Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[1438]

Gervasius Schuler an
Bullinger
Memmingen,
14. Dezember 1540

Autograph a : Zürich StA, E II 350, 361-363 (ohne Siegel), [Beilage:] 371f (Siegel) Teildruck b : Corr. des réformateurs VI 392-394, Nr. 923

Hat die gewünschten Auskünfte bei [Paul]Fagius eingeholt; dieser will zwar keine hebräische Bibel, wohl aber den Psalmenkommentar und das Wörterbuch von David Kimchi herausgeben und rühmt Elia Levita, der nach Isny gekommen ist. Schuler geht es gut. Memmingen ist am Wormser Religionsgespräch zwar nicht vertreten, doch [Martin] Frecht berichtete über die Eröffnung der Tagung durch Granvelle, das geplante Verfahren, ein freundliches Gespräch des Bischofs von [L'Aquila, Bernardo Sanzio] mit Calvin, Anzeichen für eine Mäßigung der Gegner und einen neuerschienenen Stern. Am 5. Dezember schrieb Frecht, obwohl die Gegner Verständigungsbereitschaft bekundet hätten, bleibe abzuwarten, ob sie nicht Unterwerfung fordern und das offene Gespräch hintertreiben würden; Melanchthon habe einen Dialog über die zu erwartenden Verhandlungspositionen entworfen. Weiter berichtete Frecht, Eck habe eine Dirne bei sich; die unkeuschen Geistlichen feierten eine Messe vom Hl. Geist, wollten aber gegen diesen handeln. Laut Melanchthon wird sich Luther in einem neuen Buch zur Frage der Restitution äußern. Die Ulmer Gesandten berichteten von Uneinigkeit der Gegner;

a korrigiert aus novembris. von Buchheim (1491-1790). Ein Versuch zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte des Breisgauer Adels in der frühen Neuzeit, in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 118, NE 79, 1970, S. 239-278.
13 Theodor Bibliander.
a Mit einer Hervorhebung (von späterer Hand?).
b Der Teildruck ist nicht als Ausschnitt aus einem Brief an Bullinger gekennzeichnet; er gibt ein Zitat aus einem Brief Martin Frechts an Schuler wieder und entspricht unten Z. 19-34.


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die Protestanten lehnen hingegen Zugeständnisse geschlossen ab und mißtrauen dem Kaiser, der in Brabant ein tyrannisches Edikt erließ. Neustens ist zu hören, die Gespräche hätten inzwischen begonnen. Grüße. [Beilage:]Sieben Artikel mit Konditionen für die Abhaltung des Religionsgesprächs, wie sie am 26. November von den Unterhändlern vorgeschlagen wurden.

Salutem in Christo, communi servatore nostro.

Accepi, frater charissime, a pistore 1 illo, quas ad cessatorem, hoc est Gervasium tuum, misisti literas 2 . Quibus acceptis Fagio, Isnensi episcopo michi christiana familiaritate iunctissimo, mox scripsi 3 , quidque illius opera sub prado cuderetur, rimatus sum. Is michi in hec verba respondit 4 : "Biblia Hebraica nulla excudo"(illius verba refero), "sed Perusch R. D. K. in Psalmos 5 cum Libro Radicum 6 " etc. Addidit praeterea: "Helias Levite 7 ad me venit ante 14 dies, verum c sane Hehreae d linguae admodum pentus et cum hoc mire humanus, facilis et ad omnia paratissimus, cuius opera nimirum michi multum proderit. Attulit secum egregios libros, quos ego modo ad prelum paro 8 "etc. Tantum P[aulus ]Fagius. Quare, mi Bulligere, si ego hac

c vielleicht aus vir verschrieben.
d Der zweitletzte Buchstabe undeutlich korrigiert.
i Unbekannt.
2 Nicht erhalten.
3 Auch dieser Brief liegt uns nicht vor.
4 Von diesem Schreiben ist einzig der nachfolgende Auszug überliefert.
5 Der hebräische Psalmenkommentar David Kimchis (,,Perusch le-Sefer Tehilum") erschien 1542 bei Fagius in Isny; s. Richard Raubenheimer, Paul Fagius aus Rheinzabern. Sein Leben und Wirken als Reformator und Gelehrter, Grünstadt (Pfalz) 1957. — Veröffentlichungen des Vereins für Pfälzische Kirchengeschichte VI, S. 131. — David ben Josef Kimchi, 1160(?)—1235(?), von Narbonne, auch unter dem Akronym RaDaK bekannt, verfaßte bedeutende Bibelkommentare und sprachwissenschaftliche Werke, die von den christlichen Hebraisten des 16. Jahrhunderts viel benutzt wurden. — Lit.: Frank Talinage, in: Encyclopaedia Judaica, Bd. 10, Jerusalem 1972, Sp. 1001-1004 (mit weiterer Lit.).
6 Die lateinische Übersetzung von Kimchis hebräischem Wurzelwörterbuch (,,Sefer ha-Schoraschim") blieb ungedruckt (vgl. Thomas Willi, Christliche Hebraisten der Renaissance und Reformation II, in: Judaica, 30, 1974, S. 121).
7 Elia(s) Levita (eigentlich Elijahu ben
Ascher ha-Levi, auch Bachur genannt), 1469/70-1549, von Ipsheim (Mittelfranken), kam als junger Mann nach Italien, wo er in verschiedenen Städten u. a. Hebräisch unterrichtete. In Rom wurde 1515 der Augustinergeneral Ägidius Antonini von Viterbo sein Gönner und Schüler. Hier entwickelte sich Levita zum Humanisten, der die jüdische Tradition der Sprachwissenschaft kritisch weiterführte und an christliche Hebraisten vermittelte. Ab 1528 lebte er bis zu seinem Tod in Venedig, unterbrochen 1540/41 durch einen Aufenthalt in Isny, wo es zu einer fruchtbaren Zusammenarbeit mit Paul Fagius kam. Levitas epochale Werke zur Grammatik wurden v. a. durch Sebastian Münster in Basel ins Lateinische übersetzt; bedeutend sind auch seine Beiträge zur jüdisch-deutschen Literatur. — Lit.: Gérard E. Weil, Elie Lévita. Humaniste et massorète (1469-1549), Leiden 1963. — Studia Post-Biblica VII; Meir Medan, in: Encyclopaedia Judaica, Bd. 11, Jerusalem 1972, Sp. 132-135; Günter Mayer, in: NDB XIV 402f; R. Gerald Hobbs, in: Contemporaries II 328f; BBKL I 1489f.
8 Levita selbst zählt neun Werke auf, die er bei Fagius drucken lassen wollte; s. Willi, aaO, S. 119f. Zu den 1541/42 erschienenen Büchern (vor allem "Sefer ha-Tischbi" und "Sefer Meturgeman") vgl. Weil, aaO, S. 135-151.


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in parte tibi morem gerere possum apud hominem Fagium plane meum tuorumque studiorum conatus iuvare, presto sum, quem ut veterem amicum habes e Gervasium ad vota tua paratissimum.

Ego cum familia valeo optime per dominum.

Ex nostris nemo Vormatiam abiit, quia nemo vocatus; quae vero illic agantur, te minime latere puto 9 . Mitto tamen velut auctarii vice, f quae hisce diebus ad me g Frechtus scripsit 10 , cuius verba sunt, quae hic inserta habes: "Novembris die 22. cesaris legatus a Granvell 11 Vormatiam venit. Convocavit utrasque partes, vicem caesaris egit in sedili presidens. Latine unicuique pro more dato titulo, nomine et vice caesaris congregatis ex cesare salutem est precatus et mox credentiales literas, deinde mandatum cesareum in eius personam datum 12 prelegi iussit. Post hoc orationem 13 habuit satis luculentam, pathetice exhortatus ad concordiam, protestatus se in futura actione h summa acturum fide et integritate. Dixit autem in oratione de disertis verbis: 'Latius serpit virus, et fides suis debilitata maus nichil iam quam

e korrigiert aus habens.
f quae am Rande nachgetragen.
g auf me folgt irrtümlich wiederholtes quae.
h korrigiert aus futuractione. Am Wormser Religionsgespräch, das auf den 28. Oktober einberufen worden war, sollten die strittigen Glaubensfragen im Hinblick auf den bevorstehenden Reichstag vorbesprochen werden. Nach langen Verhandlungen über den Gesprächsmodus begannen Johannes Eck und Philipp Melanchthon am 14. Januar mit einer Disputation über die Erbsünde. Am 19. Januar wurde das Gespräch durch ein Mandat des Kaisers abgebrochen und auf den Reichstag zu Regensburg vertagt. — Lit.: ADRG II; Ortmann, Reformation 149-163; Karl Heinz zur Mühlen, in: LThK 3 X 1294.
10 Der Brief Martin Frechts scheint verloren zu sein.
11 Nicolas Perrenot, Herr von Granvelle (seit 1527), geb. zwischen 1484 und 1486 in Ornans (Franche-Comté), gest. 1550 in Augsburg, stammte aus einer bürgerlichen Familie. In Dole, wo er Jura studierte, kam er in Kontakt mit Mercurino Gattinara, der seine Karriere entscheidend förderte. 1518 wurde er Mitglied des Gerichtshofs (Parlaments) zu Dole, 1519
"maître des requêtes" beim Geheimen Rat der Niederlande, und ab 1521 versah er das gleiche Amt im Rat der Regentin, Margarete von Österreich. 1524 ernannte ihn Kaiser Karl V. zum Staatsrat. Nach dem Tod Gattinaras wurde er faktisch dessen Nachfolger, ohne allerdings den Großkanzlertitel zu tragen; der Kaiser verlieh ihm die Würde eines Siegelbewahrers von Neapel und Sizilien. Von nun an prägte der weitsichtige Staatsmann maßgeblich die kaiserliche Politik gegenüber Deutschland und den Niederlanden. Im Kontakt mit den deutschen Protestanten bemühte er sich beharrlich um eine Verständigungslösung. — Lit.: [Wilhelm] Maurenbrecher, in: ADB IX 580-582; Maurice van Durme, A propos du quatrième centenaire de la mort de Nicolas Perrenot de Granvelle, in: Bibliothèque d'Humanisme et Renaissance XIII, 1951, S. 270-294; Rosemarie Aulinger, in: Contemporaries III 68-70.
12 Das Beglaubigungsschreiben vom 13. und die Vollmacht vom 10. Oktober sind gedruckt in: ADRG II/1 40-44, Nr. 13f.
13 Die am 25. November gehaltene Eröffnungsrede ist gedruckt in: ADRG II/1 44-47, Nr. 15 (zu abweichenden Mitschriften s. ebd., Anm. 1).


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ultima suspiria ducit. ' 26. autem 4 presidentes 14 utramque convocarunt partes et ex decreto Hagnoico 15 quandam prescripserunt formam future actionis, quam hic habes 16 . Ab utraque parte 11 erunt suffragia in colloquio. Est isthic episcopus Aquileianus 17 , qui hisce diebus ad se Calvinum vocavit et tam amice cum [eo] est collocutus, ut quis iuraret eum iam factum i Lutheranum. Laudavit summopere Calvini librum, cui Institutionem fecit titulum, quasi istum librum debeant omnes papistae et Lutherani tanquam amicabile et certurn concordie medium recipere et probare 18 . Prodigiosa nomina Nausea, Mezentius 19 , Cocleus et Pelargus, de quibus lusit quidam k : 'Nomina sunt ipso 1 pene timenda sono.' Incipiunt mitescere, in primis Pelargus, qui nuper apud suos Dominicastros 20 dixisse fertur isto octiduo se, antequam Vormatiam venerit, in alia fuisse sententia contra Lutheranos, utpute ut cum illis nichil esse tentandum pro concordia medii, sed iam videre se mediam viam tenendam esse, quae est Lutheranis omnia condonanda esse pro bono pacis preter utranque speciem 21 et sacerdotum connubium. Nova stella orta est Vormatiae nam a ||362 prandio coruscans stella et, ut alii volunt et interpretantur, cometa est visus 22 ; forte scoti 23 et caeci illuminabuntur et mutabuntur regna antichristi."
i auf factum folgt ein (nach eum) überflüssiges illum.
k de quibus lusit quidam am Rande nachgetragen.
l vielleicht als ipse oder ipsi zu lesen, was jedoch keinen Sinn ergibt.
14 Drei der Unterhändler waren bereits am Tag zu Hagenau tätig gewesen (vgl. oben Nr. 1409, 5-7); der inzwischen verstorbene Erzbischof von Trier, Johann III. von Metzenhausen, wurde durch den Erzbischof von Mainz, Albrecht von Brandenburg, ersetzt (s. ADRG II/I 19f, Nr. 2).
15 Gemeint ist der Abschied des Tags zu Hagenau vom 28. Juli 1540 (ADRG I/1 146-155).
16 Siehe Beilage (unten Z. 95-132).
17 Bernardo Sanzio, seit 1538 Bischof von L'Aquila (nicht von Aquileja), hielt sich im Auftrag der Farnese am Kaiserhof auf und war auf Wunsch Granvelles nach Worms gekommen; vgl. NBD V, S. XXXV' li. Con. des réformateurs VI 393, Anm. 6.
18 Frecht scheint einzelne Äußerungen Sanzios überzubewerten. Laut Calvins eigenem Bericht in seiner Schrift "De scandalis"
(1550) kritisierte der Bischof bei ihrer Unterredung das Beharren der Protestanten auf ihrer Position; s. CO VIII 81.
19 Mezentius, König von Caere, nach Vergils Aeneis ein grausamer und gottloser Herrscher (vgl. Luciana Aigner-Foresti, in: DNP VIII 148f). Melanchthon und Luther bezeichneten mit diesem Namen Herzog Heinrich von Braunschweig; vgl. WA LI 462; WA Briefwechsel VIII 381, Anm. 18.
20 Dominicaster abwertend für Dominikaner; vgl. WA XXX/III, Revisionsnachtrag, S. 112 (zu 497, 5).
21 d. h. die Kommunion unter beiderlei Gestalt.
22 Zu der durch einen Einblattdruck überlieferten Lichterscheinung s. Wilhelm Heß, Himmels- und Naturerscheinungen in Einblattdrucken des XV. bis XVIII. Jahrhunderts, Leipzig 1911 (Nachdruck: Nieuwkoop 1973), S. 107, Nr. XI und Farbtafel zwischen S. 20 u. 21; vgl. auch Myconius an Bullinger, 19. Januar 1541 (Zürich StA, E II 350, 359).
23 Das unverständliche Wort ist wohl in eigenwilliger Ableitung von griech. greek (Finsternis) gebildet.


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5. decembris reddidit idem Frechtus literas 24 , quarum hec sunt capita: "Mira res est principio coram 4 praesidentibus ore 25 , deinde coram Granvella calamo 26 adversarios colloquium non detrectasse, sed illud, ut prae se ferebant, ardentibus votis postulasse, inde autem a 27. novembris usque in hune diem quid consultent, deliberent, cogant, figant refigantque, postquam nostri confessionem et apologiam Germanice et Latine obtulerunt 4 presidentibus 27 . Advenit hisce diebus alius quidam legatus apostolicus, Mutinensis 28 ; qui quid ex Italia novi attulerit, adhuc incertum est, nisi quod nostri coniitiunt Romanos Romanice processuros, hoc est primum a nobis deditionem postulaturos m , Germanice: das wir unß auff gnad und ungnad n ergebend. Sed nos in domino Germanice procedemus ingenueque protestabimur per nos non stetisse, quo minus in colloquio egerimus quam liberrime. Itaque expectandum est nobis, quid nam et quale responsum daturi sint nobis adversarii, qui, ut subolet nobis, nichil intentatum relinquent, ut quesito colore 29 declinent liberum colloquium. Forte scriptis, non ore procedere o cupient. Vides, mi frater, satanae astutias et varias formas. Philippus Melaneton conposuit de hac re dialogum 30 , quod tibi soli scribo"(omnia sunt verba Frechti), "quem dabit, ubi per otium licet, in quo 4 persone erunt referentes 4 iudicia et sententias, que in isto conventu possunt regnare.

De Eccio quidam mussitant, quod a Maguntia Vormatiam vocarit elegans scortillum, quo Moguntinensis quidam canonicus eum donarit. Nostri legati audierunt hoc verum esse ex ore famuli legati ducis Heinrichi Myßnensis et Saxonis etc. 31 , qui in eodem hospitio, quo Thais 32 ista cum satellite Ecciano versata est, extitit" etc. Scribit item Frechtus: "Hodie, Nicolai scilicet die, Nicolaici 33 episcopi cum suis solennem missam de spiritu canent ut contra

m in der Vorlage postulos.
n in der Vorlage auff gnad und gnad.
o in der Vorlage procede.
24 Auch dieser Brief liegt nicht im Original vor.
25 Am 20. November; s. ADRG II/1 32f, Nr. 9.
26 Gemeint ist das von Johannes Gropper Namen beider Parteien verfaßte und 26. November übergebene Schreiben; s. ADRG II/1 48-55, Nr. 16.
27 Die Überreichung der Confessio Augu- stana Variata und der Apologie erfolgte am 28. November; vgl. ADRG II/2 1114f, Nr. 382.
28 Nuntius Giovanni Morone, Bischof von Modena, traf am 27. November in Worms ein; vgl. NBD VI 53f.
29 d. h. unter einem Vorwand.
30 Nicht erhalten.
31 Gesandte Herzog Heinrichs von Sachsen waren Andreas Franck (Camicianus) und Nikolaus Scheubel (ihnen schloß sich au- ßerdem Johannes Brenz von Schwäbisch Hall an); s. ADRG II/1 59, 11-14; II/2 906-909, Nr. 300.
32 Die athenische Hetäre Thais soll Alexander d. Gr. zur Verbrennung von Persepolis angestiftet haben und war später Geam liebte von Ptolemäus I.; s. Gerhard Wirth, in: KP V 641.
33 im Sinne von: nicht zölibatär lebend. Der frühchristlichen Sekte der Nikolaiten wurde unter anderem Libertinismus zugeschrieben; vgl. Han J. W. Drijvers, in: LThK 3 VII 845f.
34 Vgl. ARCEG III/1 208, 7-12. 212, 26-30 mit Anm. 290.


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sanctum spiritum agant et tandem colloquium forte post dies aliquos mcipiant.

Philippus Melancthon, constantissimus et doctissimus Christi miles, dicebat michi roganti, quando nam aliquid Lutherus ederet, Lutherum scribere de restitutione 35 , quem librum speraret sibi ex Wittenberga huc mittendum. Petit autem a papistis Lutherus, ut in primis ecclesiae Christi veram doctrinam et oeconomiam restituant, deinde effusum piorum sanguinem, postremo bona ecciesiae. Ubi nactus huius libri copiam fuero, videbo, ut et vos habeatis. Nos expectamus, quando nam tandem adversarii velint post tot praeambula colloquium ordiri." Tantum ex Frechti literis.

Legati Ulmensium 36 , qui sunt Vormatie, nostro senatui scribunt 37 papistas inter se non usque adeo bene constare. Magna dissidia inter illos sunt. Nostri in domino arctissime conveniunt ne se iota condonaturos adversariis. Caesar supra modum saevit adversus evangelium; in Brabantia sevitiam et thyrannidem eius publico edicto testatur 38 . Interim simulat nobiscum se velle mire pectus[?]"p Herodianum 39 etc.

Dum hec scribo, ||363 audio colloquium inchoatum, sed a Frechto nichil dum certi habeo. Expecto in diem, quid porro actum sit. Forte et tibi hec nota sunt.

Vale in domino una cum sancta familia tua. Saluta nomine meo Leonem Iude et reliquos fratres omnes de me bene meritos.

Datum Meminge, 14. decembris 1540.

Tuus Gervasius Schuler

[Adresse auf der Rückseite:] Domino et charissimo meo fratri Heynricho Bullingero.

||371 [Beilage:] Ordo colloquii:

Vicesima sexta novembris a prandio hora tercia ad praetorium a presidenttibus q convocatae sunt partes absente domino a Granvel, et propositi sunt articuli 40 , in quibus futuri comprehensa colloquii forma:

p eventuell als inpectus zu lesen, was aber keinen Sinn ergibt; vielleicht aus pactum verschrieben.
q in der Vorlage presedentibus.
35 Einige Argumente zu diesem Thema ließ Luther in seine Schrift "Wider Hans Worst" einfließen, die allerdings erst im Frühjahr 1541 erschien (s. WA LI 461-572, bes. 523-531).
36 Georg Besserer, Martin Weickmann und Martin Frecht (s. ADRG II/2 1061,
10-13).
37 Vgl. das Verzeichnis der in Memmingen liegenden und zumindest teilweise durch die Ulmer Gesandten übermittelten Berichte und Akten in: ADRG II/2 1213— 1218.
38 Vgl. unten Nr. 1439, Anm. 14.
30 Vgl. Mt 2, 7f.
40 Vgl. deren deutsche Originalfassung in: ADRG II/1 52, 12-54, 15; MO III 1176-1178, Nr. 2065.


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1. Ut electores et reliqui imperii ordines ad hoc ordinati colloquium singuli unum, duos aut tres deputent, a quibus haec r controversia discutiatur, ita tamen, ut cuiusvis status deputatis non sit tributum nisi unius vocis suffragium et ut disputandi nominatim iam deputentur.

2. Ut regiae maiestatis legati 41 ad hoc colloquium admittantur, ita tamen, ut aequalitas in suffragiis servetur et in reliquis potestatibus imperii, si id petatur a quoquam, adesse colloquio liberum sit.

3. Quoniam in Hagnoico conventu certus personarum numerus et certus agendi modus praescriptus, et iuxta quem institui debeat hoc colloquium, decreverunt ab illo non decedere.

4. Quandoquidem colloquium non debet esse obligatorium et decisivum, statuerunt, ut per suffragiorum maiorem partem hic s nihil debeat determinate concludi, sed personarum suffragiis certo numero ad hoc esse utendum, ut sciatur, ad quos pertineat, et ut certi quicquam possit ad caesarern referri.

5. Quod attinet ad legatos regis, statuerunt illos oratori caesaris, domino a Granvella, coniungendos ita, ut cum illo unius tantum vocis suffragium habeant.

6. Ut pari numero utriusque partibus sint notarii, sed ut illi iam denominentur. Item, ut cuilibet parti non nisi duo sint et ut 4 illi notarii sacramento astringantur, ut omnia fideliter annotent, quatenus in acta certa et fide digna referri possint. Praeterea, ut actorum copias et exemplaria, si qui petant, modo non extra deputatorum numerum, exhibeant, et ut isti nemini acta huius colloquii patefaciant nisi suis magistratibus. Postremo, ut nihil publicetur, nisi donec caesareae maiestati de conventis et actis huius colloquii facta sit relatio.

7. Quod ad ipsam causam pertinet, quatenus ambages vitentur, statuerunt, ut a protestantibus ordinibus certi articuli confessionis ipsorum exhibeantur, sed illi ita moderati, ut probabiles, ut acceptabiles esse possint, quatenus ad concordiam aequis et commodis mediis veniri possit.

Hos articulos adiecerunt praesidentibus t se cum domino a Granvella contulisse illique hunc agendi modum probari.

Ad ista ab utraque parte deliberatur. Nostri petierunt ipsorum articulorum copiam, dein certam horam sequentis diei designari, qua ad praesentes articubs respondeant.

[Adresse auf der Rückseite:] Ornatissimo viro Heynricho Bullingero, Tigurinae ecclesiae antistiti vigilantissimo, domino et fratri in Christo semper venerando u .

r in der Vorlage hae.
s hic am Rande nachgetragen.
t wohl irrtümlich für praesidentes.
u Darunter von Vadians Hand: Meister Heinrichen Bullinger. Zürich. Neben der Adresse von Bullingers Hand (Text am Rand beschädigt): Der tag zu Worm[s].
41 Abgeordnete König Ferdinands waren Georg von Tessingen (Bischof von Seckau), Friedrich Nausea, Johannes Cochläus, Gallus Müller und Martin Kugelin; s. u. a. ADRG II/2 958, 5-10.