[2352]
Abschrift von Johann Rudolf Stumpf: Zürich StA, E II 351, 28v.—29r. Druck: Vadian BW VI 505f, Nr. 1446
Bullinger hätte sich mit seinem Brief [nicht erhalten]nicht entschuldigen müssen. Schon lange empfand Vadian keine solche Freude mehr wie bei der Abfassung seines [letzten]Briefes [Nr. 2342]. Er schrieb nicht, um seine [Anschauung] als die beste darzustellen, sondern um diese [Bullinger und Johannes Stumpf] (deren Meinung für ihn maßgebend ist) darzulegen. — Es gefällt ihm, [von Bullinger] zu vernehmen, dass dieser und [Stumpf]nicht vorhaben, sich über die Mönche beifällig zu äußern. Wahre Frömmigkeit und unverfängliche Geschichtsschreibung fordern dies nämlich. Auch entspricht dies der Zürcher [Haltung] und dürfte von niemandem bemängelt werden, zumal man den [Leser]nicht in die Irreführen darf. Die Zürcher haben gut daran getan, die heuchlerischen [Ordensbrüder] aus Stadt und Land auszuweisen, denn diese verursachen Probleme und sind ganz das Gegenteil von den Silenen, [die Gott in sich tragen] und über die [der athenische Staatsmann]Alkibiades [einst berichtet hat]. [Die Mönche]sind nur äußerlich religiös, und darüber muss das Volk aufgeklärt werden. Jedoch ist Vadian nicht für skurrile Angriffe; angenehm verfasste Darstellungen, die einmal lobend, einmal ironisch sind, wirken viel effizienter. Stumpf wird dieser [Schreib]aufgabe bestimmt gewachsen sein. — Es ist ferner zu hoffen, dass die [Zürcher Buchzensoren 1 seine für die "Eidgenössische Chronik" geplanten Beiträge] auf kluge Weise begutachten werden und nicht einfach [aus seinem Text]streichen, was irgendjemanden beleidigen könnte. —Außerdem weiß Vadian wohl, wie zuverlässig und genau [Christoph Froschauers] Korrektor Peter [Schmid]2 arbeitet; er weiß aber ebenso, wie gewissenhaft [auch] die Autoren selbst gewöhnlich beim Druck ihrer Schriften mitwirken!