Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[1541]

Joachim Vadian an
Bullinger
St. Gallen,
30. Juni 1541

Autograph: Zürich StA, E II 350, 436-435[!] (Siegel)

Hat Rudolf [Gwalthers] und [Johannes] Pistorius' Briefe [vom Regensburger Religionsgespräch] [Nr. 1523f]gelesen und sich darüber gefreut, dass deren Berichte mit den seinigen übereinstimmen; dankt zusammen mit Dominik [Zili] und [Johann Valentin]Furtmüller für die Übersendung der Briefe; sie leiten die Nachrichten auch an die benachbarten Kirchen weiter. Gott ist zu danken dafür, dass die Protestanten am Religionsgespräch ihre Position vertreten können; falls das Gespräch auch nicht zum gewünschten Religionsvergleich führen sollte, so wird es langfristig dennoch der Sache des Glaubens dienen. Gemäß zuverlässigen Quellen ist das Heer [König] Ferdinands (I.] vernichtend geschlagen und in die Flucht gezwungen worden, es sind über 10'000 Opfer zu beklagen; der durch Feuer vom Himmel ausgelöste Brand der Prager Burg und Kathedrale sowie des umliegenden Viertels ca. am 15. Mai [richtig: 2. Juni] ist als Vorzeichen dieser Niederlage zu sehen. Ob es wohl zutrifft, dass die jüngste Niederlage und die Stärke der Türken der Haltung des Papstes [Paul III.] und des französischen Königs [Franz J.]zuzuschreiben sind, und dass jener in der Eidgenossenschaft Truppen für den Türkenkrieg anwirbt, um seine Haltung zu verschleiern, dieser aber dasselbe tut, um eidgenössische Truppenkontingente für [Kaiser] Karl [V.] zu verhindern? Gruß.

[Gedruckt: Vadian BW VI 43f, Nr. 1181.]