Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[241]

Berchtold Haller an
Bullinger
[Bern],
14. Juli [1533]

Autograph: Zürich StA, E II 343, 98. Siegelspur. -Ungedruckt

Stürmische Sitzung des Berner Rates am 13. und 14. Juli 1533 wegen des Abschiedes (der Verhandlungen in Zürich über ein einheitliches Verfahren in Ehesachen]. An der zweiten Sitzung wurden auch die Pfarrer-Eherichter angehört; das Ergebnis ist noch unbekannt. Haller sendet Bullinger einen Brief von Sebastian Meyer zu, in welchem Bullinger gelobt wird. Er erfuhr, was Megander Leo Jud über die Konstanzer geschrieben hat. Haller drängt auf Bullingers Besuch.

S. 13. julii, was sunnentag, hat man die burger 2 ; ward nütt geraten 3 . Gspött und unwill erzöget 4 sich von deß abscheids wägen 5 . Uff mentag 14. julii sind wir 6 für rät und burger kert 7 , sy ermant, den handel ze bedencken. Was beschlossen, weis ich uff dise stund nitt.

Hiemitt schick ich dir ein epistel 8 von Doctor Sebastian Meyer 9 , so min erster mittgehülf ze Bern gsin und da vertriben, e qua intelliges aliorum etiam de te iudicium,

13 Vgl. 1Kor 4, 4f.
14 Tatsächlich war Bullinger über die Vorgänge in Straßburg bereits am 19. Juni durch Myconius (oben S. 145, 12-15) und am 11. Juli durch Bucer (oben Nr. 238) unterrichtet worden.
15 Leo Jud.
1 Aufgrund der von Haller genannten Wochentage (Z. 1 und 2) kommt nur das Jahr 1533 in Frage, was durch die erwähnten Ereignisse bestätigt wird (unten Anm. 5).
2 beriet sich der Große Rat (SI IV 1582).
3 beschlossen (SI VI 1598).
4 zeigte.
5 Es handelt sich um den Abschied der am 10. Juni 1533 in Zürich abgehaltenen Tagung der reformierten Städte Zürich, Bern, Basel, Schaffhausen und St. Gallen zur Vereinheitlichung der Ehegerichtspraxis (s. oben S. 134, Anm. 4 und 12). Die in diesem Abschied enthaltenen 44 Artikel wurden am 11., 13. und 14. Juli in Bern offenbar eingehend
behandelt, um den Abgeordneten zur zweiten Verhandlung, die am 15. Juli in Zürich stattfand (EA IV/1c 124-126), neue Instruktionen zu geben. Die unterschiedlichen Auffassungen gehen aus EA IV/1c, aaO deutlich hervor. Zur ganzen Frage s. Köhler, Ehegericht I 419-440.
6 Gemeint sind die drei Stadtpfarrer als Mitglieder des Ehegerichts, Berchtold Haller, Franz Kolb und Kaspar Megander.
7 gekommen (SI III 435).
8 Nicht erhalten.
9 Sebastian Meyer, 1465-1545, stammte aus Neuenburg am Rhein. Er trat dem Franziskanerorden bei und studierte in Basel und Freiburg i. Br., wo er den Doktortitel erwarb. 1521 kam er als Lesemeister ans Barfüßerkloster nach Bern. Durch das Studium der Schriften Luthers wandte er sich ganz der Reformation zu, für die er sich neben Berchtold Haller so energisch einsetzte, daß der Berner Rat ihn mehrmals vor Angriffen schützen mußte. Meyer korrespondierte mit


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ne videar tibi adulari, modo ne tu quoque vera de te referentibus offeraris. Quod si libuerit, remitte hanc epistolam.

De Constantiensibus accepimus, quae Megander Leoni scripsit 10 . In summa: Gott lass mich den tag erläben, das ich dich, dich selb gsähe, dich höre, mitt dir rede. Mach dir selbs wil 11 , nitt ein tag by mir ze bliben, sunder 4, 5 oder 8 tag.

Vale.

14. iulii, hora undecima ante meridiana.

Tuus idem B. H.

[Adresse auf der Rückseite:]An Meister Heinrich Bullinger, predicanten ze Zürich.