[1527]
Autograph: Zürich StA, E II 350, 461-464 (Siegel)
Mitteilungen aus einem Brief Martin Frechts an Vadian [Vadian BW VI 30-33, Nr. 1173]: Die
Truppen [König] Ferdinands [I.] haben am 13. Mai mit dem Angriff auf Buda begonnen, die
türkische Besatzung ist aber stark und ein mächtiges, den Truppen Ferdinands zahlenmäßig
weit überlegenes Entsatzheer ist unterwegs; die Belagerer mussten an einem einzigen Tag mit
600 schweren Geschossen fertig werden, große Verluste entstanden daraus allerdings nicht;
Kaiser [Karl V.] will nach Regelung der Religionsfrage möglichst bald über die Türkenhilfe
verhandeln. [Johannes] Eck ist erkrankt und konnte mehrere Tage nicht am Gespräch [in
Regensburg] teilnehmen; dort wurde intensiv über die Eucharistie und Buße disputiert, die
Protestanten lehnten die Forderung der Gegenseite betreffend die Verehrung der Hostie und
die Beichte ab; der Kaiser steht von verschiedenen Seiten unter Druck; Philipp [Melanchthon]
und [Martin] Bucer sind damit befasst, über die geklärten und die noch offenen Fragen
Bericht zu erstatten; der Rechtfertigungsartikel hat die protestantische Deutung bewahrt. Vadian
erwartet, dass der Kaiser einen temporären Frieden anstrebt und in der Zwischenzeit einBriefe_Vol_11_210 arpa
neues "julianisches Edikt" erlässt, das den Gläubigen eine gewisse Sicherheit gibt; ist skeptisch
bezüglich der Möglichkeit einer Reform der [römischen] Kirche, es braucht viel Zeit,
alteingesessene Irrtümer und Verhaltensweisen zu korrigieren. Frechts Brief datiert vom 28.
[richtig: 24.] Mai. Gruß.
[Gedruckt: Vadian BW VI 34-36, Nr. 1175.]