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Briefe_Vol_19-080 | arpa |
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Hertzallergelieptester brüder, was zü Stain 2 gehandelt, werdt ir wol bericht sein. Ach gott, ewiger gott und barmhertziger vatter, wie tragend sich doch die sachen so gantz beschwerlich zü
Mein lieber schwager Peter Schär 3 schribt auff necht 4 von Balingen 5 auß Wirtemperg so ain kleglichen brieff. Ain froms hertz söllt billich 6 blüt darob wainen, das der zorn gottes so grausam über unß ergangen ist. Er zögt an, das die find 7 uber all ding grausam in Wirtemperg handlind, das kain Turck erschrockelicher handeln köndt: Die leüt fluchind 8 , gangind irrs, louffind hin und wider, wissind nitt wa uß; ziechind mütter und kind, jungfrauwen und allte weiber so jemerlich um 9 , das es ain stain erbarmen mocht! Im stättle Marckdorff 10 habend sy uber 11 ir züsagen so erschrocklich gehandelt, das unglouplich: Die menner by den gemechten 12 uffgehenckt, ire wyber und tochteren angsicht irer 13 augen geschondt, alle menschen mitt wunderseltzamen folterungen gepeiniget, gellt von inen ze pringen; alle ampt und bevelchsleut, die sy betretten 14 , müssend herhalten, vorhin lang gemarteret und darnach erst gar erwirgt werden! Ettlichen edelleuten haben sy auch huß und hof verbrent. Vyl pfarrer sind entrunnen uss den flecken und dörffern, dann 15 sy ettlichen die gmecht gar ausgeschnitten. Item sy habend negel in teller gehefft und ettlichen pfarrern uff die köpff genaglet und geschlagen,
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Uff nechstvergangen mittwoch 17 hat der duca de Alba 18 Stütgart 19 und Canstett 20 uffgefordert 21 . Habend sy ain verdacht 22 begert, aber nitt erlangen mögen, sonder habind sich gleich uffgeben müssen. Habind 23 da gehauset und noch, das es nieman ersagen 24 könne. Und achtet min schwager, sy habind yetz Tubingen auch inn, wiewol sich die im schloss weren wellen. 25
Die doctores und studenten sind vor ettlichen tagen all zerstoben 26 und hinwegg. Doctor Erhart Schnepff 27 ist uff vorgestert 28 herkommen von Tubingen. Wartet all stund seiner weyb 29 und kind 30 . Begert hie underschloff, der ime ouch bewilliget worden. Sagt von grossem jomer.
Herrenberg ist ouch berendt, und wirt das gantz land in kurtzen tagen gar eroberet, aussgenommen wa vestinen 31 sind mitt züsetzen 32 , alls schlosß Tubingen, 33 Urach, 34 Asperg 35 Schorndorff 36 , Kirchen under Teck 37 und wenig ander; mögend sich, wills gott, enthalten 38 .
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||676 Ich hab brieff ab Hochenwiel 39 empfangen uff necht, by denen ich abnym, das der hertzog 40 übel züfriden 41 und das er wol in ainer handlung 42 , aber gar nitt willens ist anzenemmen, das im verwisslich 43 und unehrlich seye. Seine gesandten 44 sind noch nitt widerum kommen. Mittler zeyt handelt der find alls tyrannisch und grausam. Hoff zü gott, es werde nichts drausß, das er sich allso an kaiser ergebe. Ist weger 45 , ain land vorloren 46 mitt ehren, dann mitt schand und unehr behalten. Es mag allweg 47 bald widerum gewunnen werden, sonder wann 48 ettlich vestinen halten und ja der herr gott ain benügen well haben.
Ach, min gott, ists nitt zü erbarmen, das solich tyranney on allen widerstand ain fürgang haben solle? Wer hetts ymmer 49 geglopt a , das man dermassen stillsytzen und ye ainer den andern, byß er verderbe, züsechen sollt! Hilff, ewiger gott! Wie ist das so ain grosser zorn?
Nun wolan! Noch byn ich unverzagt und hoff ongezwyfellt, diser find müsß ouch, und nun bald, frid geben und verzablen 50 durch weg und mittel, die dem lieben vatter im himel wol bekandt sind! Den helffend unß mitt ernst und trungelichem pitt 51 anrüffen. Er well unnß mitt gnaden ansechen, sein schwert instecken und ain bestendigen friden geben um des fridfursten 52 Jesu Christi willen! In dem wunsch und beger ich hertzlich usß allen krefften euch und den ewern vyl, vyl güter, gnadreycher, frydrycher, globricher 53 , liebricher und dultricher jar hie, und dört 54 das ewig leben! Amen. Amen.
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Ich kan nitt mehr. So vyl ist der geschefft und schreibens, das mir uff dem hals lygt! Habt für güt 55 Es schreiben mine herren den ewern, wie ir bericht werdt. 56
So schick ich euch mitt ain copey aines schribens 57 . Ist erst gestert in abwesen meines vetters 58 meinen herren von dem reychen, gwaltigen mann, dem dem Pomgarter 59 , zükomen, wiewol 23. decembris geben, ausß dem ir leycht zü vernemmen hapt, was man sich mitt güten worten zü erlangen understaht 60 .
Der ewig, barmhartzig vatter behüt unß vor allem, das seinem nammen unehrlich und deßhalb unß an unserm hail und ewigen leben nachtailig seye! Grüzt all güt herren und freund. Euch grüzt yederman.
[Ohne Unterschrift.]
[Adresse: b ] An Maister Hainrich Bullinger c .