Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[1925]

Martin Borrhaus an
Bullinger
[Basel],
14. Juni [1544]

Autograph: Zürich StA, E II 343a, 316 (Siegelspur) Ungedruckt

Empfiehlt den gelehrten Briefüberbringer Johannes Fabricius [Montanus?] und dankt für die freundliche Aufnahme, die Bullinger Borrhaus' Sohn Jakob von Berckheim bereitete. Gruß.

S[alutem] d[ico]. Cur hoc tempore ad te scribam, commovit me partim is, qui has tibi reddit, Ioannes Fabritius 2 , vir literis et eruditione vero, ut tibi

1 Diese Datierung beruht auf der Annahme, dass der in diesem Brief erwähnte Johannes Schmid, "vir literis et eruditione clarus", den begabten jungen siebzehnjährigen Johannes Fabricius Montanus bezeichnet (s. unten Anm. 2), und nicht den kurz zuvor in der Abschlussprüfung erfolglosen Johannes Schmid, Pflegesohn des Zürcher Propstes Felix Frey (s. HBBW XIII 181, Anm. 61, zuletzt oben Nr. 1920), der erst zehn Tage später (s. unten Nr. 1935) Basel verlassen sollte.
2 Handelt es sich hier um Fabricius Montanus (zu ihm zuletzt oben Nr. 1916, Anm. 1), kann dieser Brief nicht bei dessen Rückreise von Marburg 1547 geschrieben worden sein, da die Rückreise im März (nicht im Juni) erfolgte (s. Schmids Autobiographie in Misc. Tig. III 385). Soweit ermittelt, käme nur die Rückreise Schmids
von seiner mit seinem Vetter Johannes Jud unternommenen Tour im Elsass in Frage, die während des Aufenthalts von Johannes Jud in Basel (Ende 1543-Juni/Juli 1545; s. Joh. Juds Autobiographie, in Zürich ZB, G 329, Bl. [69r.]. 70v.) stattfand und wohl in der Sommerzeit anzusetzen ist, zumal Johannes Jud in den ersten Monaten seines Basler Aufenthaltes nur mit Krücken gehen konnte (aaO, Bl. [69r.]). Da nach Beendigung der Reise Johannes Schmid allein nach Zürich zurückkehrte, während sein Vetter in Basel blieb, ist das Jahr 1544 dem Jahr 1545 vorzuziehen. In der erwähnten Autobiographie Juds wird diese Tour mit folgenden Worten geschildert: "In der zyt ungefaar a o 44 kam zu mir gan Basel vetter Ioa. Fabritius. Mit dem zog ich in das Elsäs. Der wot zu sinem vatter


briefe_vol_14_265arpa

significarem, quam gratum fuerit mihi, quod filium meum lacobum a Bercken 3 tam humaniter excepisti et exceptum tam benigne et liberaliter pro tua singulari animi bonitate tractasti. Pro quo tuo beneficio par est, ut gratum et memorem me declarem, quo ita me obstrinxisti, ut intelligam veteribus nominibus nova accessisse, ad quae solvenda, versuram ut faciam, mihi sit opus. At vero, cum is, qui grate beneficium accepit, primam eius pensionem solvisse putetur, ego, ne ingratus videar, non invitus me tibi debere agnoscam.

Vale, vir clarissime, et me, ut soles, amato et in oculis tuis ferto. Omnes, qui apud vos sunt, bonos viros plurimum salvere cupio.

14. iunii.

Martinus Borrhaus

tuus.

[Adresse auf der Rückseite:] Clarissimo viro d. Henri[cho]a Bullingero, Tigurinae eccl[e]siae b episcopo, suo in domino amico et fratr[i]c observando. Tiguri.

a-c Text im Einband überklebt.
gan Bercken [Bergheim]. Mit dem zog ich abhin. Wir landend zu Rychenwyr [Reichenweier] Ioannem Voglerum, einen Züricher. Wz [war] in graaf Jörgen [Graf Georg von Württemberg-Mömpelgard] cantzly. Der thet uns vil guts. Und gschach uns vil eer von den predicanten h. Mathis Erben und Urbano [sic, statt Nikolaus] Regio [König; dieser war 1534-1560 in Hunaweier tätig] zu Honawir und Richenwyr. Wir besachend vil stett, als Tann [Thann], Mülhusen [Mülhausen], Keysersperg [Kaysersberg], Raperschwyr [Rappoltsweiler], Richenwir, Gerner [Gemar], S. Pitt, Schletstatt, Colmar, Brysach [Breisach am Rhein] und Fryburg [Freiburg im Breisgau]. Daaruf zog Fabritius wider gan Zürich"(G 329, Bl. 70r.). Die Erwähnung Hans Voglers d.J. erlaubt eine sichere Datierung auf das Jahr 1544; s. nämlich unten Nr. 1968 mit Anm. 25.
3 Anscheinend handelt es sich um einen bisher unbekannten Sohn (oder Stiefsohn?) aus der 1527 geschlossenen ersten Ehe von Borrhaus mit Odile von Berckheim, geb. Utenheim (gest. 1535/36). Ein Jakob von Berckheim ist von 1540 bis 1557 mehrmals als Vasall des Basler Bischofs bezeugt; s. Thomas A. Brady, Ruling Class, Regime and Reformation at Strasbourg 1520-1555, Leiden 1978. -Studies in Medieval and Reformation Thought XXII, S. 363. Einen evangelischen, 1565 verstorbenen Jakob von Bergheim/Berckheim erwähnt Kindler von Knobloch I 56. Zur Ehe von Borrhaus mit Odile von Berckheim s. Irena Backus, Martin Borrhaus (Cellarius), Baden-Baden 1981. - Bibliotheca dissidentium 2; Bibliotheca Bibliographica Aureliana 88, S. 13.