Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[1570]

Bullinger an
Joachim Vadian
[Zürich],
22. September 1541

Autograph: St. Gallen, Kantonsbibliothek (Vadiana), Ms 34 (VBS V), 66 (Siegelspur)

Bittet um Verständnis, dass er wegen seiner Arbeitsbelastung nicht so oft schreiben kann; seine Predigttätigkeit, der Vorlesungsbesuch, die kirchlichen und häuslichen Angelegenheiten, die persönlichen und brieflichen Kontakte sowie die Arbeit an seinen exegetischen Werken nehmen seine ganze Zeit in Anspruch. Die Pest hat in Zürich bislang erst wenige Opfer gefordert, im Gegensatz zu Bern - wie der Lenzburger Prädikant [Diebold Etter]persönlich mitteilte -, wo in zwei Tagen mehr als 80 Opfer zu beklagen waren; allerdings betraf es keinen der Stadtpfarrer und Ratsherren. Bullinger arbeitet am 14.[!] Buch seines Matthäuskommentars [HBBibl I 144] und schickt Vadian eine Probe; der Kommentar ist von maßvollem Umfang, Bullinger mag überdimensionierte und weitschweifige Bücher nicht. [Rudolf] Gwalther beschäftigt sich intensiv mit der Dichtkunst und übersendet ebenfalls eine Probe; Bullinger bittet Vadian, Gwalther -der die Tochter Zwinglis [Regula]geheiratet hat - zu schreiben und ihn zu ermuntern, mit seinen Studien fortzufahren. [Christoph]Froschauer ist noch nicht aus Frankfurt zurückgekehrt, seine Rückkehr wird binnen acht Tagen erwartet; etwaige Neuigkeiten wird Bullinger Vadian übermitteln. Erbittet Neuigkeiten zum Türkenkrieg; wenn sich die Menschen nicht zu Gott wenden, wird sich die Situation nicht bessern; ähnlich hat Gott früher zur Bestrafung der widerspenstigen Menschen auch schon Sanherib, Thiglath-Pileser und Nebukadnezar eingesetzt. Bullingers Mutter [Anna, geb. Wiederkehr] ist [am 16. August] verstorben.

[Gedruckt: Vadian BW VI 73f, Nr. 1199.]

aw In der Vorlage korrigiert aus 9.
ax ac excommunicacionem über der Zeile besser lesbar wiederholt.