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Autograph: Zürich StA, E II 351, 47 (Siegelspur) Druck: Vadian BW VI 608f, Nr. 1526
[1] Vadian hätte sich dem Druckergesellen 1
,
[Franz]Spitz, 2 den Bullinger mit seinem Brief
[nicht erhalten]3 empfohlen hat, gerne behilflicher erwiesen. Schließlich aber hat auch Spitz
einsehen müssen, dass seine Erwartungen unrealistisch waren. Den Umständen zufolge hätte
er nämlich nach dem kürzlich erfolgten Tod seiner Mutter nicht noch mehr erben können.Briefe_Vol_19-448 arpa
Diese wurde trotz ihrer großen Armut im Hospiz aufgenommen und dort bis zu ihrem letzten
Atemzug drei Monate lang gepflegt und gut ernährt. Zuvor hatte sie ihren Hausrat aufgelöst,
um nicht mit ganz leeren Händen im Hospiz aufgenommen werden zu müssen. Dennoch hatte
sie ihrem Sohn vier Gulden und einen Mantel nach Zürich übermittelt. Für die seiner Mutter
erwiesene Fürsorge zeigte sich Spitz letztlich dankbar. — [2] Die Nachricht über Kurfürst
Johann Friedrich von Sachsen ist verbürgt. ' Sie wurde durch glaubwürdige Männer ebenfalls
den St. Galler Kaufleuten übermittelt. Der Rat ließ aus diesen Briefen eine Aufstellung für den
Zürcher Rat anfertigen, die auch Bullinger zum Lesen erhalten wird. —[3] Jener Martin von
Rossem, der von allen Bewohnern der südlichen Niederlande gefürchtet wird, soll von den
Bremern und den Hansestädten geschlagen worden sein! Dies soll Landgraf Philipp von
Hessen ermutigt haben, den Krieg wieder aufzunehmen. 5 Auch die süddeutschen Städte freuen
sich über die Nachricht und wünschen nichts anderes, als den von den Spaniern verübten
Verwüstungen ein Ende zu setzen! Einzig Konstanz macht seinem Namen Ehre. Auch hofft man
immer noch Gutes vonseiten Straßburgs. Der alte Herzog Ulrich von Württemberg hingegen
ist vor Kaiser Karl V. in die Knie gegangen. Mögen sich bald Männer erheben, die den
angeborenen Mut der Deutschen wiederherstellen! —[4] Martin Frecht schrieb nur kurz [aus
Ulm]. Auch wenn er sich dabei angesichts der vielen Spione mit Vorsicht und Zurückhaltung
äußerte, erwies er sich immer noch voller Hoffnung. Er lässt grüßen und empfiehlt sich
Bullinger wärmstens. — [5] Vadian liest mit Vergnügen die [ihm von Bullinger zugesandte]
Schrift aus Köln. 6 mutig ist doch dieser ehrwürdige greise Erzbischof Hermann von Wied!
Er ist wohl der einzige Deutsche, dem es gebührt, als apostolischer Nachfolger bezeichnet zu
werden. Der Herr bewahre ihn für bessere Zeiten! —[6] Gruß. Vadian wird die Schrift [aus
Köln]zurücksenden, sobald er sie fertig gelesen hat. Er kann sie nicht in einem Zug lesen, da
er ständig durch Amtsaufgaben unterbrochen wird. 7