Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2841]

[Ambrosius Blarer
an Bullinger]
[Konstanz],
11. März 1547

Autograph: Zürich StA, E II 357a, 735-738; [Beilage:] 740f (ohne Siegel) a Teildruck und zuammenfassende Übersetzung: Blarer BW II 602-605, Nr. 1419 (Brief); 597f, Nr. 1415 (Beilage) b

[1] Blarer und Konrad Zwick danken für Bullingers Briefe [nicht erhalten], den der Bote [Hans Zingg zusammen] mit einem Brief des Zürcher Bürgermeisters [Johannes Haab] am Vortag an Zwick überbracht hat, als Blarer gerade beim Letzteren war. Sie haben die Briefe gleich gemeinsam gelesen und angesichts ihrer vielen sonstigen Schreibpflichten beschlossen, dass Zwick an den Bürgermeister und Blarer an Bullinger schreibt. Diese mögen sich gegenseitig über die jeweiligen Briefinhalte informieren. [2]Zwick lässt ausrichten, dass ihn in Bullingers Briefen nur stört, dass dieser die Konstanzer immer dazu ermahnt, keinen faulen Frieden anzunehmen, während Zwick der Meinung ist, dass gar kein Frieden anzunehmen sei, weil ein solcher nur faul sein könne. So schreibt jemand [...] aus Ulm, dass kein einziges der der Stadt gemachten Versprechen gehalten wurde, wie dies Bullinger auch von Haab erfahren wird. [3] Bürgermeister [Haab] hat Zwick brieflich informiert, dass die XIII Orte den Auftrag mitgenommen haben, Konstanz von eidgenössischem Gebiet aus weder belagern noch angreifen zu lassen. Bullinger weiß wohl, wie wenig das nützt. Doch hoffen die Konstanzer weiterhin auf göttlichen Beistand. [4]Die Antwort der Zürcher an den Franzosen [Guillaume Du Plessis, sieur de Lyancourt]gefällt Blarer und Zwick ganz gut. König Franz I. soll sich mit Sultan Suleiman verschworen haben, wird aber kaum etwas gegen Kaiser Karl V. unternehmen, ehe der Sultan (der schon in Rüstung steht) in den Krieg zieht. [5]Blarer hat das Geld [von Kaspar Seidensticker]erhalten. Konrad Hof herr wird er wegen dessen ungestümen Wesens tadeln. [6]Die Straßburger Gesandten wurden zum Kaiser nach Nürnberg beordert. Es ist zu befürchten, dass sie sich auch aussöhnen werden, anscheinend aber zu besseren Bedingungen als die anderen [Städte]; vielleicht aber auch nicht. Bullinger möge dies Hans Schöner mitteilen, ihn von Blarer grüßen lassen und dessen Schweigen aus Zeitmangel entschuldigen. Dieser hat Schöners Schreiben erhalten und dessen Briefe nach Augsburg weitergeleitet. [7]Grüße. Bullinger möge fur die [deutschen Protestanten]und deren Kirche beten. Blarer muss abbrechen. [8][Nachrichten:]Die Hauptleute [Sebastian Schertlin] und Marcell Dietrich von Schankwitz sind noch in Konstanz. Bullinger soll Schankwitz' Anliegen nicht a Ohne Schnitt- oder Nadelspuren. Die Zusammengehörigkeit dieser drei Blätter (S. 735f 737f und 740f) ist noch ganz schwach an einem Faiz zu erkennen. Siehe dazu ferner Anm. b. — b Dass die Beilage vorliegendem Brief und nicht, wie dies Schieß tat, Blarers vorhergehendem Brief Nr. 2824 vom 25. Februar zuzuordnen ist, geht aus folgenden Beobachtungen hervor: Während Blarer unten Z. 49f des vorliegenden Briefs Bullinger dazu anhält, die Angelegenheit von Marcell Dietrich von Schankwitz nicht zu vergessen, ermahnt er ihn nicht, sich über die Eheangelegenheiten zu äußern, die in der hier veröffentlichten Beilage angesprochen werden. In der Antwort vom 12. März auf vorliegenden Brief schrieb Bullinger hingegen, dass er nicht dazu gekommen war, die Eheangelegenheiten zu behandeln; s. Nr. 2842, 74f Zudem sprechen die in der hier veröffentlichten Beilage enthaltenen Zeitangaben eher für eine Datierung auf den 11. März als auf den 25. Februar.

1 Der Empfänger ergibt sich aus dem Inhalt des Briefes.


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vergessen! [9]Rudolf Gwalther hat kürzlich an Hans Widenhuber in St. Gallen geschrieben, dass sich Konstanz noch nicht dem Kaiser ergeben habe, an der Sache aber etwas faul sei. Bullinger möge doch in Erfahrung bringen, was Gwalther damit meinte, ohne dabei (aus guten Gründen) Blarers Namen zu erwähnen. [10] Anbei sendet Blarer die drei [an Bullinger gerichteten]Briefe zurück. [11]Auch in Konstanz hört man über den in Myconius' Brief [Nr. 2797]erwähnten Kriegsaufbruch des Kaisersohns Philipp von Spanien. Sollte aber Emanuel Philibert von Savoyen tatsächlich so viele Soldaten aus Spanien mit sich führen (eine Anzahl, die dort wohl kaum aufzubringen wäre), stünde es nun wirklich schlecht! Der Herr verleihe Frieden! [12]Aus Ulm und Augsburg wird Folgendes berichtet: Landgraf Philipp von Hessen hat angeblich dem jungen Herzog Karl Viktor von Braunschweig die Hand seiner Tochter gegeben, was kaum glaubhaft ist! Hoffentlich trifft das nicht zu. [13] Gottes Strafe hat König Ferdinand I. ereilt, denn die Böhmen sollen ihm ihre Unterstützung verweigert haben, während es in Prag zu einem Aufstand gekommen sei. [14] Der englische König Heinrich VIII. ist tot, und der Kaiser habe vor, etwas gegen England zu unternehmen. Auch König Franz I., der polnische König Sigismund wie auch Papst Paul III. sollen gestorben sein. Der Herzog von Alba, Fernando Alvarez de Toledo, leidet an starkem Fieber. Den Tod von Johann von Naves und Eriprando Madruzzo hat Blarer ja schon [mit Brief Nr. 2824]gemeldet. [15] Die Soldaten, die der Kaiser in Regensburg, Nördlingen, Dinkelsbühl und an anderen Orten hatte, wurden dem Herzog Moritz von Sachsen zugeschickt. Der Bregenzer [Hans]Schnabel [von Schönstem]rekrutiert viele Soldaten, die früher im Dienst der [Schmalkaldener] standen! Er verstärkt damit die kaiserlichen Fähnlein und schickt diese gegen den Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen, dem man den Garaus machen will. Der Herr verhindere dies! [16]Am Montag, 28. Februar, sind 900 [kaiserliche]Soldaten in Augsburg eingetroffen. Zunächst benahmen sie sich unflätig, aber ihr Oberst Bernhard von Schaumburg ließ sie hart bestrafen und verbot ihnen bei Leib und Gut jeglichen Mutwillen gegenüber den Augsburgern. Sie sollen sich nun ruhig halten. Die Augsburger und Schaumburg schließen die vier Hauptstadttore auf und zu. Die anderen Tore, deren Schlüssel nur die Augsburger innehaben, bleiben geschlossen. [17]Die bei Biberach stationierten Soldaten sollen am letzten Freitag [4. März]nach Nürnberg aufgebrochen sein. [18]Der Abt von Weingarten, Gerwig Blarer, den man am besten ertränken sollte, erlegt als kaiserlicher Kommissar den süddeutschen Städten Strafgelder auf Er begann mit Biberach und verlangte von dieser Stadt 40'000 Gulden! Auf das Flehen der Biberacher hin stellte er diesen einen Erlass von 10'000 Gulden in Aussicht. Die erste Hälfte des Strafgeldes soll in 14 Tagen bezahlt werden, der Rest bald darauf Was wird man denn von den anderen Städten verlangen, wenn man schon so viel von einem derart kleinen Ort fordert? All diesen Städten steht wohl der Untergang bevor! Der Herr nehme sich der Lage an! [19]Kürzlich hat Herzog [Ulrich] von Württemberg einen Boten [...]nach Konstanz entsandt, um zu erfahren, wie es unter den Eidgenossen steht, zumal er gehört habe, dass sie uneinig seien und gegeneinander kämpfen. Der Herzog war am [4. März], wenige Stunden vor der Abreise des Kaisers, in Ulm. Wegen seiner Krankheit konnte er sich selbst nicht dem Kaiser zu Füßen werfen und entschuldigte sich, sitzen bleiben zu müssen. [20]Graf Friedrich von Fürstenberg hat kürzlich seine Frau [Anna, geb. von Werdenberg] zuhause [auf Schloss Heiligenberg]besucht und ihr beim Abschied gesagt, dass der Krieg nun erst richtig losgehe und Schlimmes bevorstehe, sodass sie sich in Sicherheit bringen sollte. [21]Am Samstag, 5. März, wurde ein Diener [...]eines Konstanzer Bürgers [...]bei Engen von vier Reitern aufgehalten, die ihm 100 Gulden und Schuldbriefe im Wert von 400 Gulden wegnahmen und dabei sagten, er dürfe die Schuldbriefe nicht mehr einlösen, weil nun sie das tun würden. Seinem Herrn soll er ausrichten, dass dies erst der Anfang sei; Schlimmeres stehe noch bevor! [22] In Konstanz erzählte ein Soldat [...] so ausführlich über die Vernichtung des gesamten Heeres von Markgraf Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach durch die sächsischen Truppen, dass es sich laut Schertlin beim Berichterstatter nur um einen Augenzeugen handeln kann. Der Markgraf führte Herzog Moritz 12 Fähnlein und 1'000 Reiter zu. Nur 400 bis 500 Soldaten sollen davongekommen sein. [23]Als [am 4. März] der Kaiser Ulm verlassen wollte, baten ihn einige Leute, darunter der Augsburger Bischof Otto Truchsess von Waldburg, eine tägliche Messe für die Katholiken der Stadt anzuordnen. Der Kaiser


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erwiderte dem Bischof dass er lieber schweigen sollte, falls er nichts Wichtigeres anzubringen hätte. Er sagte ferner, dass der Papst ihn bisher benutzt hat, er aber von nun an seine eigenen Ziele verfolgen wolle. [24] Die Ulmer Pfarrer sollen sich nicht mehr frei äußern dürfen. Genaueres dazu weiß Blarer nicht, doch will er mehr darüber in Erfahrung bringen. Jedenfalls hat man das Singen von Psalmen in den Häusern und Gassen verboten; nicht aber "Hänsle auf der Scheiterbeige"! [25] [Beilage:] Was würde das Zürcher Ehegericht in folgenden Fällen entscheiden? [26] Wenn ein Ehebrecher auf Wunsch des betrogenen Ehepartners geschieden wird und Letzterer sich wieder vermählt, oder aber ledig bleibt und sich nicht mit dem Ehebrecher aussöhnen will, erlauben dann die Zürcher dem Ehebrecher eine neue Ehe? Es wird nämlich viel darüber diskutiert, zumal Ehebrecher nicht hingerichtet werden, wie es sich eigentlich gehören würde (womit es auch der Frage nicht mehr bedurfte). [27] Etliche meinen, dass es nicht richtig sei, dem Ehebrecher die Wiederheirat zu verbieten, da er den gleichen Versuchungen wie andere ausgesetzt ist, eine Ehe also die bessere Lösung sei. [28]Andere wiederum sind der Auffassung, dass es zum Ehebruch einlädt, wenn man dem Ehebrecher die Wiederheirat gestattet, weil dann mancher seine Ehe brechen würde, damit sein Ehepartner die Scheidung einreicht und er dann heiraten mag, wen er will. Wie verfährt man also bei solchen Fällen in Zürich? Durfte sich denn nicht Agathe Studier noch zu Lebzeiten ihres Mannes [Adam Frey] erneut verheiraten? [29]In Konstanz hat man vor Jahren den [Jakob Bagolter]auf seinen Wunsch hin von seiner ehebrüchigen Frau [Wibrat Erdin] geschieden. Eine neue Ehe wurde dieser verboten. Trotzdem tat sie sich mit dem Fuhrmann Thomas Dietrich aus Petershausen (der kein Konstanzer Bürger ist) zusammen. Kürzlich [am 21. Februar] ließen sich die beiden in Zürich trauen und hofften, dank dieser Urkunde in Konstanz leben zu dürfen. Allerdings wurden beide aus der Stadt verwiesen. [30]in einem anderen Fall hat ein Mann [Albin Dienstmann]einer ledigen Frau [Margreth Freudreich]die Ehe versprochen, und es kam zum Beischlaf Nachdem er ihr aber die Heirat verweigerte, klagte sie ihn [im Juni 1544] an. Das Gerichtsurteil erklärte beide zu Mann und Frau. Darauf hin verließ er die Stadt und gab sogar sein Bürgerrecht auf nachdem er den wiederholten Aufforderungen der Konstanzer Behörden, zu seiner Frau zurückzukehren, nicht Folge leistete. [31] Unterdessen wurde die Frau Magd bei einem ledigen Mann [...]. Dieser stellte ihr nach und schwängerte sie. Sobald Dienstmann davon erfuhr, kam er nach zweijähriger Abwesenheit nach Konstanz zurück, erkaufte erneut Bürger- und Zunftrecht und beantragte [am 24. November 1546]die Scheidung von seiner Frau wegen deren Ehebruchs. [32]Etliche schlagen ihm dies ab, weil sie der Meinung sind, dass er die Frau zum Ehebruch veranlasst habe, indem er sie unerlaubt verlassen hatte. Ansonsten würde manch einer seine Frau verlassen und abwarten, bis sie sich auf einen anderen Mann einlässt. [33] Andere wiederum sind der Auffassung, dass man Dienstmann nicht zwingen dürfe, mit einer Ehebrecherin zu leben, auch wenn er für seinen Ungehorsam hart bestraft werden müsse. [34]Bullinger möge sobald wie möglich kurz berichten, wie man in Zürich in solchen Fällen vorgeht.

Gnad und frid mitt allem güten züvoran, sonders furgeliepter, aller getruwester brüder. Ewere schreiben 2 sind mir wol zukomen. Sag euch deren flyssigsten dank. Diser bott 3 hat mich by minem v[etter] C[onrat] Z[wick] gestert um ain ur gefunden. Habend die brieff mitt ainander verlesen. Und warlich haid yetzund vyl, sonderlich mitt schreiben, belestiget. Derhalb wirs allso abgetailt, das min vetter dem h. burgermaister 4 ettlich sachen und ich

2 Nicht erhalten.
3 Vermutlich der Zürcher Ratsbote Hans Zingg; s. Zürich StA, F III 32, Seckelamtsrechnungen 1546/47, S. 68 der Ausgabenabteilung für laufende Boten.
4 Zwicks Brief an Johannes Haab (vom gleichen Tag wie der vorliegende) ist in Zürich StA, A 205.2, Nr. 10, erhalten. Zwicks Brief waren zwei Beilagen angefügt (aaO, Nr. 10a und 10b).


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euch ettlicher ding berichten sölle. Mein l[ieber] vetter hat kain mangel nienerumb 5 . Bevilcht mir, euch zum hertzlichesten und früntlichesten ze dancken. Ist ewerer getrüwen dienst 6 mehr dann wol zefriden. Was er dem h. burgermaister schribt, sag er, sollind ir inn darum ankommen 7 , das ers euch auch lesen lasß. Was dann ich euch schrib, das er vorhin nitt wisste, mögt ir une aller ding eroffnen und anzögen.

Allain sagt min 1. vetter, hab er yetz ettlich mal den mangel in ewern brieffen, das ir allweg schreibend, wir söllend kamen faulen friden annemen, dann 8 er maint nun, man müsse gar kainn annemmen; dann sy werdind alle müssen faul sein, etc. Es schreibt ain güt man von Ulm 9 , es seye deren ding glatt kains 10 gehalten, das inen zügesagt worden, wie ir dann diß und anders von dem h. burgermaister 11 vernemen werdt.

Das die 13 Ort sich ainhellig entschlossen und in empfälch gepracht 12 , Costentz nitt ze belegeren noch zü beschedigen ze lassen, hat der herr burgermaister hievor in ainem brieff 13 auch angezögt mitt disem anhang 14 , das sy Costentz uff irem boden nitt wellind belagert lassen werden; 15 welchs was es mittbring, wisst ir selbs wol zü ermessen. 16 Aber wir trauwend dem lieben gott, er werde unsß mitt sonder truwem, gnedigem bystand durch diß gefarlichait uber alle vermüttung 17 vätterlichen heiffen.

Ewer herren antwurt dem Frantzosen 18 geben, gefellt unß uber die maaß wol. Der herr mehre und bestäte 19 in euch alles güts! Man will aber sagen, der Frantzoß 20 laiche 21 mitt dem Turcken 22 , werde auch nichts wider den kaiser 23 fürnemen, byß der Turck im anzug 24 seye, wie man dann gantz . vylfaltig 25 und gloplich anzögungen hat, das er empor 26 seye.

5 in keiner Hinsicht.
6 In Zusammenhang mit Bullingers Bemühungen, einen Kontakt zwischen Konstanz und Frankreich zu vermitteln; s. dazu Nr. 2762,53-58; Nr. 2774,11-22; Nr. 2794; Nr. 2820,26-33. 50-58.
7 bitten; s. SI III 273. 8 denn.
9 Unbekannt. — Diese Nachrichten sind ausführlicher auf dem dritten Blatt (r./v.) des in oben Anm. 4 angeführten Briefs von Zwick mitgeteilt.
10 glatt kains: überhaupt keines.
11 Hier ist Haab gemeint.
12 in empfälch gepracht: in Auftrag (für ihre jeweiligen Behörden von der Tagsatzung aus) mitgenommen haben.
13 Gemeint ist Haabs Brief an Zwick vom 6. März (Entwurf in Zürich StA, A 205.2, Nr. 8).
14 Klausel, Zusatz.
15 An der Tagsatzung beschloss man, die Behörden der jeweiligen Orte zu bitten, zugunsten Konstanz einzugreifen, falls der Kaiser diese Stadt vom eidgenössischen Boden aus belagern würde; s. EA IV/1d 774 1.
16 Vgl. schon dazu Nr. 2762,12-16.
17 uber alle vermüttung: über alle Vorstellungen. — In Anlehnung an Eph 3, 20.
18 Vermutlich ist hier nicht König Franz I., sondern dessen Gesandter Guillaume Du Plessis. sieur de Lyancourt, gemeint.
19 bestärke.
20 Franz I.
21 konspiriere; s. Fischer IV 928.
22 Sultan Suleiman I.
23 Karl V.
24 im anzug: auf dem Vormarsch.
25 vielfache; vgl. Grimm XXVI 181f.
26 in Rüstung (s. Fischer II 706); oder: aufgebrochen.


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Das gellt hab ich empfangen. 27 Mit dem Curio 28 will ich, wie sich gepurt, handlen und im sein ungestümikait undersagen. Er ist aines ruschigen 29 kopffs.

||736 Straussburg ist yetz uff Nüremberg beschaiden 30 . Sorgen wol, sy werdind sich auch aussönen lassen, aber mitt vyl bessern conditionen, dann den andern widerfaren, wiewol muglich, das sy vyllicht nitt konnend. Das wellt e dem güten Hans Schöner anzögen und inn von minen wegen freuntlich und brüderlich grützen mitt entschuldigung meines nitt schreibens, dann ich warlich weder zeyt noch müsß 31 hab. Sagt im, seine schreiben seyen mir worden, und das ich seine brieff gen Augspurg verschafft habe.

Sagt den ewern allen mitt wunschung gottes gnad vyl grütz und güts von mir, und bittend mitt allen trüwen für unß und unser kirchen, das wir in seinen gnaden durch all diß schwär anfechtungen kommen mögind und der herr Christus sein reych allenthalb d32 erweytere und bestätige. Damitt wellt allso für güt haben. 33 Ich kan ye diß mal nitt baß 34 . So vyl ist ze schreiben! Hapt mich und unser statt allzyt in ewern treuwen und christelicher sorgfeltikait eingeschlossen. Datum den 11. martii 1547.

[Ohne Unterschrift.]

Die hoptleut 35 seind noch hie. Haltend sich wol. Dietrich Marcellen sach 36 wellt nitt vergessen!

Es hat min 1. herr und brüder, ewer Gvaltherus, kurtzverruckter tag 37 dem Hans Widerhüben 38 zü Sanct Gallen under anderm geschriben, er höre, das Costentz noch uffrecht seye und sich dem kaiser nitt ergeben habe; er höre aber daneben wol, das die sach sunst mitt Costentz faul seye. Bitt ich euch gar fruntlich, an im mitt fügen 39 zü erfaren, wie er doch sölichs gemaint habe, dann es wundert unß sehr ubel. Bitt euch aber, wellt mich darinn nitt vermären 40 , dann es hat ursach.

Hiemitt schick ich euch auch ewer drey brieff 41 widerum. Sag euch flyssigen, hochen danck.

c In der Vorlage well. —
d In der Vorlage allenthabb.
27 Es handelt sich vermutlich um eine Zahlung von Kaspar Seidensticker, der den Blarer und Zwick geschuldeten Betrag damals noch nicht ganz abbezahlt hatte; s. Nr. 2787, Anm. 67.
28 Konrad Hofherr. — Hier liegt wohl ein Bezug auf Hofherrs Brief Nr. 2823 vom 24. Februar vor.
29 unbedachten; vgl. Fischer V 496.
30 ist beschaiden: wurde beordert. — Kaiser Karl V. befand sich damals auf dem Weg nach Nürnberg. Da er sich aber länger in Nördlingen aufhielt, kam es schon dort, am 21. März, zum Fußfall der Straßburger; s. Nr. 2822, Anm. 16.
31 Muße.
32 überall.
33 Zu Verstehen: Ihr mögt euch damit begnügen.
34 besser.
35 Sebastian Schertlin und Marcell Dietrich von Schankwitz.
36 Siehe dazu Nr. 2824,38-71.
37 kurtzverruckter tag: vor wenigen Tagen.
38 Der St. Galler Kleinrat Hans Widenhuber.
39 mitt fügen: auf passende Weise.
40 nennen (zu erkennen geben).
41 Einer davon ist der unten in Z. 60f erwähnte Brief von Myconius.


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Man will sagen, das des kaisers sun 42 herausß ziech, wie in Myconii literis 43 , etc. Wann der Sophoyer 44 ain solich volck brechte (das ich doch nitt glouben kan, dann gantz Hyspanien nitt so vyl vermöchte meines erachtens), wurde mühe und arbait. Der lieb, truw gott verlich zytlich und ewigen 45 friden. ||

737 Es wirt ausß Ulm und Augspurg geschriben: Landgrauff 46 soll sein tochter dem jungen hertzog von Brunschwyg 47 geben haben; das mir doch noch gar unglouplich ist. Wa 48 es aber war, were vyl darausß ze nemmen e49 . Speramus meliora f (hoff, seye nitt war) f . Den romischen konig e50 soll gottes gwalt troffen haben. Die Behem 51 sollen im all hilff abgeschlagen 52 und sich zü Prag ain ernstlich empörung 53 zügetragen list ungwysß) g . 54

Engelland soll gewisslich tod sein, 55 und sich der kaisser etwas mitt Engelland understehn wellen 56 ; dessglichen och Franckreich 57 . Der allt konig auß Poland soll" auch dahin sein, 58 etc. Dessgleichen sagt man ouch vom Papst. 59 Duco de Alba 60 hat ain hartes feber. Naves und Madrutz sind dahin, wie ich nehermal 61 geschriben.

Was der kaiser zü Regenspurg, Nördlingen, Dinckelspychel 62 , etc., für knecht gehapt, hat er yetz all hertzog Mauritz 63 geschickt. Der Schnabel 64 von Pregetz 65 nympt vyl deren knecht an, die by den unseren gewesen.

e Lesung unsicher.
f--f Am Rande nachgetragen. Hier und unten Klammern ergänzt.
g-g Am Rande nachgetragen.
h In der Vorlage so.
42 Philipp II. von Spanien.
43 Nr. 2797 vom 6. Februar. —Hier wird auf Nr. 2797,23-29, angespielt.
44 Gemeint ist Emanuel Philibert, Sohn Herzog Karis III. von Savoyen. -
45 zytlich und ewigen: im Diesseits und Jenseits.
46 Philipp von Hessen.
47 Der von Philipp in Gefangenschaft gehaltene Karl Viktor von Braunschweig-Wolfenbüttel. — Es handelt sich um ein falsches Gerücht.
48 Wenn.
49 darausß ze nemmen: davon abzuleiten.
50 Ferdinand I.
51 Böhmen.
52 Vgl. Nr. 2821,162f.
53 Rebellion.
54 Zur böhmischen Ständerevolte von Januar bis April 1547 s. Jaroslav Pánek, Kaiser, König und Ständerevolte. Die böhmischen Stände und ihre Stellung zur Reichspolitik Karls V. und Ferdinands I. im Zeitalter des Schmalkaldischen Krieges, in: Karl V. (1500-1558). Neue Perspektiven seiner Herrschaft in Europa
und Übersee, hg. von Alfred Kohler, Barbara Haider und Christine Ottner, Wien 2002, S. 402-405.
55 König Heinrich VIII. starb am 28. Januar 1547.
56 sich etwas mitt Engelland understehn wellen: etwas gegen England unternehmen wolle.
57 Franz I. starb am 31. März 1547.
58 Der polnische König Sigismund I. starb am 1. April 1548. 59 Paul III. starb am 10. November 1549. — Vgl. Nr. 2797, Anm. 31.
60 Fernando Alvarez de Toledo, Herzog von Alba.
61 unlängst. — Blarer hatte am 25. Februar den Tod Johann von Naves' (20. Februar) und Eriprando Madruzzos (17. Februar) gemeldet; s. Nr. 2824,7-10.
62 Dinkelsbühl, Kr. Ansbach (Bayern).
63 Herzog Moritz von Sachsen. — Siehe dazu Nr. 2797, Anm. 22.
64 Hans Schnabel d.J. von Schönstem, kaiserlicher Hauptmann; s. Mameranus, Exerc. 33.
65 Bregenz.


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Sterckt seine fenlin treffelich, alles uff 66 Sachsen 67 . Dem will man den garuß machen, aber der lieb gott waist im wol recht zü thain 68 .

Uff mentag letsten februarii 69 sind i die 900 knecht zü Augspurg einzogen. Habend sich erstlich mutwillig 70 bewisen, aber ir obrester, Bernhart von Schounburg 71 hat sy hart gestrafft und an lyb und güt verbotten gegen kaim 72 burger ze mütwillen. Allso, schreibt man, haltind sy sich yetzund gantz still. Die von Augspurg sampt dem obersten schliessend die vier hoptthor auff und zü Die andern haben sy beschlossen und die von Augspurg allain die schlüssel darzü, etc.

Die knecht, so zü Bibarach gelegen, sollend auff j yetz freytag verrückt 73 und 74 all hingezogen sein auff Nurnberg. Der mehrwirdig 75 vatter, abbt von Wyngarten 76 k (dignus qui praeceps detur in mare) k77 , ist kaiserlicher comissarius an die oberlendischen stett, das strauffgellt inen uffzelegen. 78 Hat zü Bibarach angefangen. Die sollen zü strauffgellt geben viertzigtausend guldin. Doch uff ir trungelich bitt, sölichs ze milteren, dann es nitt in irem vermögen, hat er inen hoffnung uffthon, es mochten die zechne 79 aberbetten werden, aber nichts von den 30'000fl. 80 Die mussind in 14 halb 81 ligen, darnach glich das ander halbtail. Wie maint ir, das man die anderen anlegen 82 werde, diewyl man diß klainfüg commun 83 dermassen beschwärt? Es ist nichts dann das gewisß, grundtlich verderben aller diser stett vor ougen. Der truw gott welle doch gnedigs einsechen haben 84 .

||738 Item, der hertzog von Wirtemperg 85 hat kurtzverruckter tag ain aignen botten 86 hie gehapt und begert ze wissen, wie es under den Aidgnossen stunde, dann inn anlange, das sy gar unainig und wider ainander uszogen

i In der Vorlage sin. —
j In der Vorlage folgt ein zweites auff. —
k-k Am Rande nachgetragen.
66 gegen.
67 Johann Friedrich I. von Sachsen.
68 tun.
69 Richtig ist Montag, 21. Februar (vgl. Nr. 2791, Anm. 42; Nr. 2821,10f. 184-187), es sein denn, dass Blarer hier den Nachschub der kaiserlichen Besatzung meint, der am Sonntag den 27. Februar in Augsburg eintraf (s. Nr. 2837, Anm. 11; Nr. 2844,15-17).
70 frevelhaft.
71 Bernhard von Schaumburg.
72 gegen kaim: gegen irgendeinen.
73 Am letzten Freitag (4. März). —Zu diesen Truppen s. bereits Nr. 2813,11f.
74 auch.
75 Ironisch, im Sinne von: in vielerlei Hinsicht würdige.
76 Gerwig Blarer.
77 Anspielung auf Mt 18, 6.
78 Siehe dazu Nr. 2816, Anm. 32.
79 Zu verstehen: zehntausend Florin.
80 So auch in: [Christian Friedrich Essich,] Geschichte der Reformation zu Biberach vom Jahr 1517 bis zum Jahr 1650, Ulm 1817, S. 54f; Johann Georg Saladins Straßburger Chronik (MGEGDE2 XXIII 352). —Zur Sache s. Gerwig Blarer BA II 21-23, Nr. 888f; 24f. Nr. 892-894; 26, Nr. 896.
81 in 14 halb: innert 14 [Tagen] zur Hälfte.
82 die anderen anlegen: die anderen (süddeutschen Städte) besteuern.
83 diß klainfülg commun: diese kleine Gemeinde.
84 einsechen haben: einschreiten; helfen.
83 Ulrich von Württemberg.
86 Unbekannt.


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seyen. 1 Er 87 ist hütt acht tag 88 zü Ulm gewesen ettlich stund, eh der kaisser verrückt 89 . Hat im aber nitt konnen zü füssen fallen kranckhait halben. Hat in ain sessel sytzen mussen, sich entschuldigen lassen.'

Item, grauff Friderich von Furstenberg 90 ist kurtzverruckter tag anhaim 91 gewesen und aber gleich widerum verritten. Hat gar ernstlich seiner 1. hausfrauwen 92 gnadet 93 , gesagt, es werd der krieg erst recht angehn, und seye inen ain haiß bad ubergethon 94 , allso das sy 95 sich ouch etwas besorgen 96 .

Item auff verschinen sampstag 97 ist by Engen 98 durch vier reuter unsrem burger ainem 99 sein knecht 100 nidergeworfen 101 und ime hundert guldin, ouch ettlich schuldbrieff (war für 400 fl.) tm genommen und zü im gesagt worden, er dorffe die schulden nitt mehr inziechen; sy wellinds inziechen! Und selle seinen herren sagen: Diß seye der anfang; bald müssind sy deren sachen noch vyl und böser erfaren.

Item, es ist ain kriegsknecht 102 hie by herrn Sebastian Schertle gewesen und im anzögt, wie die Sachsischen dem marggrauff Albrechten, alls er mitt 12 fendlin knechten und 1'000 reutern dem h[ertzog] Mauritzen 103 zuziechen wellen, alles volck erlegt haben und nitt uber vier oder funfthundert davon kommen seyen. Hat ime all sachen so gloubwirdig anzögt (dann er nach seiner sag selbs auch dabey gewesen), dann 104 im der herr Schertlin aller ding glouben gibt. 105

Der kaiser ist yetz in seinem abschid zü Ulm' 106 von ettlichen, ouch von dem bischoff zü Augspurg 107 , angesücht worden, er welle verschaffen, damitt man doch den allten christen zü Ulm all tag nun ain mess halte. 108 Daruff er dem bischoff geantwurt: Wann er nichts notwendigers dann diß anzepringen habe, söll er nun rüwig sein "(ist war)"! Es hat ouch kaiser

l-l Am Rande nachgetragen.
m Dieses und die zwei nächsten Klammerpaare ergänzt.
n- n Am Rande nachgetragen.
87 Ulrich.
88 Am 4. März. — Zum Fußfall des Herzogs durch seine Stellvertreter s. Nr. 2782, Anm. 22.
89 weggegangen (war) — nämlich auch am 4. März; s. Nr. 2754, Anm. 18.
90 Friedrich II. von Fürstenberg.
91 daheim; s. SI II 1280. — Wahrscheinlich Schloss Heiligenberg (Bodenseekreis, Baden-Württemberg); s. Werner Thoma, Die Kirchenpolitik der Grafen von Fürstenberg im Zeitalter der Glaubenskämpfe (1520-1660). Ein Beitrag zur Geschichte der Kirchenreform und Konfessionsbildung, Münster 1963, S. 17.
92 Anna, geb. von Werdenberg; s. ADB VIII 2191.
83 seiner hausfrauwen gnadet: sich von seiner Frau verabschiedet; s. SI II 662.
94 seye inen ain haiß bad ubergethon: sie
(die deutschen Protestanten) werden die Sache schlimm ausbaden müssen; vgl. Wander I 219, Nr. 35. 39.
95 Anna.
96 in Sicherheit bringe; s. Fischer I 922.
97 5. März.
98 Engen, Kr. Konstanz.
99 Unbekannt.
100 Unbekannt.
101 aufgehalten.
102 Unbekannt.
103 Herzog Moritz von Sachsen.
104 dass.
105 Zum bei Rochlitz stattgefundenen Überfall der kurfürstlichen Reiterei auf Markgraf Albrecht II. Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach s. Nr. 2832, Anm. 35.
106 Am 4. März.
107 Otto Truchsess von Waldburg.
108 Vgl. Nr. 2836,17.


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under anderm gesagt: Papst hab bysanher seines gefallens gehandelt mitt ime, aber yetzund welle er ouch seines raths pflegen, wie allem ze thain seye! 109

Man hat den predigern zü Ulm etwas bysß 110 ingelegt. Kan noch nitt wissen, was es ist. Wills wol erfaren. Die psalmen sind verbotten, das man sy in heusern und uff der gassen nitt singen soll; aber den "Hensle auff der scheyterbeyg"111 darff man wol syngen!

||740f. [Beilage:] Wellt mich berichten, was in ewerm ehegericht bruchig 112 seye.

Im fall, so ain ehbruchigs geschaiden wirt von seinem gemachel 113 , so er 114 des begert und darnach sich mitt ainem anderen gmachel versicht, oder blybt onvermechlet, will sich aber mitt dem bruchigen 115 weyter nitt versünen lassen, ob man in sölichem fall dem ehbruchigen ouch erlobe, das es sich mitt ainr andern person verhüre 116 . Dann es wirt vyl davon disputiert, diewyl man ehbrecher und ehbrecherinen nitt abweg thüt 117 , als man billich sollt (dann damitt bedörfft es diser frag nitt).

Mainen etlich, diewyl man sy 118 leben lasst und sy glich so wol angefochten werdind als ander leut, das es unbillich were, inen die eh abzestricken 119 und sy in die gewissen fahr 120 anderer unluterkait 112 ' setzen; und es müsse irenhalb ouch allweg' 22 war blyben: Melius est nubere quam uri. 123

Die anderen mainen, sollte man sollichs gestatten, wurde man dem ehbruch ain groß weyt thor uffthain, dann mancher wurde sin eh brechen, damitt er sinem gmachel ursach gebe, der schidung zü begeren, und er darnach ouch ain andere, die ime darzü gefellig, nemmen dörffte. Das ist nun gewisslich war. Darum wellt mir zü wissen fügen, wie es by euch

109 Vgl. Nr. 2812,14-20; Nr. 2819,35-59; Nr. 2833,23f.
110 Zügel (hier im übertragenen Sinn). — Vielleicht verlangte man von den Ulmer Predigern Ähnliches wie von deren Kollegen in Augsburg; s. Nr. 2821,34-51.
111 Holzstoß (hier als "Liebesleiter"); s. SI IV 1057f. —Es handelt sich um ein volkstümliches Liebeslied (Kilterlied), das in Süddeutschland wie auch in der Schweiz bekannt war; s. SI II 1469; XIV 1659. Niklaus Manuel erwähnt es z.B. in seinem Fasnachtsspiel "Vom Papst und seiner Priesterschaft"; s. Deutsche Spiele und Dramen des 15. und 16. Jahrhunderts, hg. von Hellmut Thomke, Frankfurt a.M. 1996 — Bibliothek deutscher Klassiker 136, S. 167, Vers 734 (Text) und S. 1024 (Kommentar). Der Text dieses
Liedes scheint verschollen zu sein, zumindest konnte er nicht ausfindig gemacht werden. — Wir danken Dr. This Fetzer vom "Schweizerischen Idiotikon" für freundliche Auskunft.
112 im Brauch.
113 Ehepartner (hier der betrogene).
114 Der betrogene Ehepartner.
115 Ehebrecher.
116 verheirate.
117 abweg thüt: tötet.
118 die Ehebrecher.
119 die eh abzestricken: die Wiederheirat zu verbieten.
120 in die gewissen fahr: in sichere Gefahr.
121 Unkeuschheit.
122 wohl.
123 1Kor 7, 9.


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gehalten werde. o Der Studieren 124 hat mans (wän 125 ich) uch by leben jres mans erloupt p . o

Dann man hat vor jaren hie ain weyb 126 von jres ehbruchs wegen von dem mann' 27 uff sein beger geschaiden. Die hett gern ain andern mann gehapt, aber sölichs nitt erlangen mögen. Allso hat sy nichts dest weniger ainen hie genommen. Ist nitt burger, aber doch ain karrknecht' 28 hie, mitt nammen Thoma Dieterich von Bätershusen 129 , und mitt im zü euch gen Zürich zogen, allda zü kirchen gangen kurtzverruckter tag» 30 Bringt jres kirchgangs schrifftliche urkund. Hat vermaint 131 , allso hie zü belyben, aber myne herren habend sy baide usß der statt ziechen haissen.

Item yetz tragt sich ain fall zü das ainer 132 am tochter 133 hindergangen 134 , ir die eh versprochen und darnach ouch mitt ir die werck geübt 135 , darnach aber ir nitt gewellt hat; derhalb sy inn vor meinen herren fürnemmen 136 müssen. Hat man so vyl in der sach erlernet, das man sy züsamen gesprochen' 137 , daruff aber er sich von stund an von der statt hinweg gethon und der urtail nitt hat geleben 138 wellen. Habend in mine herren ettlich mal, als irem burger, züempotten 193 und verkünden lassen, das er sich . zü seinem weyb thüe, mitt ir zü kirchen gange und alles anders 140 thüe, das aim biderman gepure; aber er hat nie gehorsam sein wellen und das burggrecht uffgeben, etc.

||741 Nun mittler zeyt seines ausplybens ist sein weyb an ainem dienst gewesen 141 . Hat allso 142 von ainem ledigen gsellen 143 ain nachstrengen gehapt'

o-o Am Rande nachgetragen.
p erloupt Fehlt in der Vorlage.
124 Agathe Studier, deren Mann, Adam Frey (und nicht sie, wie dies Blarer glaubt), vor April 1539 Ehebruch begangen hatte und 1542 Elisabeth Leu heiratete; s. HBBW IX 106, Anm. 3. — Studier ging 1542 auch eine neue Ehe mit Heinrich Grebel ein; s. HBBW XVI 187, Anm. 6.
125 meine.
126 Wibrat Erdin: s. unten Anm. 130.
127 Jakob Bagolter; s. Dobras, Ratsregiment 246, Anm. 526. — Die Scheidung wurde im Jahre 1540 vollzogen; s. ebd.
128 Fuhrmann; s. SI III 426. 724.
129 Petershausen, ein Stadtteil von Konstanz auf der anderen Seite des Seerheins.
130 Am 21. Februar 1547. — Wibrat Erdin und Thomas Dietrich wurden im Zürcher Großmünster getraut; s. Zürich StadtA, VIII.C.1, EDB 1458. —Wer diese Trauung vollzog, kann anhand der zuvor erwähnten Quelle nicht mehr eruiert werden, da es sich dabei um eine Abschrift von Ende der 1580er Jahre handelt; s. Robert Dünki, Pfarrbücher, Bürgerbücher und Genealogische
Verzeichnisse im Stadtarchiv Zürich, Zürich 1995, S. 15.
131 gemeint.
132 Albin Dienstmann; s. Dobras, Ratsregiment 242 und Anm. 502; 245, Anm. 522; 252f und Anm. 558 und 560; 264.
133 Ein lediges Mädchen. — Es handelt sich um Margreth Freudenreich.
134 betrogen (hat).
135 die werck geübt: Geschlechtsverkehr (hatte).
136 anklagen. — Die Anklage wurde im Juni 1544 erhoben; s. ebd, S. 252, Anm. 558.
137 züsamen gesprochen: für verheiratet erklärt (hat).
138 Folge leisten.
139 zu sich geboten; s. SI IV 1880.
140 andere.
141 an ainem dienst gewesen: stand im Dienst von jemandem.
142 auf diese Weise (während ihres Dienstes).
143 Unbekannt.


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144 , das sy von im geschwengert worden. Sobald ir mann sölichs gewar worden, der doch wol in zway jaren nitt hie gewesen, ist er kommen, hat des burggrechts widerum begert (hats von newem alles, zunfft und burgrecht, kouffen müssen)9 , und glich darnach 145 hat er begert, das man inn von seinem 146 nein wyb, die im vor zügsprochen worden, schaiden welle, diewyl sy bruchig 147 an im worden seye.

Da mainend ettlich, diewyl er ungehorsam gewesen, ouch nitt by ir belyben' 148 seye, und ir allso zü sölichem 149 ursach geben, söll er des nitt geniessen, und im selbs die schuld geben, und das weyb behalten. Sonst wurd im 150 mancher mehr allso thain, 151 vom weyb louffen, und sechen, ob sy sich vyllicht vergienge.

Ander mainend, es were unbillich, das er ain wissentliche ehbrecherin behalten und mitt ir busen müsste. Man mog in wol hart darum strauffen, aber das wyb im nitt uffbinden 152 .

Was nun by euch in sölichem fal gesprochen werden mochte, wellt mich berichten. Dann es sind argumenta uff haid seyten. Aber ewer iudicium wellt mir paucis 53 ze wissen thain. r So bald ir köndt, wellt mir davon anzögung thain. r154

[Ohne Adresse.]

q Klammern ergänzt.
r-r Am Rande nachgetragen.
144 Hat von ainem ain nachstrengen gehapt: wurde von jemandem sexuell genötigt, -
belästigt.
145 Am 24. November 1546; s. Dobras, Ratsregiment 264.
146 zuvor.
147 ehebrüchig.
148 geblieben.
149 Nämlich zum Ehebruch.
150 dieses.
151 Zu verstehen: Sonst würde mancher auch so handeln.
152 aufzwingen (als Ehefrau).
153 mit wenigen Worten.
154 Bullingers Antwort ist nicht bekannt (s. aber Nr. 2842,74-81; Nr. 2845,7-9; Nr. 2847,18-22). — Erst am 20. Juli wurde die Angelegenheit erneut vom Konstanzer Rat behandelt, und Dienstmann wurde die Scheidung gestattet: s. Dobras, Ratsregiment 264.