Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[127]

Peter Im Haag an
Bullinger
[Bern],
27. August 1532

Autograph: Zürich StA, E II 355,49. Siegelspur. —Ungedruckt

Spricht sich, in Beantwortung von Bullingers Brief, gegen den Gedanken aus, die eidgenössischen Bündnisse mit den V Orten aufzulösen und die Gemeinen Herrschaften mit diesen zu teilen. Schlägt einen Städtetag vor, auf dem über den Plan geredet werden soll.

Die gnad gotes sig mit allen, die mit warheit nach got iffrend 1 etc., bevor, lieber her und bruder.

Wuier [!]2 schriben 3 han ich wol ferstanden. Kan ich jeczmal nit comlich 4 antwurt geben; dan mich der handel eben schwer wil ansechen 5 , semliche meinung anzegriffen 6 . Dan zu besorgen 7 , mit den puinden uffzusagen 8 geben wier ursach, das sy 9 mogend anderschwo by fuirsten und herren sich ferpuinden. Der teilung 10 geben wier die, so gotes wortt anhengig 11 in den gmeinen herschaften 12 und von uns geteilt wurden 13 , grad uff die metzgbenck. Duncktt mich und ander from erenluit 14 entweders 15 nutzlich. Kriegen zu diser zitt ist nit gut, wie ier selbs schribend. Aber under allem mus man denocht sorg haben 16 , in hoffnig, got werd gnad bewissen. Duecht mich gut, das unser vögtt im Ergöuw 17 ein schiessott 18 ansechend 19 , als vorhanden ist 20 , und ier, unser lieb brüder und ander mitbrüder zu Bremgarten, in Frien Emptren etc., und aber ander der glichen mer zusamen kemend und alda red von disen dingen hetend, und dan uff das ein burger oder a brüderlicher tag, etwa von drien oder fier steten 21 , zesamen kemend und red darvon hieltind. Friburg und

a vor oder gestrichen tag.
1 auf Gott ihren Eifer richten.
2 Euer.
3 Nicht erhalten.
4 passende, günstige (SI III 285f).
5 die Angelegenheit dünkt mich schwer (SI VII 557).
6 in Angriff zu nehmen (SI II 714).
7 zu befürchten (SI VII 1313f) ist.
8 zu kündigen (SI VII 402). — Es handelt sich um die Auflösung bzw. Kündigung des eidgenössischen Bündnisses mit den V Orten, die Bullinger in seinem vorausgegangenen Brief offenbar vorgeschlagen hatte. Bullingers ausführlicher Vorschlag in dieser Angelegenheit: «Radtschlag, wie man möge vor kriegen sin und der V Orten tyranny abkummenn», September 1532, Zürich ZB, Ms F 95, Nr. 8, 122r.—131v. (Autograph) und Zürich StA, A 238.1 (Abschrift von Heinrich Utinger); gedruckt: ASchweizerRef V 176. Auf Grund des vorliegenden Briefes scheint es wahrscheinlich, daß Bullinger eine frühere und vermutlich kürzere Fassung dieses Planes bereits im August nach Bern gesandt hatte, s. Hans Ulrich Bächtold Bullinger und die Krise der Zürcher Reformation im Jahre 1532, in: HBGesA I 283f.
9 die V Orte.
10 durch die Gebietsaufteilung.
11 anhängen, Anhänger sind.
12 Zur schwierigen Lage der evangelisch Gesinnten in den von den Eidgenossen gemeinsam bzw. der Reihe nach verwalteten Gemeinen Herrschaften infolge des Zweiten Landfriedens von 1531 vgl. u. a. HBRG III 306-314.
13 Nämlich solche, die den V Orten zugeteilt würden.
14 tüchtige, angesehene Ehrenleute; vgl. Veronika Günther, «Fromm» in der Zürcher Reformation. Eine wortgeschichtliche Untersuchung, Diss. phil. Basel, Winterthur 1955, S. 17-25.
15 keines von beiden.
16 vorsichtig, wachsam sein.
17 Der bis 1798 zu Bern gehörende Teil des Aargaus.
18 Wettschießen, Schützenfest (SI VIII 1437). — Ob dieses geplante Schützenfest im Aargau durchgeführt wurde, ist sonst nicht bekannt.
19 anordnen, veranstalten (SI VII 555).
20 bevorsteht (SI II 1391).
21 Tagung von drei oder vier (evangelischen) Städten. Berchtold Haller erwähnt am 7. Oktober 1532 den Plan eines Städtetages in


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Soloturn halb 22 ist grad fergeben 23 zu diser zitt. Helffend ouch, das des schiessend 24 fuirgan 25 .

Gott ferlich uns allen sin gnad.

Dattum uff dem 27. tag ougsten im 32. jar.

Wuier [!]gutwiliger Petter im Hag.

[Adresse auf der Rückseite:] Dem errenden, fromen und glerten herren Heinrich Bullinger, minem lieben und guten fruind etc., ze Zuirich.