Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2818]

Lorenz Blankenheim
an Bullinger
Marburg,
20. Februar 1547

Autograph: Zürich StA, E II 363, 31 (Siegelspur) Ungedruckt

[1] Blankenheim weiß nicht, ob der Brief [nicht erhalten], mit dem er sich für die ihm in Zürich erwiesene Gastfreundschaft bedankt hat, je eingetroffen ist. Daher dankt er nochmals, weil er nicht undankbar erscheinen will. [2] Rudolf [Funk] und die anderen [Zürcher Studenten in Marburg] werden über die gegenwärtigen Kriegswirren und die Pest in Hessen wie auch über alles Weitere berichten. [3]Blankenheim stellt den Studierenden das Zeugnis aus, dass sie während ihres Studiums fleißig lernten, sich anständig benahmen und sich keinen Exzessen im Trinken oder sonst irgendwie hingaben. Wenn sich nur die anderen Studenten an deren Beispiel hielten! Gott möge diesen Zürchern auch künftig beistehen. Bullinger zu bitten, sie zu fördern und ihnen geneigt zu bleiben, ist wohl unnötig. [4] Dem jungen Blankenheim mögen etwaige unpassende Äußerungen im vorliegenden Brief verziehen werden. Er steht gerne weiterhin im Dienste Bullingers. [5] [P.S..] Grüße an Rudolf Gwalther, Theodor Bibliander, wie auch an alle, die einst in Marburg [studiert haben].

Mein gantz willig, unverdrossenn dienst zuvor, erwurdiger, hochgelarter, großgunstiger, gepietender herr unnd geliepter in Christo. Ich hab ewernn wirden 1 hievor geschriebenn, 2 darinn ich mich zum hochstenn unnd vlissigstenn der mir beschehenn gutthatenn halbenn 3 bedanckt habe, mit erpiettung meinem geringen vermügenn nach, wo 4 ich kont, dasselbig zu verdienenn 5 . Nun weiß ich nicht, ob ir denselbigen brieff empfangen. Do 6 ir aber solchs nicht bekommen, wil ich mich nachmals zum vlissigstenn alles gutenn bedanckt habenn, mit hit, mir nicht vicium ingratitudinis zutzeschreiben, das ich euch nicht mehr geschriebenn.

Haab und Itelhans Thumysen) weiß man, dass Letztere dort acht Tage verbrachten (Zurich StA, F III 32, Seckelamtsrechnungen 1546/47, S. 48 der "Reitenden Boten").
5 Siehe Nr. 2753,14-16.
6 Ein Bote der Stadt St. Gallen, dem vermutlich das Schreiben der Zürcher Obrigkeit in Bezug auf die kommende Tag-Satzung anvertraut wurde.
1 ewernn wirden: Die übliche Anredeform einem Bischof gegenüber.
2 Nicht erhalten.
3 Als Blankenheim 1545 durch Zürich reiste; s. HBBW XV 512.
4 wenn.
5 vergelten.
6 Falls.


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Inn was geferlichkeit des kriegs unnd sterbens wir inn dissem lande 7 sitzenn unnd was weither furhanden, werdenn uch meine sondere guten freunde, Rudolphus 8 unnd die anderenn, weither antzeigenn.

Damit ir unnd andere, mine gunstige herren, auch min testimonium, wie sich dieselbenn ewer gesandten alhie gehaltenn haben a , daruff geb ich uch bei miner warheit unnd trueenn zu erkennen, das sie die zeit, so sie bei uns gwesenn, mit irem studirenn gantz vlissig, fromlich unnd zuchtig gehaltenn. Wolt gott, das unsere studiosi anders nicht dann 9 sie studirten unnd inn zuchtigem lebenn auch also hieltenn! Dann 10 10 ich vonn inen nie kein unmessig 11 zechens oder einigen überfluß 12 in anderm hab vernemen konnen. Got geb inen furter 13 sein gnade, das sie also seiner gotlichen m[ajesta]t zu ehrenn unnd dem nechsten zuu guten furttharen mugen. Wil derhalbenn gantz dinstlich 14 gepetenn han 15 . wiewol ir solchs ohne das 16 thun werdet, sie inn gunstiger guter ||31v. furderung unnd bevelh 17 zu hann 18 , etc.

Das alles ich uwern wirdenn dinstlicher guter meinung 19 nicht wollen verhaltenn 20 . Bit, wo ich etwas ungeschickts geschriebenn, mir solchs, als einem jungen gesellen, dasselbige zu gut zu hann unnd im bestenn zu verstehen. Dann uch unnd denn üwernn nach meinem geringenn vermügen zu dienen, bin ich gantz willig bereit, unnd thu mich hiemit ewern w[irden], als meinem herren, bevelhenn.

Datum Marpurg, denn 20. februarii anno, etc., 47.

E[wer] w. dinstwilliger Lorentz Blanckenheim s[ubscripsit].

Wo es e. w. nicht beschwerenn wolt, dominum meum Gvaltherum 21 zu salutiren, mit antzeigung alles guten, desglichenn d. Bibliandrum unnd andere mine herren, so bei uns gwesen sindt, so bitt ich vlissig, inenn dasselbige antzutzeigen unnd mich als irenn diener inen bevelhen.

a Über der Zeile nachgetragen.
7 Hessen. —Vgl. Nr. 2815,9-16.
8 (Hans) Rudolf Funk. — Mit den "anderen" sind die Zürcher Studenten Johannes Schmid (Fabricius Montanus), Heinrich Hindermann (Opisander), Karl Schweninger und vielleicht auch Wilhelm Meyer gemeint; s. Nr. 2815, Anm. 3.
9 als.
10 Denn.
11 maßloses.
12 Übermäßigkeit; s. Grimm XXIII 220.
13 weiterhin.
14 dienstbereit.
15 haben.
16 ohne das: ohnehin.
17 Gunst; s. FNHDW III 461.
18 haben (hier im Sinne von halten).
19 Absicht.
20 vorenthalten.
21 Den Blankenheim vielleicht schon vor seiner Durchreise in Zürich, nämlich während Gwalthers Studium in Marburg 1540/41 (s. HBBW X 73, Anm. 12), kennengelernt haben könnte. zumal Blankenheim sich schon 1533 in Marburg immatrikuliert hatte (s. M-Marburg I 12) und seitdem dort geblieben zu sein scheint; vgl. nämlich unten Z. 35f.


Briefe_Vol_19-327arpa

[Adresse auf f. 3 la,v.:] Clarissimo et ornatissimo viro Henricho Bullingero, apud Tygurinos divini verbi ministro, domino suo nunquam non colendo. 22