Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

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Berchtold Haller an
Bullinger
[Bern],
8. Januar [1533]1

Autograph: Zürich StA, E II 360, 63. Siegelspur. -Ungedruckt

Die Berner sind vom Brief Bullingers, in dem er die unmittelbare Kriegsgefahr angedeutet hat, so sehr beunruhigt, daß sie einen Sonderboten nach Zürich senden und den Rat um nähere Angaben bitten. Bullinger soll auf Wunsch der Berner Zürich zu einer Anfrage wegen eines bernischen Beistandes im Notfall bewegen; inoffiziell wird dies von den Vornehmsten in Bern bereits zugesichert. Dieser Brief soll verbrannt werden, die von Bullinger sind in einem sicheren Versteck. Haller wiederholt Peter Hubers Berufung zum Schulmeister in Bern. Wünscht sich die neusten Werke Pellikans und Bullingers.

S. Charissime frater, quod ultimo scripseras 2 , ita me terruerat, ut noctes aliquot ducerem insomnes. Tamen cum fratres patricii rem apud se serius cogitarent, effecerunt,

c in der Vorlage ganen.
d in der Vorlage wellend.
e in der Vorlage werwilgett.
20 Siehe oben Anm. 11.
21 sollen.
22 Vollmacht (Lexer I 972).
23 haben sie um weitere Vollmacht zurück (nach Zürich) geschickt.
24 Siehe den Tagsatzungsabschied, der sich auch in den Einzelheiten mit der vorliegenden Darstellung deckt (EA IV/1b 1451 b.).
25 Zur Haltung der Basler s. HBBW II 288f, Anm. 7.
26 schwächt.
27 Peter Im Haag.
28 standhaft, beharrlich (SI I 1118f).
1 Der Inhalt des Briefes weist eindeutig auf 1533, s. Anm. 5 sowie die erwähnte Berufung Hubers als Lehrer nach Bern, Z. 16f.
2 Bullingers Brief ist nicht erhalten, s. oben S. 33, 5 mit Anm. 2.


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ut unanimi omnium 3 consensu nuncius ille mitteretur ad vos, qui obsecrat literis 4 , quatenus a vestris intelligant nostri, quae vel certa fama vel exploratorum testimonio habeant, ut et nostrates prospiciant, quibus proxima post vos et maior imminet pernicies 5 . Parum abfuit, quin expeditio facta fuisset. Sed visum fuit, ne fieret, ne practicis interrumperetur. Animum mihi addiderunt certe hodie, quem non sperabam. Sed id a te, qui magna vales auctoritate apud tuos, petunt, ut senatus vel literis 6 vel nunciis expostularet a nostrate, cum ipsi iuri stare velint, similiter et pacem desiderent; si super hec vi obruantur ab Immontanis 7 , num nostri vigore foederum illis astare velint. Tu cum tuis pro tua prudentia communica. Emissi sunt in Italiam, Valesiam etc. exploratores. Quare non desperes nec fidas homini. Nam etsi nihil palam polliceantur 8 , tamen optimi quique facturos se pollicentur, quod fratres decet. Literas has propter deum comburito, et de tuis nihil sollicitus sis, nisi malis, ut omnes remittam. Omnes enim habeo penitissime reconditas 9 .

Ceterum cura, ut Petrus Huberus ad dominicam Invocavit 10 nobiscum sit 11 . Quodsi provinciam nolit, mox indicet; nam schola hypodidascalo caret.

Tandem nuncium hunc, dum a senatu responsum expectat, ad Froschouwer dirige, quatenus primum sexternionem 12 in primum tomum Pellicani 13 , deinde quae in 2. tomo excusa sunt, mittat, et si quae in Romanos tuos 14 excusa sunt.

Vale, charissime frater.

8. ianuarii.

Tuum minimum nummisma.

[Adresse auf der Rückseite:]An Heinrich Bullinger, predicanten ze Zürich, sinem allerliepsten herren und bruder.

3 Der Berner Ratsbote.
4 Ein Brief von Bern an Zürich aus dieser Zeit ist nicht erhalten.
5 Zum allgemeinen Mißtrauen und zur Kriegsstimmung während des Mandatstreites (s. HBBW II 288f, Anm. 7 und oben 35, Anm. 11) haben möglicherweise auch Gerüchte von einem bevorstehenden Bündnis der V Orte und Freiburg mit Papst Clemens VII. und Kaiser Karl V. beigetragen. Zu den Verhandlungen zwischen Ende 1532 und November 1533, die allerdings wegen der Uneinigkeit der katholischen Orte nicht zum Abschluß kamen, s. u. a EA IV/1c 2 n. 14-18. 58f. 80f. 94. 134f c. 140f g. 152f k. 164 e. 206-211.
6 Zu einem solchen Hilferuf an Bern kam es offenbar nicht.
7 von den V Orten.
8 Nämlich die Berner.
9 Das scheint der Grund für das Fehlen der meisten Bullingerbriefe an Haller zu sein.
10 2. März 1533.
11 Siehe oben S. 33, 1f.
12 die erste «Sechserlage». - Die Werke waren bei den Druckern üblicherweise ungebunden zu haben. Darum kann Haller den ersten Teil nachbestellen, s. nächste Anm.
13 Von Konrad Pellikans Kommentaren zum Alten Testament (Rudolphi 208) erschien der erste Band zu den fünf Büchern Moses im August 1532, die Gesamtauflage freilich erst 1533, der zweite zu den Historischen Büchern 1533, s. AZürcherRef 2002, S. 886; Zürcher 111f.
14 Zu Bullingers Kommentar zum Römerbrief (HBBibl I 42) und der an Haller gerichteten Widmung s. unten Nr. 186.