Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[1700]

Martin Frecht an
Bullinger
Ulm,
9. Dezember 1542

Autograph: Zürich StA, E II 343a, 262r.-v. (Siegelspur) Ungedruckt

Die schlimmen Zeiten hindern ihn daran, angemessen auf Bullingers Brief zu antworten; der Tod treuer Diener Christi enthebt diese dem Leiden, bedeutet aber für die Kirche einen schweren Verlust. Hat Vadian [am 4. Dezember]gebeten, [Nachrichten] an Bullinger weiterzuleiten; nun sind die aus Nürnberg zurückkehrenden Zürcher doch noch eingetroffen, die er bereits zu Hause wähnte. Hat durch [Johannes] Brenz eine Schrift von Sebastian Coccyus erhalten, die sich gegen ein Büchlein Schwenckfelds richtet; Bullingers Verteidigung der [von Schwenckfeld so genannten]"Kreaturisten" ist etwas knapp ausgefallen; Frecht will Vadians Schrift über 13 Irrtümer Schwenckfelds nach Nürnberg und Wittenberg schicken und rühmt den [von Bullinger herausgegebenen]Auszug aus Vadians [anti-schwenckfeldischen]Schriften, den er Brenz übersendet; Schwenckfeld erklärte zwar am Tisch Ludwigs von Freyberg, dieses Büchlein bestärke ihn in seiner Haltung, doch ihm fehlt Bildung und Menschenverstand, wie auch Luther sagt. Das [habsburgische] Heer ist in Ungarn nicht durch die Türken besiegt worden; an den schweren Verlusten sollen vielmehr äußere Umstände, Unfähigkeit, Verrat und Geschäftemacherei schuld sein. [Die niederländische Statthalterin] Maria hat Jülich und Kleve wieder besetzt, die Verteidiger hinrichten lassen und die Einwohner unter erniedrigenden Umständen vertrieben. Es heißt, Kaiser [Karl V.]sei in Genua angekommen und beabsichtige, den Reichstag in Nürnberg zu besuchen und den Krieg in Ungarn zu erneuern; man vermutet, er suche die Unterstützung [Philipps von Hessen]weniger gegen den türkischen [Sultan Suleiman I.] als gegen den französischen [König Franz I.], dessen Türkenfreundlichkeit ein Pasquill beschreibt. Im Krieg um Jülich droht eine Verwicklung des sächsischen Kurfürsten [Johann Friedrich] und des dänischen Königs [Christian III.]. Herzog [Heinrich] von Braunschweig soll sich in Landshut aufhalten. Grüße, besonders an Pellikan und Rudolf [Gwalther]. Schwenckfeld freut sich über die Uneinigkeit der Theologen, wie sie sich an zwei Pfarrern in der Herrschaft seines Gastgebers [Ludwig von Freyberg]zeigt; der Zwinglianer [Georg Keller] bestreitet gegenüber dem Lutheraner [Anton Ornberger] die Berechtigung des Redens vom "Darreichen" des Leibes Christi, obwohl man sich in Basel [1536]darauf geeinigt hat; da der Zwinglianer viel auf die Schriften Bullingers und Calvins gibt, bittet Frecht um eine schriftliche Stellungnahme Bullingers. Bernhard Besserer ist gestorben, ebenso der krank aus Ungarn zurückgekehrte Martin Fuchs. Dank für die übersandten Büchlein.

S. in domino, clarissime Bullingere.

Quam vellem ego pro dignitate respondere literis 1 tuis amoris doctaeque munificentiae plenissimis! Sed partim mea me remoratur balbuties, partim vero impediunt publicae illae calamitates et extrema periculosa tempora, quae ea sunt, ut vix vivere, nedum scribere libeat et, ut tu scribis, etiam privatus foelix ob tam luctuosas communes calamitates plus nimium se infoelicem existimare debeat. Quis enim cum eximio illo Threnorum artifice non eiulans exclamet: "Quis nostro capiti dabit aquam et oculis nostris fontem lachrymarum" [Jer 9, 1], ut tam fidelium Christi ministrorum mortem 2 ut

1 Bullingers Brief ist nicht erhalten, vgl. aber die Bemerkungen zu dessen Inhalt im
unten Anm. 5 erwähnten Brief Frechts an Vadian (Vadian BW VI 176).


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super mortem unigenitorum et Iosiarum 3 plangamus. Recte enim tu scribis huiusmodi multos hinc tolli, ne superventura mala videant. Gratulabimur itaque eis beatiss[imam] hanc sortem suam, quod iam extra mortalium pressuras collocati illo, cui credidere et bonum certamen certarunt 4 , nunc securi fruuntur. Sed ecclesiae Christi condolemus, quae tot electis domini organis destituitur, quod damnum, ut nunc habent tempora, aegre sarcitur.

Caeterum hisce diebus clarissimo d. Vadiano scripsi 5 rogitans, ut tibi communicet, quae ad eum dedi. Existimavi vestros e Norinberga iampridem domum rediisse, 6 et preter expectationem heri ad noctem mihi narratum, ut huc redierint, qui summo mane remigrare ad vos statuerint.

Brentius, qui a in anno nihil ad me b , heri tamen satis amanter scripsit 7 et misit confutationem ludimagistri Sebastiani Coccii 8 super Schwenckfeldii libello 9 Cattorum principi 10 dedicato. Tu satis solide, sed nimis breviter, ut tua pace hoc scribam, miseros creaturistas 11 ab insolentia nobilis illius creatoristae Schwenckfeldii asseruisti. 12 Vadianus 13 errores e libris illius spermologi 13 sublectos ad me misit, 14 quos descriptos Norinbergam hincque

a qui über der Zeile nachgetragen.
b nach me gestrichenes scripsit.
2 Bullinger hatte sich zum Tod von Johannes Zwick und Leo Jud geäußert (s. ebd.).
3 Zur Klage über den Tod des Königs Josia vgl. 2 Chr 35, 25.
4 1 Tim 6, 12; 2 Tim 4, 7.
5 Vadian BW VI 175-177, Nr. 1269 (4. Dezember 1542).
6 Zur Reise von Zunftmeister Hans Wegmann nach Nürnberg vgl. oben Nr. 1693, 41f, und unten Nr. 1705; über weitere Mitreisende ist sonst nichts bekannt.
7 Frechts Briefwechsel mit Johannes Brenz ist nicht erhalten.
8 Sebastian Coccyus (Gauch), von Cannstatt, geb. 1504/05, gest. 1562, stand seit 1533 der Lateinschule in Schwäbisch Hall vor, an der er bereits ca. 1527-1531 als Kollaborator gewirkt hatte; dazwischen unterrichtete er 1531 in Schwabach und 1532 in Dinkelsbühl. In enger Verbindung mit Brenz widmete er sich nicht nur der Verbesserung des Schulwesens, sondern auch dem publizistischen Kampf gegen Schwenckfeld. Vom Interim vertrieben, immatrikulierte er sich 1547 in Heidelberg. 1548 war er Superintendent und Lesemeister am Stift in Öhringen (Hohenlohe-Kr., Baden-Württemberg); ab 1551
lebte er als Erzieher Prinz Eberhards am württembergischen Hof. Die 1542 verfasste, aber anscheinend erst 1543 gedruckte Schrift "Kurtze verzeychnuß Sebastiani Coccyi Constatini auff herr Caspar Schwenckfelders büchlein von der göttlichen herrligkeyt der menscheyt Christi in der glorien etc. [...]", s. 1. 1543 (VD 16 C 4236; vgl. CSch VIII 798-820, Nr. CCCCXXVII erhielt Bullinger im Frühjahr 1543 durch Ambrosius Blarer (s. Blarer BW II 178). - Lit.: Otto Haug, in: NDB VIII 303f.
9 C[aspar] S[chwenckfeld], Von der göttlichen herrlichait der menschait Christi in der glorien [...], s. 1. 1542 (VD 16 S 5048; CSch VIII 1-23, Nr. CCCLV).
10 Landgraf Philipp von Hessen.
11 Als "Creaturisten"bezeichnete Schwenckfeld seine Gegner, da diese die Geschöpflichkeit des erhöhten Christus lehrten; vgl. CSch VI 123, 11; 374, 16-18.
12 Frecht bezieht sich auf die in Bullingers Matthäuskommentar eingestreute Kritik an Schwenckfeld (vgl. oben Nr. 1673, Anm. 5), wo Bullinger u. a. auf den Neologismus "creaturistae" eingeht (aaO, f. 165r.).
13 Vgl. Apg 17, 18.
14 Vadian hatte Frecht leihweise das Autograph dieser Schrift zugesandt (s. Vadian


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Wittenpergam mittendos curabo. 15 Vos, observandi fratres, optimam ecclesiae Christi operam prestitistis, cum e Vadiani libris libellum adfabre collectum edidistis Germanice. 16 Hunc libellum mitto hodie Halam Svevorum ad Brentium, et nemo non piorum et doctorum illum magnopere comprobat et celebrat. Vos pergite et alia date, etsi o greek ille chrestologus 17 hunc libellum elevet et veluti e sublimi despiciat. Fertur enim in Öpfingen 18 , pago ad Danubium, in mensa nobilis Lutzs a Freybergs 19 dixisse se c potius myriade auri carere velle quam isto libello, e quo in sua potius confirmetur opinione quam infirmetur. O impudentem insolentiam hominis nulla literatura prediti et sensu communi carentis! Ita enim audio Lutherum vocare hunc chrestologum. 20

De Hungaricis rebus 21 quid rescribam? Noster exercitus non quidem a Turcis turpiter aut fugatus aut cesus est, sed intemperabile damnum passus est vel ducum ignavia vel cum Turcis collusione. 22 Hoc ferunt constanter: ex nostris non ultra 600 cecidisse in oppugnatione Pestae et crebris velitationibus

c vor se gestrichenes sa[?].
BW VI 172. 175f), die (wohl erst im Frühjahr 1543) auch im Druck erschien: "Dreyzehen namhaffter irrthumb Gaspar Schwenckfelds, außzogen auß seinen büchern, die er hat lassen ußgon von dem bekenntniß und der glori Christi [...]", [Zürich (Christoph Froschauer)] s. a. (VD 16 V 18). Zur Datierung des Drucks vgl. CSch VIII 627f.
15 Bereits am 16. November hatte Frecht Vadian mitgeteilt, er werde eine Abschrift von dessen Werk an Osiander und Veit Dietrich sowie durch diese an Melanchthon senden; vgl. Vadian BW VI 172. 175f.
16 "Grundtlicher bericht unnd außzug auß herren doctorn Joachimen von Watt bücheren [...]anzeigend, ob Christus der herr auch in seiner glori nach seinem angenommnen fleisch creatur sye oder nit [...], [Zürich (Christoph Froschauer) 1542] (HBBibl I 707; BZD C 315; VD 16 V 3). In Ulm war diese Publikation, die wegen einer graphischen Darstellung zur Christologie als "Zirkelbüchlein"verspottet wurde, bereits am 7. November bekannt; s. Vadian BW VI 168.
17 Vgl. Röm 16, 18.
18 Öpfingen (Alb-Donau-Kr., Baden-Württemberg).
19 Ludwig (Lutz) von Freyberg-Angelberg (1468-1545), Herr zu Opfingen und Justingen, seit 1537 auch Bürger von Ulm, förderte in seinem kleinen Territorium ab Mitte der 1530er Jahre die Reformation. Sein Sohn Georg Ludwig (1507-1562), für den der Vater 1530 die Herrschaft Justingen erworben hatte, war ein Anhänger Schwenckfelds und gewährte diesem nach seiner Vertreibung aus Ulm 1539 Zuflucht auf Schloss Justingen. - Lit.: Franz Michael Weber, Kaspar Schwenckfeld und seine Anhänger in den freybergischen Herrschaften Justingen und Opfingen. Ein Beitrag zur Reformationsgeschichte im Alb-Donau-Raum, Stuttgart 1962. -Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Reihe B, Bd. 19, bes. S. 1f. 12-38. 129.
20 Vgl. etwa das Urteil in Luthers Vorrede zu seiner Disputation de divinitate et humanitate Christi von 1540 (WA XXXIX/2 97, 6-9).
21 Bullinger hatte sich in seinem Brief offenbar zur gescheiterten Belagerung von Pest geäußert; zur aktuellen Nachrichtenlage vgl. oben Nr. 1699, 24-33.
22 Zu den zahlreich umlaufenden Verdächtigungen vgl. ebd.


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cum Turcis agitatis, verum partim frigore, inedia, morbis, partim Hungarorum crudelibus artibus 20'000 desyderata. Qui in bello sua etiam monopolia et venantias 23 , ut vocant, exercent, misere adflixerunt nostros. Verum de iis alias latius.

Regina Maria denuo recuperavit luliacensem et Clivensem ditionem 24 et milites omnes in presidio positos trucidari iussit civibus proscriptis hoc ignominioso schemate: Solis indusiis vestiti et baculum in manibus gestantes coacti sunt cives ex urbibus migrare et solum vertere.

Fama est cesarem adpulisse Genuam 25 et hinc in Germaniam profecturum, ut Norinbergae comitiis presideat 26 et in Pannoniis bellum instauret. Plerosque subolet cesarem velle Cattorum principis opera uti magis contra Gallum lum 27 quam Turcam 28 , etsi pasquillus Gallo-Turcam suis pingat coloribus. 29

Dominus compescat hanc tempestatem in luliacensi agro, ne huic involvatur etiam elector Saxo 30 et rex Daniae 31 , qui forte non facile deserent adfinem et socium. 32

Dux Brunsvicensis 33 fertur Lantshutae apud Bavarum Ludovicum 34 degere. 35

Plura non possum. Boni ergo qualiacunque ista consule et reverenter me tuis charissimis symmystis commenda, quos et nostri resalutant mecum, inprimis venerandum senem Pellicanum et Rodolphum, sanctae memoriae Leonis Iudae successorem. 36

23 Der Zusammenhang lässt vermuten, dass Frecht mit seiner Wortbildung auf den wucherischen "Fürkauf" zielt (vgl. etwa Grimm IV/I 1 754f).
24 Der erneute Vorstoß der Truppen der niederländischen Statthalterin war wenig erfolgreich; vgl. Heidrich, Erbfolgestreit 74. -Zu diesem und den folgenden Gerüchten vgl. auch Vadian BW VI 176.
25 Das Gerücht ist unzutreffend; Kaiser Karl V. hielt sich zu diesem Zeitpunkt in Spanien auf (vgl. Stälin 576).
26 Der Reichstag zu Nürnberg war um einen Monat auf den 14. Dezember 1542 verschoben worden, verbunden mit der Ankündigung, der Kaiser werde selbst daran teilnehmen; vgl. PC III 336; Heidrich, Karl V. 108.
27 König Franz I. von Frankreich.
28 Sultan Suleiman I.
29 Gemeint ist offenbar der gegen das französisch-türkische Bündnis gerichtete "Pasquillus Romanus in novos mameluchos Turcogallos [...]", [s. 1., s. a.] (Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Yh 987; vgl. auch Carl Göllner,
Turcica. Die europäischen Türkendrucke des XVI. Jahrhunderts, J. Bd., Bukarest-Berlin 1961, Nr. 769).
30 Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen.
31 König Christian III. von Dänemark.
32 Sibylle, die Ehefrau des sächsischen Kurfürsten, war eine Schwester Herzog Wilhelms von Jülich, Berg und Kleve (vgl. HBBW IV, S. 287, Anm. 20). Dessen Bemühungen um ein festes Bündnis mit den protestantischen Fürsten waren allerdings gescheitert; vgl. Heidrich, Erbfolgestreit 29-40.
33 Herzog Heinrich von Braunschweig-Wolfenbüttel.
34 Herzog Ludwig X. von Bayern.
35 Vgl. oben Nr. 1650, Anm. 9.
36 Rudolf Gwalther war am 2. Juli 1542 von der Kirchgemeinde St. Peter zum Nachfolger des am 19. Juni verstorbenen Leo Jud gewählt worden; vgl. seine diesbezügliche Notiz auf dem Vorsatzblatt seines griechischen Neuen Testaments (Zürich ZB, Bibi 34 p; für den Hinweis danken wir lic. phil. Kurt Jakob Rüetschi).


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Si non molestum esset, orarem te vehementer, ut rescribere ad me non gravareris de mita concordia in causa ||262v. sacramentaria. Schwenck[feldius] enim, ecclesiae turbator, angue et cane peius odit 37 syncretismum et sanctam consensionem doctorum in ecclesia. Hospes Schwenckfeldii, nobilis quidam, 38 habet duos praedicatores, quorum unus videtur nobis admodum crassus, ut vocant, Lutheranus esse, 39 alter vero crassus Zwinglianus, 40 qui videtur negare hoc, quod Basileae tamen dei gratia transactum est, ministerio ecclesiae corpus Christi in coena credentibus exhiberi, 41 subinde hoc urgens: Christus dixit: "Ego dabo" [Joh 6, 51 (Vulg. 52)] etc., quasi ista pugnent. Christus ut autor dat et quidem solus, tamen per ecclesiae ministerium. Ex isto dissidio Schwenck[feldius] occasionem arripit sese et suam Silesiacam opinionem defensurus et pasturus ministrorum dissensione animum et oculos suos. Gravat nos invidia, quasi in maximis mysteriis dissentiamus. Rogo ergo, aliquid perscribas, quod seniori nimis, ut cum pace eius dicam, crasse zwinglizanti ostendam. Nam tui nominis studiosus est et avidus lector lucubrationum tuarum. Sic et Calvinum nostrum merito suspicit, cuius etiam scriptis ille testatur se stare velle.

Consul noster Bernhartus Besserer de republica nostra bene meritus obdormiit in domino 42 , et Martinus Fuchsius 43 egrotus ex Pannoniis rediens huc, ubi Christum predicavit, ad dominum hinc migravit.

37 Adagia, 2, 9, 63 (LB II 676f).
38 Gemeint ist der oben erwähnte Ludwig von Freyberg.
39 Der lutherisch gesinnte Anton Ornberger (Or[elnberger) war 1542-1544 Pfarrer in Griesingen (Alb-Donau-Kr., Baden-Württemberg) und anschließend im württembergischen Heidenheim, wo er 1547 starb. -Lit.: CSch VIII 312-317; Weber, aaO, S. 32.
40 Georg Keller, gen. Schramm Jörg, erhielt 1515 ein Pfründe in Ulm, wo er bald zu den ersten evangelisch gesinnten Geistlichen gehörte. 1536 trat er als scharfer Gegner der Wittenberger Konkordie in Erscheinung. Nachdem er wegen seiner Polemik - insbesondere gegen Frecht - sein Amt als Helfer verloren hatte, wurde er Pfarrer im freybergischen Öpfingen. Der Konflikt schwelte noch längere Zeit weiter (vgl. auch Blarer BW II, Reg. s. v. Keller, Georg); letztmals ist von Keller die Rede, als er am 31. Juli 1544 vom Ulmer Rat ermahnt wurde, sich an das Augsburgische Bekenntnis zu halten. -Lit.: Theodor Keim, Reformationsgeschichte der Reichsstadt Ulm. Ein Beitrag zur schwäbischen und deutschen Reformationsgeschichte,
Stuttgart 1851, S. 34. 37. 98. 336. 348-353; [Karl Fr.]Keidel, Ulmische Reformationsakten von 1531 und 1532, in: Württembergische Vierteljahrshefte für Landesgeschichte IV, 1895, S. 255-342 (hier S. 278, Anm. 5, und Reg.); CSch VIII 309-311; Weber, aaO, S. 25-27; Paul Hofer, Die Reformation im Ulmer Landgebiet -religiöse, wirtschaftliche und soziale Aspekte, Diss. phil. Tübingen 1977, S. 160.
41 Frecht bezieht sich auf Art. XXII[XXIII] des Ersten Helvetischen Bekenntnisses von 1536 (Schaff III 225-227). Obwohl der Begriff dort zu finden ist, vermied es Bullinger, vom "Darreichen" des Leibes Christi zu reden; vgl. oben Nr. 1685, 38-46.
42 Am 21. November, s. Max Huber, in: NDB II 183.
43 Martin Fuchs, von Esslingen, studierte ab 1510 in Tübingen und wurde 1519 Kaplan in seiner Heimatstadt, wo er schon bald reformatorisch predigte. 1524 musste er fliehen und wurde Helfer im badischen Ettlingen (Kr. Karlsruhe); nachdem er 1528 auch von dort vertrieben worden war, wirkte er ab 1529 als Pfarrer in Bennwil


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Bene vale, observande Bullingere, cui summas ago gratias pro missis libellis 44 ; meum tandem erit etiam referre et paria aut pro mea voluntate maiora facere.

Raptim, Ulmae, 9. decembris 1542.

T[uae] cl[aritudinis] Martinus

Frechtus totus

ex animo.

[Adresse darunter:] Clarissimo Tigurinae ecclesiae antistiti d. Heynricho Bullingero, d[omino] et fratri cumprimis observando. Zürch.