[1622]
Guillaume Farel an
die Pfarrer und Lehrer von Zürich
Neuenburg,
19. April 1542
Autograph: Zürich StA, E II 337a, 345r.-346v. (Siegelspur)Schon Christus selbst hat bezeugt, wie nötig die Einheit der Gläubigen ist; ohne die große
Geschlossenheit der [Neuenburger] Pfarrer und der Nachbarkirchen hätte ihre Kirche dem
Angriff Satans nicht standhalten können. Durch ihr Schreiben [Nr. 1585] haben die Zürcher
den Neuenburgern den Weg zur erfolgreichen Abwehr des Feindes gewiesen. Dank ihrer
Erinnerung an die Pflichten eines jeden [Standes] hat Farel die Kraft zum Durchhalten gefunden,
nachdem er während seines Aufenthalts in Basel [im Sommer 1538] noch gewünscht
hatte, der Berufung in dieses Amt zu entgehen. Ohne ihren Zuspruch wäre er verzweifelt; für
ihre Unterstützung weiß er sich zu höchstem Dank verpflichtet. Hat auf Bitten Calvins, Virets
und des Genfer Rats die Genfer Kirche besucht, die von Viret und Calvin unter großen Mühen
wieder aufgebaut wird. Ein Abzug Virets würde das ganze Werk, das auch für Frankreich von
großer Bedeutung ist, gefährden; um dies zu verhindern, sollen die Zürcher Pfarrer auf die
Berner Kirche einwirken. Gemeinsam mit dem [Zürcher] Rat sollen sie auf die Überwindung
des Zwiespalts [zwischen Bern und Genf] hinwirken, wofür sich sowohl Viret und Calvin als
auch er selbst bereits eingesetzt haben. Eine so bedeutende Kirche wie jene von Genf wird von
Satan ganz besonders angefochten, wie es schon in Korinth geschah; Christus möge geben,
dass alle Glieder zur Auferbauung des Leibes beitragen [Eph 4, 16]. Grüße, auch an Bürgermeister
[Diethelm Röist] und Rat.
[Gedruckt: CO XI 385-389, Nr. 392; Con. des réformateurs VII 456-461,
Nr. 1108.]