Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[1758]

[Georg Maurer ] an
Bullinger
[Memmingen,
Ende Juni /Anfang Juli 1543]

Autograph a : Zürich StA, E II 343a, 283a Ungedruckt

Felix Pfest wurde auf den Städtetag [vom 8. Juli] in Frankfurt abgeordnet. Kaiser [Karl V] soll wegen des Krieges in den Niederlanden auf dem Weg nach Süddeutschland sein; laut

a potius über der Zeile nachgetragen.
b semper über der Zeile nachgetragen.
1 Unbekannt.
2 Adagia, 1, 8, 19 (LB II 307).
3 Gemeint ist der türkische Sultan Suleiman I.
4 Vgl. Joh 15, 16.
a Mit Randbemerkung Bullingers: Nudius tertius ista a Memmingensi scriba accepi. Auf der Rückseite ein durchgestrichenes Fragment eines Schreibens von Maurer.
1 Georg Maurer war 1524-1549 Stadtschreiber von Memmingen und wurde häufig zu Tagungen entsandt. Er korrespondierte u. a. mit Zwingli, Bucer und


Briefe_Vol_13-162arpa

zuverlässigen Informationen ist der Türke [Sultan Suleiman I.]persönlich mit einem Heer von 300'000 Mann am selben Tag in Belgrad angekommen wie der Kaiser in Genua [25. Mai 1543] und zieht auf Wien zu; er befindet sich jetzt wohl in Ofen [Buda] oder noch weiter [donau-]aufwärts.

Lieber herr und bruder.

Gen Franckfurt ist Felix Pfest 3 uff den stettag 4 verordnet. Key[iserliche] m[ajesta]t soll uff Kempten, Memmingen, Ulm und Speir zu herauß in Teutschland komen, 5 dan der krieg im Niderland hefftig angat. So ist der Türg 6 , hat man gewiß zeittung, ob 300'000 starckh ze Kriechisch Weissenburg 7 aigner person uff den tag ankomen, alls k. mt. ze Genua ankumen, 8 und zeucht den nechsten auff Wien zu; acht 9 , er sy jetz zu Offen 10 oder noch bas 11 herauff. 12

[Ohne Adresse.] den Gebrüdern Blarer und stand zumindest zeitweise Schwenckfeld nahe. Der vorliegende Brief ist sein einziger bekannter Schriftwechsel mit Bullinger, doch sandte er noch 1556 Nachrichten an den Zürcher Bürgermeister Johannes Haab, die ausdrücklich auch für Bullinger bestimmt waren (s. Zürich StA, A 202, 4, Memmingen Nr. 9-14). Gemäß Ratsprotokoll gab er sein Bürgerrecht am 18. November 1573 auf, vermutlich um nach Speyer zu ziehen (freundlicher Hinweis von Herrn Dr. Peer Frieß, Zorneding). — Lit.: Z XI 16, Anm. 1; Barbara Kroemer, Die Einführung der Reformation in Memmingen. Über die Bedeutung ihrer sozialen, politischen und wirtschaftlichen Faktoren, in: Memminger Geschichtsblätter 1980, S. 181; Hans-Christoph Rublack, Zwei neugefundene Stücke zum Blarer-Briefwechsel, in: BWKG 66/67, 1966/67, S. 27-34 (bes. S. 301, Anm. 25); Peer Frieß, Die Außenpolitik der Reichsstadt Memmingen in der Reformationszeit (1517-1555), Memmingen 1993. —Memminger Forschungen 4, S. 243. 255f: ders., Die Bedeutung der Stadtschreiber für die Reformation der süddeutschen Reichsstädte, in: ARG LXXXIX, 1998, S. 96-124 (bes. S. 113f).

2 Die Datierung ergibt sich aus der Erwähnung der Ankunft des Kaiser sowie des bevorstehenden Städtetags in Frankfurt; vgl. unten Anm. 4f.
3 Felix Pfest war 1532-1533 Mitglied des Memminger Stadtgerichts, Geheimer Rat
1538-1539, 1544, 1546-48 und 1551-1558 sowie Spitalmeister 1538-1548. 1550 bekleidete er das Memminger Bürgermeisteramt. — Lit.: Frieß, Außenpolitik, S. 243; Peter Eitel, Die oberschwäbischen Reichsstädte im Zeitalter der Zunftherrschaft. Untersuchungen zu ihrer politischen und sozialen Struktur unter besonderer Berücksichtigung der Städte Lindau, Memmingen, Ravensburg und Ueberlingen, Stuttgart 1970. — Schriften zur südwestdeutschen Landeskunde 8, S. 218.
4 Der ursprünglich auf den 17. Juni 1543 festgesetzte Termin für den Städtetag in Frankfurt wurde auf Bitten Straßburgs auf den 8. Juli verschoben, vgl. PC III 385.
5 Kaiser Karl V. traf am 16. Juli in Memmingen ein; s. Peer Frieß, Der Kaiser kommt in die Stadt. Inszenierte Höhepunkte einer schwierigen Beziehung, in: Das Reich in der Region während des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit, hg. von Rolf Kießling und Sabine Ullmann, Konstanz 2005. —Forum Suevicum 6, S. 27-60, hier S. 46-49.
6 Sultan Suleiman I.
7 Belgrad.
8 25. Mai 1543, s. Stälin 576.
9 ich vermute.
10 Buda.
11 weiter.
12 Zum Ungarn-Feldzug dieses Sommers vgl. Hammer-Purgstall III 248-261.