Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2814]

Ambrosius Blarer
an Bullinger
[Konstanz,
zwischen dem 13. und
19. Februar 1547?]

Autograph: Zürich StA, E II 357a, 710 (Siegel) Zusammenfassung: Blarer BW II 592 2

[1]Ein württembergischer Hauptmann [Michel Berchtold von Nellingen?]berichtete in Konstanz, dass [kaiserliche]Hauptleute sich zu einer Beratung getroffen haben, und dass er aus den Gesprächen mit diesen den Eindruck gewann, man plane einen Angriff gegen die Eidgenossen. [2] So sagte auch ein Viehhändler aus Ulm, den man nach Gerüchten fragte, man höre, der Kaiser habe vor, sich Konstanz und der Eidgenossen anzunehmen. [3]Auch die Konstanzer Kornhändler trafen auf ihrer Rückreise von Radolfzell einen Mailänder [...] in Allensbach an, den sie über [Italien] ausfragten. Dieser erzählte, dass die Fünf Orte dort Söldner annähmen. Bullinger soll das wissen! Desgleichen hat Zunftmeister Peter Labhart gehört, dass man die Eidgenossen gegeneinander aufhetzen wolle, dass den Fünf Orten italienische Söldner zuzögen und dass die Eidgenossenschaft von der Etsch aus oder in Basel angegriffen werde.

Es hat sich ain wirtempergischer hoptman 3 hie vernemmen lassen, das etwa 4 die hoptleut bey ainander gewesen und allerlay ze red worden seyen. Hab er nitt anderst vermuten mögen, dann 5 das die anschleg 6 seyen, die Aidgnossen ouch in gehorsam ze bringen. 7

So ist ain vechtriber 8 dis wochen von Ulm hie gewesen und gesagt, alls man inn gefragt, was das geschrey 9 seye: Man welle die von Costentz gehorsam machen und den Aidgnossen ouch ains uff den schwantz geben, das sy sich ergebind.

43 Georg Müller; vgl. oben Z. 14. — Welche Angelegenheit Zwick hier anspricht, ist unbekannt.
44 Die Hauptmahlzeit im Gegensatz zum Abendessen; s. Fischer IV 20.
1 Dieser Datierung liegt nur eine Vermutung zugrunde.
2 Vorliegender Brief wurde von Schieß irrtümlich als Beilage zu Blarers Brief Nr. 2812 angesehen.
3 Vielleicht der in Nr. 2812,39f, erwähnte "fromme Hauptmann" Michel Berchtold von Nellingen, zumal dieser auch im Dienste des Hauses Württemberg stand.
4 irgendwann; vgl. SI I 591.
5 als.
6 (böse) Pläne.
7 Vgl. Nr. 2816,30-37.
8 Viehhändler. —Unbekannt.
9 Gerücht.


Briefe_Vol_19-316arpa

Es ist gewiß und von unsern kornköffern (alls sy yetz von Zell 10 kommen und zü Alenspach 11 gesessen sind) a anzögt worden, das sy ainen 2 von Mailand zü Alenspach funden und inn gefragt habend, was dinnen 13 das geschray seye. Habe er geantwurt: Nichts sonders, dann das er gehört, wie man Italiäner den Fünff Orten 14 annemme, etc. Hab ich euch nitt verhalten wellen, dann 15 unser frommer zunfftmaister Peter Labhart 16 des güt wissen tragt 17 (der hats auch anzögt), und das man sy 18 unainig machen und den 5 Orten welsch 19 volck zuschicken oder sy durch die Etsch oder uff Basel angryffen welle.

[Ohne Unterschrift.]

[Adresse auf der Rückseite:] Clarissimo viro domino Heinricho Bullingero, amico et fratri suo incomp[arabili]. Tiguri.