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Abschrift von unbekannter Hand (17. Jh.) a : Zürich ZB, Ms F 46, 593 Ungedruckt
[1] Bullinger kann leider auf Hallers drei Briefe vom 10., 23. und 27. Dezember [HBBW
XVIII, Nr. 2712. 2723. 2726] nicht ausführlich antworten. Er muss sich auf das Wichtigste
beschränken. — [2]Angesichts der Kapitulation so vieler Städte [vor Kaiser Karl V.] hat
Haller gefragt, was denn zu tun wäre. Bullinger rät ihm, so lange wie möglich in Augsburg
auszuharren; er selbst würde derzeit dort noch bleiben können. Wäre es aber nicht mehr
möglich, seinen Glauben auszuüben und dort zu leben, würde er die besten Ratsmitglieder von
seinem Weggang informieren und versuchen, sich von diesen ein gutes Zeugnis ausstellen zu
lassen. Unterdessen hat er mit Hallers Verwandten gesprochen. Sie werden beim Zürcher Rat
erreichen, dass dieser Haller der Augsburger Obrigkeit mit einem Brief ganz besonders empfiehlt.
Georg Frölich wird Augsburg auch nur dann verlassen, wenn er merkt, dass alles
verloren ist. Bullinger hofft fest auf Gott. Haller [und die anderen Zürcher in Augsburg]sollen
das Gleiche tun! — [3] Die Unterwerfung Ulms und anderer Städte unter den Kaiser wird
schlimme Folgen haben. —[4] Gestern schrieb Wilhelm Frölich aus Solothurn über den Plan
des französischen Königs Franz I., in Italien einzufallen. Dieser verfüge bereits über 18'000
französische Soldaten, werbe 6'000 Italiener an und begehre noch 14'000 Eidgenossen. Vernimmt
er aber, wie "mutig" sich die Deutschen dem Kaiser kampflos ergeben haben, wirdBriefe_Vol_19-123 arpa
wohl auch er sein Vorhaben aufgeben! So oder so ist nicht diesem "ägyptischen König",
sondern Christus allein zu trauen. —[5]Gruß. Haller bleibe standhaft!
G[ratiam] et p[acem]. Ternas a te accepi, Hallere, primas 10. decembris, secundas 23., tertias 27. decembris 2 datas. Ad eas non licuit ordine respondere. Summas rerum persequar:
Petis consilium, 3 quid agas perturbatis hisce temporibus et urbibus plerisque deficientibus. Ego Augustae haererem, quoad liceret; et omnino haerere possem. Ubi propter religionem et vitam diutius haerere non possem, cum optimorum ex senatu conscientia 4 discederem, ita ut, si fieri posset, saltem a bonis mecum reportarem testimonium. Interea monui affines tuos 5 . Illi literas a senatu nostro impetrabunt, ut Augustano senatui te commendent, ne te negligant. Laetus 6 non discedet, nisi omnia vident desperata. Ich trawen gott baß 7 Sind 8 redlich und truwend doch auch gott, etc. Wer in menschen vertruwt, der fällt. 9
Wir haben hie, daß Ulmm und vil der stetten samt Wirtenberg 10 sich an deß keysers 11 gnad ergeben, etc. Darauß wirt hernach ein ungnad gottes und der menschen! 12
Gestern schreibt Frölich 13 auß Solothurn, der könig auß Franckreich 14 werde begehren 14'000 Eidgnossen. Habe gerüst 18'000 Franzosen. Näme an 6'000 Italier. Werde in Italiam fallen, etc. Zu besorgen, wann er verstat den klugen 15 mut der Teütschen, die sich ohne schlacht underthun lassend, steckh er ouch ynn 16 , quanquam nihil prorsus fidam regi Aegyptio 17 . Domino fido.
In hoc aeternum vale. Sis constans et fortis in domino.
[Ohne Adresse.]18