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Abschrift von Rudolf Gwalther a : Zürich StA, E II 345, 173f
Konnte Osiander vieler Verpflichtungen wegen nicht sofort antworten, nutzt aber den Aufbruch
der Zürcher Gesandten [Hans Rudolf Lavater und Rudolf Kambli] zu König Ferdinand I. zum
Schreiben. Dankt für die Freundschaft und freut sich, wenn seine [Bibel-]Kommentare geschätzt
werden. Bedauert, daß die Abendmahlskontroverse derart feindselig geführt wird, erwartet
aber -nach dem freundlichen Brief Luthers an die Schweizer [vom 1. Dezember 1537]
-Besserung; zählt auf Osianders und anderer Verständnis und Hilfe. Was er in seinem König
Heinrich VIII. von England gewidmeten Werk [,,De scripturae sanctae authoritate ... libri
duo"] über das Abendmahl geschrieben hat, wird Osiander nicht verurteilen, wenn er seine
Pauluskommentare und Melanchthons Neuausgabe der "Loci"billigt. Zwingli hat im Brot und
im Wein des Abendmahls weder bloße Symbole gesehen, noch hat er die Gegenwart Christi
bestritten, er hat nur die krasse Auffassung körperlicher Präsenz abgelehnt. Der Streitereien
sind genug; sie sollten durch gegenseitiges Vergeben der Irrtümer und Beleidigungen hingelegtBriefe_Vol_08-111 arpa
werden. Osianders Bächlein über die päpstlichen Eide war Bullinger bei der Abfassung
seines Werks von Nutzen. Dankt für die Freundlichkeit, die er dem von ihm empfohlenen [...]
erwies. Empfiehlt die Zürcher Gesandten und bittet, sie nötigenfalls beim Nürnberger Rat zu
unterstützen. Grüße von [Joachim] Vadian und [Konrad] Pellikan.
[Gedruckt: Osiander GA VI 482-486, Nr. 242.]