Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[1333]

Bullinger
an Johannes Stumpf
Zürich,
8. Dezember 1539

Abschrift von der Hand Johann Jakob Simlers a : Zürich ZB, Ms S 47, 68 Ungedruckt

Wolfgang [Huber] hat das Geld und den Brief überbracht. Michael Farner, der offenbar noch nicht rechtmäßig [in sein Pfarramt] eingesetzt worden ist und erwartet, daß dies die Stadtpfarrer veranlassen, soll selbst - wie das die anderen bisher auch getan haben - beim Bürgermeister den Vertreter der Obrigkeit erfragen, der ihn der Gemeinde vorstellt, und auch den Dekan bestellen. Bullinger hat für Wolfgang [Meyers] Kleid ein Pfund zusammengebracht; wird Stumpf wissen lassen, wieviel Geld noch zusammenkommt. Wird mit dem Pfleger verhandeln. In bezug auf das Schriftstück aus dem Papstzug ist keine Eile geboten. Hat für das Büchlein dreieinhalb Schilling bezahlt. Grüße.

Stumpffio suo.

Gnad und frid von gott durch unseren herren Jesum.

H[err] Wolff 1 hatt mir überantwurt gällt und brieff 2 , namlich 1 lib. 10 ß.

an his über der Zeile nachgetragen.
a Nach dem nicht mehr vorhandenen Autograph, das sich in der "Bibliotheca cl. prof Hulderici" befand (vgl. dazu HBBW IV, S. 377, Anm. a).
1 Wolfgang Huber, Keller des ehemaligen Klosters Rüti.
2 Nicht erhalten.


Briefe_Vol_09-257arpa

Uß dem brieff verston ich, wie herr Michel Farner noch nitt yngesetzt sye 3 , wie der bruch und rächt ist, und das if uns, die wir hie predgind, den last uff den halß legind 4 etc. Da, so wüßind, das es noch nie von uns gebrucht, ouch nie an uns gemutet 5 , das wir nahinlauffen und die uffbringind 6 , die sölichs, wie der apostolisch bruch ist, volstreckind 7 . Also habend imm aber die erwellten, verordneten pfarrer thun 8 : Wenn sy uff ein pfarr geordnet, sind sy zum burgermeister gangen und begärt, man sölle uff iro kosten inen anzeygen, wer sy der gemeind fürstelle. Dann hat der stattschriber dem verordneten der stadt, dem vogt oder wemm es befolhen, zugeschriben, und so hat der pfarrer ouch den dächen 9 demnach bestellt. Dorumb thüge herr Michel wie ander lüt, so acht 10 ich, gangs 11 imm wie ander lüten. So stat imm zu 12 , zereden und || darinn zu arbeiten 13 . Derhalben kumme er heryn 14 und lo' 15 den entscheid des burgermeisters.

An bruder Wolffen 16 kleid hab ich zu einem lib., hoff, mir sölle noch wyter werden 17 ; doch will ich uch die antwurt wüssen lassen, was mir worden. Wann ir schon mee sammlind, wirt es wol gebrucht. Die summ ist ouch nitt klein 18 .

Mitt dem pfläger 19 will ich üwerm befelch nach handlen das best ich kan 20 .

Des brieffs, imm bapstzug b geschriben 21 , mag ich wol erwarten 22 , und thut nitt nodt.

b Vor bapstzug gestrichener Buchstabe.
3 Offenbar war Michael Farner nach der Entlassung des kranken Ulrich Zingg (s. oben Nr. 1291; 1295, 5-16; 1296, 3-7) als Pfarrer nach Dürnten gewählt worden (die Angaben in HBBW IV, S. 396, Anm. 1, sind demnach zu präzisieren).
4 die Verantwortung zuschiebt.
5 von uns erwartet.
6 aufbieten.
7 Das Einsetzungsverfahren für Pfarrer war in der Prädikanten- und Synodalordnung von 1532 festgelegt worden; s. AZürcherRef 1899, S. 828f.
8 So haben es aber die gewählten, mit einem Amt versehenen Pfarrer getan.
9 Dekan.
10 denke.
11 gehe es.
12 liegt es an ihm.
13 sich zu bemühen.
14 in die Stadt.
15 höre.
16 Über Wolfgang Meyer, auch in Schreiben des Jahres 1540 (vgl. Zürich ZB, Ms A
70, 359 und 639)"Bruder Wolf"genannt, vgl. oben Nr. 1297, Anm. 4.
17 ich werde noch mehr bekommen.
18 Genaueres ist zu dieser Sammelaktion nicht bekannt.
19 Wohl Oswald Wirz, 1534-1547 Schaffner der Komturei Bubikon; s. Roberto Fröhlich, Die Eigenleute des Johanniterhauses Bubikon. Eigenschaft und Leibherrschaft im Herrschaftsbereich der Johanniterkomturei Bubikon, 1192-1789, Diss. iur. Zürich, Zürich 1993, S. 343.
20 Zur Sache ist nichts weiter bekannt.
21 Gemeint ist ein Schreiben, das Stumpf wohl für eine Schilderung des militärischen Auszugs der Zürcher auf der Seite des Papstes 1521 (Piacenzerzug) verwenden wollte. Die Beschreibung des Zugs fehlt in seiner Chronik (s. Stumpf, Reformationschronik I, S. 293, 13 mit Anm. b), während Bullinger ausführlich darauf eingeht (s. HBRG 151-67, bes. S. 56-59: Schreiben der Hauptleute in päpstlichem Dienst vom 16. Oktober 1521, vgl. auch EA IV/1a 114f, Nr. II).
22 kann ich gut abwarten.


Briefe_Vol_09-258arpa

Umb das büchlin 23 hab ich bezalt von üwert wägen 3 1/2 ß.

Gott bewar üch.

Montags nach Nicolai 1539.

Salvam volo familiam tuam.

Tuus H. Bullingerus c .