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Autograph: Zürich StA, E II 356a, 1009 (Siegelspur)
Ungedruckt
[1] Wyttenbach erfuhr durch seinen Schwiegersohn Hans Wunderlich, dass Bullinger unzufrieden
ist, weil er seinen Sohn Josua (den Bullinger als eigenen Sohn ansieht) aus ParisBriefe_Vol_19-465 arpa
zurückbeordert hat. Doch dazu entschloss er sich nicht allein! Auch andere, darunter Gelehrte,
rieten ihm dazu. In zwei Jahren und fünf Monaten hat Josua dort nämlich 352 écus
ausgegeben, und zwar wohl nicht immer auf umsichtige Weise. Sogar reicheren Vätern wäre
dies zu viel gewesen. Auch konnte Wittenbach nie Genaueres über Josuas Studien in Paris
erfahren. Deshalb wird dieser nun zu seinem Präzeptor Rudolf Gwalther und zu Bullinger
gesandt. Beide sollen erkunden, welche Fortschritte der Jüngling gemacht hat und wofür er
sich am besten eignen würde. Bullinger soll das Ergebnis ganz offen mitteilen. Wittenbach
wird sich danach richten. —[2]Bullinger möge das lange Schweigen verzeihen. Es ist allein
auf Wyttenbachs geringe Bildung und dessen schlechtes Schreiben zurückzuführen, zumal Wvttenbach
Bullingers Liebe und Freundschaft nie vergessen könnte. Täglich dankt er dem Herrn
für dessen Begabungen und Standhaftigkeit. —[3] Größe, auch von der Gattin [Anna, geb.
May von Rued].
Von gott gnad und heyll, mitt erpiettung alles myns vermugens gegen üch
guttwillig bereitt zuvor. Erender und insunders wollgelertter her und brüder
ich han von mynem tochterman Hansen Wunderlich' verstanden, wie ir übell
zefriden sient in dem, das ich Josue 2 , üweren und mynen sun, von Paryß
beschriben 3 habe. Worlich ich es nit allein uss mir selbs gethon, sunders uß
gehepttem ratt der gelertten und andere. Dan er in kurtzem zit so vill geltz
mit imm uffgangen 4 ist, das es einen vill rycheren, dan ich bin, beduren
solt 5 . Dan er in zweyen joren und 5 monet 352 écus 6 verthon 7 hatt, das zu
besorgen ist gesin 8 , das er sölich gelt nit recht gebrucht habe. Ich han ouch
von sinem studio nie nutt eygenlich 9 mögen erfaren. Uff söllichs, so schick
ich in zu üch und zu synem preceptor, hernn Gwalther, alß zu mynem
sunderlichen wollvertrüwtte hernn und brüder, das ir üch so vill bemügen 10
wellen und an im erkundigen, wie vill er doch zugenommen habe und wozu
er fürhin gebrucht mög werden oder waß wytters mit imm anzefachen sige 11 .
Dan ir an imm woll gespüren und erfaren mögent, was wytters uff in ze
buwen sige. Und was dan ir mit imm rättig werdent 12 , mich des zu berichten
und mir syner geschicklickeit halb nut verhalten 13 . Will ich, ob gott will,
üwerem trüwen ratt nachkomen und erstatten 14 .Briefe_Vol_19-466 arpa
Geliepter herr und brüder, wellent üch nit beschweren, das ich üch so lang nut geschriben han, dan es allein myner ungeschicklickeit und übel schrybens schuld ist. Dan der liebi und früntschafft, so ir mir und den mynen bewysen, wirt myn läben lang in mir unvergessen syn. Ich sagen dem hernn täglich danck, in dem er üch, sinen dieneren, also rychlich begabet, und also standthafft sindt. Gott, der her, welle syn angefangen werck in üch zü sinem lob und eeren volfüren! 15
Hiemit sindt gote, dem herren, trüwlichen befolen. Myn husfrouw 16 thüt vast 17 grüssen. Uß Biell, 30. tag mertz 1547.
Der üwer gantz eygen Niclaus Wyttenbach. |
[Adresse auf der Rückseite:] Dem eerwirdigen und hochgelertten hernn, meister Heinrichen Bullinger, diener des wort gottes zü Zürich, sinem insundren gelieptten hernn und brüder. 18