Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2637]

Heinrich Thomann
an Bullinger
Im Feldlager bei Giengen,
21. Oktober 1546

Autograph: Zürich StA, E II 340, 163 (Siegelspur) Ungedruckt

[1] Es freut Thomann sehr, dass die Zürcher Obrigkeit mit seiner Arbeit zufrieden ist. Sein Wunsch ist es, Gott und seinen Vorgesetzten weiterhin dienlich und angenehm zu sein! Sollte er etwas falsch machen, möge Bullinger ihn (vor den Ratsherren]verteidigen, den Fehler seiner Unkenntnis zuschreiben und ihn dann benachrichtigen und ermahnen. Seinerseits wird er keine Mühe scheuen. Er ist sich wohl bewusst, dass der Zürcher Rat einen erfahreneren Gesandten [bei den Schmalkaldenern] hätte ernennen können. [2] Seitdem die [Schmalkaldener] Nördlingen verlassen haben, ist (Hartmann] von Hallwyl noch nie ins Lager gekommen. Er soll in Göppingen sein. Sobald Thomann ihn sieht, wird er ihm Bullingers Brief [nicht erhalten] überreichen. [3] Bullinger erfährt bestimmt über die Zürcher Ratsherren die Neuigkeiten, die Thomann diesen übermittelt. Wenn nicht, wird Letzterer sich die Mühe machen, auch Bullinger zu benachrichtigen. [4] [Sebastian] Schertlin dankt für die guten Wünsche. Er würde Bullinger gerne kennenlernen. [5] Gott möge alles zum Besten lenken.

Erwirdiger, wolgelerter, sonders gunstiger lieber herr, üch syen min unverdrossen, willig dienst jeder zyt bevor. Das mine gnedigen herren ab miner kleinfugen 2 arbeyt, daran ich warlich allen flys fürwend, ein gut benügen hand 3 , fröüwt mich nit wenig. Der allmechtig verlych mir wyter gnad, jeder zyt nach synem gotlichen willen, ouch benügen unnd gfallen ir, miner herren, zu handlen und zu leben. Und bidten hieruff mit gantzem flys, wo ir vernemen und horten, das ich der sach inn kleynem ald 4 grossem nit tet, wie ich aber thun solt, mich zu verantwurten 5 , das man das minem unverstannd zumesse (welches, unnd gwüß, sunst nüt annders die ursach wer) a , unnd dann mich desselben zu verstendigen und zu erinnern. Soll, ob gott will, kein flys, mu und arbeyt gspart werden, wiewol ich hertzlich mocht lyden, das mine herren jemands verstendiger alher 6 verordnet hetten. Solichs, unnd ouch üwer trüw embieten, mich zu fürdern, ich, jeder zyt zu verdienen, willig bin.

Der von Hallwyl 7 ist, sid das das leger von Nörlingen verrukt, 8 nie daryn komen, sunder soll er jetz zu Göpingen 9 ligen. Sobald ich inn aber ersich 10 , soll üwer brieff 11 im geben werden.

a Klammern ergänzt.
1 Giengen an der Brenz (Lkr. Heidenheim, Baden-Württemberg).
2 geringfügigen, unbedeutenden.
3 benügen hand: Gefallen haben. 4 oder.
5 verteidigen; s. SI XVI 1698.
6 hierher.
7 Hartmann von Hallwyl.
8 Das schmalkaldische Heerlager hatte sich kurz nach dem 11. Oktober von Nördlingen in Richtung Südwesten fortbewegt; vgl. dazu Nr. 2621, Anm. 9.
9 Göppingen, etwa 50 km westlich von Hermaringen, wo sich damals das


Briefe_Vol_18-164arpa

||163v. Diewyl ich kein zwyvel han, dann das üch alle nüwe zytungen 12 , so ich minen herren zuschik, geoffnet 13 werden, underlaß ich, die üch zu schryben. 14 Sonst, wo ich bericht, das üch dieselben verhalten wurden, solt das schryben der zytungen an üch mich zu keiner zyt beduren.

Houptman Schertlin, dem ich vil gutz von uch gsagt, 15 antwurt zusampt 16 flyssigem danken, das er gar vil eeren und gutz von üch verneine. Unnd er welt gern, das er mit üch rechte kundtschafft 17 machen kondt.

Der allmechtig füre unnd leyte den hanndel nach synen eeren. Datum inn feldleger by Giengen, dornstag den 21. octobris anno 46.

Ewer alzit williger

Heynrich Domman. [Adresse auf f. 159v.:] Dem erwirdigen, wolgelerten meyster Heinrich Bullinger, predicant zum Grossen Münster Zurich, minem sonders gunstigen, lieben herren. 18