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Autograph: Zürich StA, E II 357, 175 (Siegelspur) Zusammenfassende Übersetzung: Blarer BW II 447, Nr. 1289
Blarer übersendet eine von Bucer [verfasste und]mitgeteilte Schrift ["Ein warhaffter bericht
vom Colloquio zu Regenspurg"] über das [Zweite Regensburger]Religionsgespräch, die Bullinger
mit dem nächsten Boten zurückschicken soll. — Matthias Erb schreibt, dass Graf Wilhelm
von Fürstenberg im Namen des Kaisers [Karl V.] ein Heer von 12'000 Soldaten ausgehoben
habe, um das Piemont an den jungen Herzog [Emanuel Philibert] von Savoyen übergeben
zu können. So erklärt sich, warum der Kaiser den [Zürchern] so schmeichelt, nämlich
weil er weiß, wie die übrigen Eidgenossen gegenüber den Bernern in dieser AngelegenheitBriefe_Vol_16-411 arpa
eingestellt sind. Wer hinter [der kaiserlichen Gesandtschaft nach Zürich]steckt, ist unbekannt.
—Der Reichstag [zu Regensburg] hat noch nicht begonnen. Der Kaiser kurt in [Bad]Abbach.
Über das [Weiterbestehen] des Schmalkaldischen Bundes hat Blarer nichts gehört. —Grüße.
— [P.S.:] Die Hexe [Cecilia Erhart], von der Blarer kürzlich an Bullinger und [Jakob Ruf]
berichtete, wurde am 17. Mai verbrannt.
Salve, mi venerande frater. Mitto hic, quae Bucerus ad nos de colloquio 1 dedit 2 , quae proximo nuncio rogo, ut remittas.
Nihil praeterea est, quod scribere possim ista temporis angustia, nisi quod Matthias Erbius scribit 3 comitem Gulielmum a Furstenberg caesaris 4 nomine gregarium conscribere exercitum 12 millium ac constantem famam esse ducem Sabaudiensem iuniorem 5 in Pedimontanam ditionem restituendum. Quod, si ita est, facile coniicis, quur caesar iam ita vobis caput demulcere 6 voluerit, 7 quum non ignoret, quali animo sint reliqui Helvetii erga Bernates, quod ad hanc caussam attinet. 8 Sed dominus bene vertat omnia! Sunst kan man nitt wissen, in was hafen oder wa 9 diser brey kochet ist. 10
Comitia nondum caepta 11 affirmant, quod caesar apud Abachum 12 valetudinem curat. De foedere reparato 13 ne verbum quidem ullum, etc.
Semper vale, mi charissime et optime Bullingere, et domino nos diligentissime commenda. 19. maii 1546.
Tuus Amb. BI. 1 Das Zweite Regensburger Religionsgespräch. 2 Wohl die Straßburger Ausgabe von Bucers
Schrift "Ein warhaffter bericht vom
Colloquio zu Regenspurg" 1546 (VD16
B8949), die im selben Jahr des Öfteren
nachgedruckt wurde (VD16 B8946—8951). 3 Nicht in Blarer BW. Vgl. den Bericht
Erbs an Bullinger Nr. 2441,19—22. 4 Karl V. 5 Emanuel Philibert (1528—1580), damals
der einzig noch lebende Sohn Herzogs
Karl III. von Savoyen. Vgl. dazu MBW-Reg
IX 149f, Nr. 4198a. 6 Adagia 3, 1, 37 (ASD II/5 60, Nr. 2037) 7 Siehe Bullingers Schilderung in Nr.
2446,9—20. 8 Viele eidgenössische Verbündete hatten
die von Bern Anfang 1536 vollzogene
Belagerung der savoyischen Gebiete um
den Genfersee missbilligt. 9 wo. 10 Blarer übernimmt Bullingers Wendung
aus Nr. 2446,19f. 11 Der Reichstag zu Regensburg wurde erst
am 5. Juni eröffnet; s. Nr. 2331, Anm. 3. 12 Bad Abbach (Kr. Kelheim), im Donautal
nahe Regensburg, wo Karl V. schon 1532
gekurt hatte. Zu einem Aufenthalt des
Kaisers daselbst im Jahr 1546 ließ sich
nichts ermitteln. Diese Badekur wäre insofern
möglich, als zu diesem Zeitunkt
nur wenige Teilnehmer des Reichstags
eingetroffen waren; s. Nicolaus Mameranus,
D. Caroli V. iter ex inferiore Germania
ab anno 1545 usque ad comitia
apud Augustam Rheticam indicta ...,
Augsburg 1548 (VD16 M438), f.
Bij,v.—Biij,v. 13 Das Weiterbestehen des Schmalkaldischen
Bundes.
Venefica ista, 14 de qua nuper ad te et chirurgum vestrum 15 , nudius tertius exusta est magna in deum per Christum fiducia, ut de salute ipsius optime speremus. |
[Adresse auf der Rückseite:] Clarissimo d. Heinricho Bullingero suo. Tiguri.