, so ist mir al zit etwas ellend und jomer jetz mit kranckheit an uns beiden 5 , dan mit armut unsen kinden, das ich nit fil zerging 6 hab.

Aber das ist der bescheid von dis brif 7 halb, da üch die 10 lib. werden sönd: Min schweiger 8 ist da usen xing 9 und hat imm min schwager 10 verheisen, uf winnach 11 imm das halb gelt zu bringen und das ander halb teil uf pfingsten b , das aber nit gescheigen ist. Darumb ist min schweiger wider ussen 12 und meint, er wöl es jetz als innzin 13 .

Wie es aber gat, wil ich üch wüsen tung. Ich wil nüt von imm neing 14 , bis ir und min schweiger bezalt werdent. Min schweiger hat das enligen 15 , das

a in der Vorlage sinn.
b in der Vorlage pfingen.
1 Über die Person des Schreibers, einen Schmied, der mit Frau und mehreren Kindern vorerst in Bremgarten, dann zwei Jahre in Suhr und schließlich vom Winter 1536/37 an in Othmarsingen (alle Kt. Aargau) wohnte, ist außer den im vorliegenden und im nachfolgenden Brief enthaltenen Angaben nichts bekannt.
2 Der vorliegende Brief ist zeitlich vor demjenigen vom 21.-27. Januar 1537 (Nr. 938) anzusetzen; er ist während Brennysens Aufenthalt in Suhr (Winter 1534/35 bis 1536/37; vgl. ebd. Anm. 16), nach Pfingsten (unten Z. 11), wohl im
Zeitraum zwischen dem 4. Juni 1536 und dem 21. Januar 1537, geschrieben worden.
3 Nicht erhalten.
4 nichts.
5 Seine Frau ist wohl die unten Nr. 938, Z. 18, genannte Anna.
6 Nahrung.
7 Schuldbrief.
8 Schwiegervater. - Nicht weiter bekannt.
9 ist dort gewesen.
10 Unbekannt.
11 Weihnachten.
12 hingegangen.
13 alles einziehen.
14 nehmen.
15 die Verpflichtung.


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er üwer basen 16 uf die 20 gl. an müntz han müsen gen. Sig 17 und ir man 18 sind zu mir gen Sur 19 kon 20 und woltent vil von mir erfaren. Da seit ich inen den reichen 21 bescheid, wie ich das hus uf dem blatz hab koft umb 100 gl.; da solen die 60 gl. an gold sing 22 , wie Hans Löchly 23 brif gelut c hat, und die 40 gl. den 2 kinden, sol 17 batzen oder 3 lib. sin für 1 gl., und wan ich nit zu gen heitin 24 , wan es die kind haben wöltin, so sölt ich si oder ir fögt versorgen 25 und nit uf das hus. Wo min heiren von Bremgarten tüchtin 26 , das es gnug werin, wo sig oder irin fögt nit ein genüogen wöltin han. So ist der knab bezalt. Und do ich von Breimgarten kamm 27 , do ward mir der brif 28 umb die 20 gl. ain müntz; den gab ich üwerm fater 29 ; ir waren nit wit darvon, weis ich wol, do seit mir üwer fater, er wer nit fogt, Jackob 30 wer fogt, dem d wölt er den brif gen, neim er inn an und ming schweiger umb das übig zum bürgen, wer imm wol tung 31 . Und das ist gescheigen und hat Jackob den brif und min schweiger umb das übig angenong und nit üwer fater, und hand den zins je sider 32 inngenong, und stat nit übel, wan man wil imm reich tun. Er e seit mir, es stund ein müt keirnen vor druf 33 ; ist nit, es stat nüt druf, dan im brif stat es. Trug jedlicher pur die frönden schirg gern 34 , als mich bedinck an iren warten 35 .

Got sig mit uns alen.

Hans Bronissen, üwer

armer f kneich imm heiren 36 .

[Adresse auf der Rückseite:] Dem fromen und eerfesten Meister Heinrich Buler, breidinkant zu Zürrich, sinen lieben heren und guten fründ.

c vom Schreiber korrigiert aus unleserlichem Wort.
d in der Vorlage den.
e in der Vorlage, wohl verschrieben Es.
f in der Vorlage arer.
16 Wohl Bullingers Tante Anna Hedinger, die in Bremgarten (Kt. Aargau) mit Hans Hedinger verheiratet war (vgl. HBBW IV, S. 400, Anm. 15).
17 Sie.
18 Siehe oben Anm. 16.
19 Suhr (Kt. Aargau).
20 gekommen.
21 rechten.
22 sein.
23 Weiter nicht bekannt.
24 zu geben hätte.
25 sicherstellen.
26 wie es meine Herren [die Räte] von Bremgarten dünkte.
27 von Bremgarten wegzog.
28 die Urkunde.
29 Bullingers Vater Heinrich, gestorben am 8. April 1533 (vgl. HBBW I, S. 134, Anm. 171).
30 Bullingers Onkel Jakob Bullinger.
31 genügte ihm dies.
32 seither.
33 es stehe "ein Mütt Kernen" auf der Vorderseite. - Zum Hohlmaß Mütt vgl. Paul Kläui, Ortsgeschichte, 2., überarb. Aufl., Zürich 1956, S. 122f.
34 Jeder Bauer übernähme gar gern fremde Geräte.
35 Worten.
36 euer armer Diener im Herrn.