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Abschrift von Johann Rudolf Stumpf: Zürich StA, E II 351, 18v.—19r.
Johannes Stumpf ist mit drei [handschriftlichen] Büchern [Bücher 3-5 der "Eidgenössischen Chronik"] über die fränkischen Könige und die [St. Galler]Äbte nach St. Gallen gekommen. 1 Vadian und er haben das gesamte [Material]miteinander verglichen und vor allem die Anordnung, die Themen und die chronologische Reihenfolge eingehend miteinander besprochen. Vadian hatte alle deutsch-fränkischen Könige, die die gallischen Länder besetzten, in ihrer [chronologischen] Reihenfolge mit kurzen historischen Angaben behandelt. Da Stumpf dies auch schon getan hatte, wird nun Vadian seine eigene Arbeit nicht verbessern. Stumpf nahm aber Vadians Arbeit mit, um gegebenenfalls Angaben daraus für seine Abhandlung zu den [fränkischen]Königen zu verwenden. Vadian seinerseits durfte Stumpfs Handschriften behalten, um bei seiner Arbeit über die St. Galler Äbte und seiner Beschreibung der Stadt St. Gallen nicht das Gleiche wie Stumpf zu bringen. Vadian hat Stumpf auch Material über die fränkischen Könige ausgeliehen, damit Stumpf seine Darstellung für kritische Leser verbessern kann. — Stumpf ist ein Mann von unerschöpflicher Belesenheit und einem so prompten Gedächtnis, dass er für dieses Werk geradezu geboren scheint. Diese Arbeit wird allen umso willkommener sein, als Stumpf ein Ausländer [aus Bruchsal], sich der Geschichte der Helvetier nicht aus Ehrgeiz, sondern einzig aus dem Bemühen um Wahrheit heraus annimmt. — Vadian wünscht Bullinger, seiner Frau [Anna, geb. Adlischwyler], den Kindern, dem [Zürcher] Kollegium [der Pfarrer] und den Bürgermeistern [Hans Rudolf Lavater und Johannes Haab] alles Gute. — Er bittet um Nachricht über die von Kaiser [Karl V] und dessen Beratern a begangenen Gräuel. Aus einem Brief [nicht erhalten] seines Schwagers [Bartholomäus Steck], eines Kaufmanns, erfuhr Vadian heute, dass alle Stände sich einig sind, dass [von]den [Protestanten für den Schwäbischen Bund] nichts gezahlt werde, es sei denn, man garantiere [ihnen] den Frieden. Sie werden doch nicht den gegen sie gerichteten Krieg ihrer Todfeinde finanzieren! Manche vermuten, dass Papst [Paul III.]dem Kaiser viel versprochen hat, [damit er gegen die Protestanten vorgehe]. Den Kaiser davon abzuhalten, wird aber wohl einfacher sein, als Deutschland wieder unter das Joch der Päpste zu bringen. Möge Deutschland sich seiner alten Freiheit nicht berauben lassen! Vadian übersendet unterdessen mit aller gebotenen Vertraulichkeit einen kürzlich an ihn gerichteten Brief von Martin Frecht [Vadian BW VI 425-432, Nr. 1404]. Daraus wird Bullinger entnehmen, was einige [wie etwa Melanchthon] schreiben, die ihm vor gar nicht allzu langer Zeit das Gegenteil zu verstehen gaben. Aber man muss alles Menschliche als schwankend hinnehmen und mit dem Gebot der Nächstenliebe beurteilen.
[Gedruckt: Vadian BW VI 433f, Nr. 1406; Teildruck: Vadian DHS II LX.]