Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[1615]

Meier und
Rat von Biel an
die Pfarrer und Lehrer von Zürich
Biel,
27. März 1542

Original: Zürich StA, E II 359, 2799 (Siegelspur) Ungedruckt

Dank für die Vermittlung eines Nachfolgers für den verstorbenen [Johannes]Rhellikan; Bitte um weiteren Beistand in dieser gefährlichen Zeit, damit das Werk Gottes Bestand hat und [die ungenannten Gegner] keine Unruhe und Zwietracht in der Kirche stiften können. Wollen weiterhin auf die Freundschaft mit Zürich setzen und sichern Michael [Schlatter]und [Johann Leopold Frey] ihr Wohlwollen zu.

Unser fründtschafft, guttwilligkeitt sambt allem, so wir eeren, liebß und gutts vermögen, zuvor.

Hoch und wolgelertte herren, insonders getrüwe gönner und fürgeliebte fründ und brüder, üwern gar emmsigen und ernsthafften fliß uff den schädlichen und leidbaren 2 tod unsers frommen und getrüwen vorstenders 3 , her Rellicani, unß mitt einem redlichen, dapfferen 4 lerer (und daß on verzug) zu versehen, 5 habent wir wol befunden, allda 6 unß üch nitt minder dann die üwern selbß angelegen sin vermerckt und verstanden, deß wir üch, unsern fürgeliebten, hochen danck (alß wir billich söllen) mitt erbietten aller dienstbarkeitt und trüwer erkantnuß wüssen und sagen. 7 Wöllent darby üwer lieb gebetten han, unß allweg furterhin 8 wie bißhar für 9 befolhen und uff unsere kilchen trüw uffsechen ze haben, damitt daß werch gottes, so by uns durch fromme, dapffere und gelertte männer gepflantzet, in heilsamem uffwachsen und wirigem 10 bestand blibe und der satan sin verwirtten 11 samen under unß nitt inbringe, 12 dardurch wir in zwispaltig meinung (wider das wir bißhar gelernet) gfürt werden, wie dann ettliche vermeint und sich ouch gern deß undernommen hetten. Der herr wöll aber unß (bitten wir) in siner waren gebnen 13 und noch wärender leer gnädigklich erhalten, alß wir daran ouch gar nitt zwifeln, dwil 14 wir sin vätterlichen bistand an üch, unsern fürgeliebten herren und brüdern, ougenschinlich sehen und empfinden. Wiewol unß

1 Vgl. HBBW XI, S. 168, Anm. 1.
2 Schaden und Leid bringenden.
3 Vorstehers.
4 tüchtigen.
5 Vgl. oben Nr. 1598f.
6 dabei.
7 Ein Zürcher Schreiben mit einem Beschluss betreffend die von Biel gewünschte Neubesetzung der Pfarr- und Schulmeisterstelle ist nicht erhalten. Die Wahl
fiel (s. u.) auf Michael Schlatter und Johann Leopold Frey.
8 weiterhin, immer.
9 weiter.
10 dauerhaftem, fortwährendem.
11 Unheil bringenden, Verwirrung stiftenden.
12 Vgl. Mt 13, 25.
13 gegebenen.
14 da.


Briefe_Vol_12_061arpa

daß verbittert und heiter under ougen uffgrupfft und verwissen wirtt 15 , muß uns aber nitt irren, sonder unser trost und zuversicht, hertz und gmütt in diserm und andern fälen in einhäligkeitt deß gloubens mitt gott, der ein stiffter warer lieb, fründschafft und fridens ist, stif 16 und dapffer zu üch haben und setzen unangsehen jemandß. Wöllent ouch herren Michel 17 , unsern jetzigen predicanten, sambt dem schulmeister 18 , sich alleß guttes gegen unß zu versehen, getrösten 19 ; nitt anders sy ouch hinder unß gespüren werden. Die gnad deß herrn sye mit unß allen.

Datum zu Biel, uff mentag nach iudica 20 anno etc. 42.

Meyer und raat

der statt Biel.

[Adresse auf der Rückseite:] Den hoch und wolgelertten, erwürdigen, frommen herren pfarrer, predicanten und läser der statt Zürich, unsern insonders getrüwen herren und fründen.