Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

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Jakob Meyer an
Bullinger
Basel,
4. Dezember 1532

Autograph: Zürich StA, E II 335,2006. Siegelspur. —Ungedruckt

Die einem seiner Zürcher Freunde zugedachte Schrift schickt er an Bullinger, da jene alle tot sind. In der Angelegenheit mit den V Orten muß man das Volk zu Gebet, Geduld und Gottvertrauen ermahnen. Grüße.

Gott wolle sin gnad in euch meren.

Lieber herr, ich hab dise ingeschloßne schrifft 2 einem vertrüwten Zuricher zuschicken wellen. Diewil ich aber zu niemant kein kuntschafft 3 hab, dann die allten 4 mir all von gott hingenommen sind, weiß ich die nyemant zuzesenden dann eüch, dem ich yetzmol, oder dem Leo 5 , vertrüw. Wollen die selben uff thun und läsen, und so ir gedächten, das es etwas frucht bringen möchte, andren ouch vertruwten und gotgeliebten männeren läsen und hören lassen. Wo aber das nit, die selben brieff by eüch ze behalten.

Aber sonst die handlung 6 der 5 orten betreffen, wellen das volck zu ernstlichem

19 solle sich nicht bekümmern (vgl. SI III 1331f. 1334f).
20 Zu dieser Angelegenheit läßt sich nichts Genaueres feststellen. Vielleicht handelte es sich um die Übernahme einer von der Familie Steiner gestifteten bemalten Glasscheibe in Zug, vgl. Wilhelm Meyer, Der Chronist Werner Steiner 1492-1542. Ein Beitrag zur Reformationsgeschichte von Zug, Diss. phil. Freiburg/Schweiz, in: Gfr LXV, 1910, 158, Anm. 2.
1 Jakob Meyer, genannt «zum Hirzen», 1473—1541, war als Tuchhändler ein typischer Vertreter der frühkapitalistischen Kaufmannsschicht Basels. Seit 1509 bekleidete er verschiedene öffentliche Ämter, nahm 1515 an der Schlacht von Marignano teil und wurde 1530 Bürgermeister. Als gebildeter Kaufmann unterhielt Meyer freundschaftliche Beziehungen zu humanistischen Gelehrten wie Pellikan, Beatus Rhenanus, Oekolampad u. a. Allgemein gilt Meyer als wichtigster weltlicher Führer der Reformationsbewegung
in Basel. Entscheidenden Anteil hatte er auch bei der Reform der Universität. Bei welcher Gelegenheit Meyer und Bullinger sich kennenlernten, ist nicht bekannt. Von ihrem Briefwechsel sind mehrere Briefe Meyers an Bullinger erhalten. — Lit.: Paul Meyer, Bürgermeister Jakob Meyer zum Hirzen 1473-1541, in: Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde, Bd. 23, 1925, S. 97-142; René Teuteberg, Jakob Meyer, in: Der Reformation verpflichtet. Gestalten und Gestalter in Stadt und Landschaft Basel aus fünf Jahrhunderten, Basel 1979, S. 13-19; August Bernoulli, in: ADB XXI 582; HBLS V 98.
2 Um was für eine Schrift es sich handelt, ließ sich nicht ermitteln.
3 persönliche Bekanntschaft, Freundschaft (SI III 353).
4 die alten Freunde.
5 Leo Jud.
6 Der Streit um das Zürcher Messemandat, s. oben S. 129, Anm. 12 und unten S. 288f, Anm. 7.


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gebett, zu gedult und zu starckem vertruwen in gott vermanen a ; dann gott ist gewaltig uff unser syten und nympt uns offt zitliche mittel, uff daß wir allein uff in hoffen, sonst wurde unser ewangelium ze fleischlich, und werden wir entlich obligen 7 , auch in diser zit. Dann der Christus, der in uns ist, würt herr und könig bliben wider allen trotz der welt. Wo wir doruber liden, ja ouch sterben, so ist es unser gewinn 8 . Doch ist got getrüw; er gibt im anfechten 9 ein ußkommen 10 und leßt uns nit wyther versucht werden, dann wir wol ertragen mögten 11 etc.

Ich hab von kurtze der zit eüch nit wyther schriben konnen. Nemmen uß disem cleinen vyl, wie ichs dann gegen allen gloubigen gut mein.

Grüssen mir den Leo, den Pellican 12 und andre bruder, so den herren von hertzen lieben. Die gnad gottes sye mit euch allen. Amen.

Datum Basel, den vierden decembris anno etc. 32.

Uwer Jacob Meyger,

burgermeister der statt Basel.

[Adresse auf der Rückseite:] Dem ersamen herr Heinrich Bullinger, prädicant zu Zürich, minem gunstigen lieben herren.