Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2417]

Johannes Caesarius an
Bullinger
Köln,
8. April [1546]

Autograph: Zürich StA, E II 338, 1478 (Siegelspur) Druck: Krafft, HBKöln 137, Nr. 6 a

Zweifelsohne möchte Bullinger wissen, ob Caesarius noch lebt, zumal überall die Pest wütet und in Köln schon seit zwei Jahren alte und junge Menschen hinwegrafft. Aus diesem Grund war Caesarius recht froh, Köln verlassen zu können, als ein junger, im Griechischen und Lateinischen hochgebildeter Graf [Hermann d.J. von Neuenahr]ihn zu sich [nach Moers]rief. Dort verbrachte er sieben Monate, [ab] vergangenem Sommer bis zum Beginn der gegenwärtigen Fastenzeit. Vorläufig ist er wieder in Köln. Der Graf hat ihm zwar angeboten, stets bei ihm zu wohnen, er aber gedenkt, nur die Sommer beim Grafen zu verbringen, die Winter hingegen in Köln. Schon lange hat Caesarius keine Schriften Bullingers mehr erhalten bzw. gelesen. Sollte dieser etwas zur letzten [Frankfurter Buch]messe publiziert haben, möge er es doch schicken, auch wenn Caesarius nicht so recht weiß, wie er sich erkenntlich zeigen könnte. Bullinger soll ferner schreiben, wie es ihm geht, und welche Fortschritte die evangelische Lehre in der [Eidgenossenschaft] macht. Wäre Caesarius doch bei so guter Gesundheit, dass er [die Zürcher] besuchen könnte!

a Der Druck weist mehrere Fehler auf; u.a. fehlt zwischen den Wörtern proximis und nundinis das Wort transactis.
16 zusamen keren: zusammenkommen.
17 in jeder Hinsicht.
18 1546 fiel der Ostersonntag auf den 25. April.
19 An Hafners Stelle wurde Heinrich Dickenmann eingesetzt; s. dazu Nr. 2391, Anm. 12.
20 Johannes Haab. — Regierender Bürgermeister war zu diesem Zeitpunkt Hans Rudolf Lavater.
21 Der Baptistal- und der Natalrat; s. Nr. 2391, Anm. 14.
1 Johann Jakob Simler (Zürich ZB, Ms S 59, 137) wie auch Carl Krafft datieren den Brief auf 1546. Laut Inhalt hatte Caesarius schon "lange" kein Buchgeschenk von Bullinger mehr erhalten. Da Caesarius zwischen 1543 und März 1545 immer wieder Neuerscheinungen Bullingers bekam und im Sommer 1545 immer noch auf Bullingers Lukaskommentar (HBBibl I 173) wartete (s. HBBW XV 194,6—8; ebd., Nr. 2233), könnte der vorliegende Brief vor der im August 1546 erfolgten Publikation dieses Kommentars einzuordnen sein. Da aber dieser Brief
kurz nach einem siebenmonatigen Aufenthalt beim Grafen Hermann d.J. von Neuenahr entstanden ist, der erste Aufenthalt beim Grafen jedoch stets auf das Jahr 1546 datiert wird und Caesarius im Januar 1547 beim Grafen in Moers nachgewiesen ist (s. Peter Medmann an Bullinger, 20. Januar 1547, Pollet, Relations II 177: "Caesarius [...]. qui nunc vivit Morsae"), wo er doch im vorliegenden Brief den Plan äußerte, in Zukunft die Sommer beim Grafen und die Winter eher in Köln zu verbringen, könnte dieser Brief erst auf April 1547 anzusetzen sein. Doch ließe sich in diesem Fall nur schwer erklären, wieso Caesarius im vorliegenden Schreiben überhaupt nicht auf die Wirren des Schmalkaldischen Kriegs anspielt. Demzufolge wird Caesarius' Aufenthalt beim Grafen bereits im Jahre 1545 begonnen haben, und wird die Tatsache, dass Caesarius im Gegensatz zu seinem hier geäußerten Plan den Winter 1547 beim Grafen verbrachte, durch den Ausbruch des Schmalkaldischen Krieges zu erklären sein.