Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2029]

Johannes Gast an
Bullinger
Basel,
1. November 1544

Autograph a : Zürich StA, E II 366, 245 (Siegelspur) Ungedruckt

Wollte eine Liste der von der Frankfurter Messe [nach Basel]mitgebrachten Bücher senden, hat aber in den Buchläden nichts gefunden, was der Anzeige wert gewesen wäre, abgesehen von medizinischer [Literatur]; Oporin hat seinen Katalog schon konzipiert, und wenn er gedruckt ist, wird Gast ihn Bullinger senden. Nur der Kirche zuliebe soll Bullinger Cochläus antworten; dieser ist eigentlich einer Antwort nicht würdig, da er so roh über theologische Angelegenheiten spricht; Cochläus hat ein Buch über den Gebrauch des Betens bei den Alten auf Deutsch herausgebracht; falls darin etwas gegen [die Zürcher]steht, wird Gast es mitteilen. Die Schweizer sollen einem Gerücht zufolge eine Schlacht mit den Engländern gehabt und nicht ohne größten Verlust gewonnen haben; andere behaupten, dass viele von ihnen zerstreut umherschweifen; was davon wahr ist, weiß Gast nicht; die Spanier verbreiten diese Nachricht, waren aber nicht dabei. Am meisten schmerzt, dass die Spanier und Italiener die besten jungen Männer mit großen Verprechungen abwerben und mitnehmen; diese werden nach dem Überqueren der Alpen bitter erkennen müssen, wie es um die Zuverlässigkeit der Spanier bestellt ist. Oporin hat ein neues, erweitertes Pasquill [,,Pasquillorum tomi duo"] veröffentlicht; solche Schriften liebt und kauft die Menschheit.

az negant korrigiert aus negunt.
ba esse über der Zeile nachgetragen.
45 Christoph Froschauer.
46 Siehe oben Anm. 38.
47 Vgl. oben Z. 21. - Mit dem "anathematismos" (aus dem Griech.) ist der ganz zu Beginn des "Kurtz[en]bekentnis[es]" von Luther geäußerte Fluch gemeint: "[...] das ich die Schwermer und Sacraments feinde, Carlstadt, Zwingel, Ecolampad, Stenckefeld
[=Schwenckfeld], und ire jünger zu Zürich und wo sie sind, mit gantzem ernst verdampt und gemidden habe, nach seinem befehl, Tit. iij. [10]: 'Einen Ketzer soltu meiden."(WA LIV 141).
48 Siehe dazu oben Anm. 2.
a Stellenweise Textverlust durch beschädigten Rand; Text ergänzt aus der Abschrift von Johann Jakob Simler.


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S. Catalogum librorum ex nundinis Francofordiensibus 1 advectorum volebam mittere; sed cum perlustrarem omnia bibliopolia, nullum bonum librum inveni, qui b dignus fuisset in catalogum referri, excepta medicina. Oporinus catalogum suorum librorum iam disponit, quem, si excusus fuerit, 2 habebis.

Quod autem Cochlaeo, crasso et terrestri animali 3 , respondeas, facis absque c dubio propter ecclesiam; alias tam stupidum animal indignum d fuisset ulla responsione, eo quod tam crasse de divinis rebus loquatur ac sic versipelli animo veterum scripta adducat. Libellum 4 de orandi e modo apud veteres usitato edidit, sed Germanice, quem legam, et si te aut ecclesias nostras in hoc perstringit, te certiorem brevi faciam.

Fama apud nos spargitur sed incerto autore Helvetios nostros acie decertasse cum Angli[s]; nostros superiores fuisse non sine maxima clade; quidam, nostros esse fusos ac dispalantes oberarre, nescio quo in loco. Verum quid hac f in re credam, ignoro. 5 Hispani haec spargunt, quibus nihil credendum, quia non interfuerunt iis.

Hoc autem dolet maxime, quod Hispani et Itali optimos adolescentes, etiam quosdam ex stipendi[ariis]g nostris secum abducunt, quibus multa pollicentur, iam h aureos montes pr[o]mittunt 6 , donec superantur i Alpes; tum scient k , qualem fidem Hisp[ani] servent, aut illos vendent etc.

Vale in domino cum omni[bus] tuis diu felix et sanus corpore et anima 7 .

Basileae, 1. nov[embris] 1544.

Tuus Gastius

ex animo.

b qui korrigiert aus quod.
c Nach absque gestrichenes p[ro]p[ter].
d indignum korrigiert aus indignus.
e orandi korrigiert aus orationis.
f In der Vorlage in hac.
g Vor stipendiariis gestrichenes spi. Zu den hier wie in denfolgenden Wörtern in Klammern gesetzten Buchstabens. oben Anm. a.
h Lesung unsicher.
i Das Wort könnte vielleicht auch als superarint gelesen werden.
k scient aus demum korrigiert.
1 Zum Termin der Frankfurter Herbstmesse s. HBBW VI 406, Anm. 5.
2 Ein Katalog der von Oporin gedruckten Bücher aus dem Jahr 1544 ist nicht mehr erhalten. Der älteste erhaltene Verlagskatalog Oporins (Basel UB, B. E. 73) stammt aus dem Jahr 1552; s. Steinmann, Oporinus 60 (Anm. la). 88.
3 Anspielung auf "cochlea" (Schnecke); s. oben Nr. 1946, Anm. 6; unten Nr. 2047, Anm. 24.
4 Johannes Cochläus, Von altem gebrauch des betens in chrichlicher[!] Kirchen, zehen underschaid, Ingolstadt, Alexander Weißenhorn, 1544 (VD 16 C 4413); s. Martin Spahn, Johannes Cochläus, Berlin 1898, S. 364, Nr. 150.
5 Vgl. oben Nr. 2027 mit Anm. 10. - In einem unbetitelten Gutachten [Gegen eine Solddienstallianz mit Frankreich] sollte Bullinger 1549 schreiben: "Zu diesen verlustreichen Unterfangen können auch die Kriegszüge nach Frankreich angeführt werden: ... und nach Boulogne 1544, wo viele Söldner im Stich gelassen wurden" (HBSchr VI, 256).
6 Adagia, 1, 9, 15 (ASD II/2 338, Nr. 815).
7 Vgl. Juvenal, Satiren, 10, 356: orandum est, ut sit mens sana in corpore sano.


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Novum Pasquillum 8 edidit Oporinus noster, sed non novum, sed multis in locis auctum additis quibusdam pasquillis valde ridiculis. Tale[s] libellos mundus amat et emit, ut habeat aliquid, quo tempus fall[at].

Vale iterum atque iterum.

[Adresse auf der Rückseite:] Eruditione et pietate insigni viro d. Heinrycho Bullingero, fratri suo charissimo. Zurich.