[2877]
[1]Ehe Bullinger dazugekommen ist, Haller zu antworten, hatte er schon drei Briefe von ihm
[HBBW XIX, Nr. 2821. 2837. 2844]empfangen. Sollte es in Augsburg zur Wiedereinsetzung
der katholischen Geistlichkeit kommen, möge Haller den Zürcher Rat brieflich darum bitten,
beim Augsburger Rat seine sichere Rückkehr nach Zürich zu erwirken, es sei denn, dass viele
Gläubige ihn zum Bleiben auffordern, um den Zerfall der Gemeinde zu verhindern. Laut der
Apostelgeschichte gründete ja Paulus Kirchen (in denen er lehrte) auch dort, wo es Synagogen
und verabscheuenswerte heidnische Tempel gab. Haller soll sich stets an Gottes Wort, am
Beispiel der Propheten und Apostel sowie an den Ratschlägen des trefflichen Georg Frölich
orientieren. -[2]Die von Haller im letzten seiner drei Briefe bekundete Liebe zur Augsburger
Kirche und seine Bereitschaft, sogar den Tod für sie in Kauf zu nehmen, sind ganz im Sinne der
Apostel! Christus stärke ihn! Die Gefahren und Beschwerden, ja auch die Verschlagenheit und
die Unbeständigkeit so vieler, die Haller bedauert, wurden schon vom Herrn vorhergesagt, der
dabei betonte, dass dies nur der Anfang vom Ende sei und allein clic Standhaften gerettet
werden. Haller halte sich in allem an das erleuchtende Wort des Herrn! -[3] Wie gut, dass er
in seinem neusten Brief vom 14. März [nicht erhalten] vom Sieg des Kurfürsten Johann
Friedrich von Sachsen über den Markgrafen Albrecht Alcibiades von Brandenburg-KulmbachBriefe_Vol_20-123 arpa
(in welcher Schlacht viele Adlige starben oder gefangen wurden) berichtet hat! Denn in Zürich
wusste man nicht, ob die Nachricht stimmt. -[4]Falls Michael Keller und Wolfgang Musculus
wegen des Evangeliums aus Augsburg vertrieben, werden, soll Haller ihnen sagen, dass sie in
Zürich willkommen sind. -[5]Auf dem. letzten Tag zu Baden [vom 28. März]hat König Franz
I. von Frankreich gemäß dein [Sold]bündnis [von 1521 mit den Fünf Orten]Kriegsknechte
angefordert. Doch weigerte er sich, den Fünf Orten mitzuteilen, wo die Söldner eingesetzt
werden sollen. Luzern, Schwyz, Zug und Nidwalden hätten ihm die Knechte bewilligt, wenn
auch Un und Obwalden damit einverstanden gewesen wären. Daher soll Franz I. erst auf
einem Tag zu Solothurn, am Sonntag Quasimodo [17. April], eine definitive Antwort erteilt
werden. Dann wird auch der König die noch ausstehenden Schulden bezahlen. Vermutlich
kommt es zu einem großen Feldzug, der laut einigen nach Mailand, laut anderen nach den
Niederlanden führen soll. -[6]Aus einem Brief aus Chur [Nr. 2871]erfuhr Bullinger, dass
etwa 7'000 Italiener nach Mailand und Trient aufgebrochen seien, um nach Deutschland zu
ziehen, und dass man noch nicht wisse, ob die Venezianer sie durchlassen werden. Diese
Nachricht ist allerdings nicht verbürgt.
Ternas 2 a charitate tua accepi, dum paro hanc responsionem. Si restituantur in integrum sacerdotes 3 (quod avertat dominus!), tu omne negotium senatui nostro perscribas, suadeo, et, ut tibi reditum aperiant, orato, scriptis ad senatum Augustanum literis, quibus et te revocent et, ut tranquille deducaris, orent, nisi forte tot sint fideles et sancti, qui ecclesiam semel collectam nolint dispergi et a te postularint, ut apud ipsos maneas. Nam apostolus 4 in pluribus urbibus (sicuti Acta docent) ecclesias constituit, et docuit in ecclesiis, in quibus urbibus extabant et Iudaeorum synagogae et delubra execrabilia ethnicorum. Semper in consilium adhibebis verbum domini, exemplum prophetarum et apostolorum, denique consultationem optimi et sanctissimi vin d. G. Laeti 5 .
Perplacet, quod in posterioribus 6 testaris te amare Augustanam ecclesiam et paratum esse pro ea mori in domino, dummodo ei consulatur et ea conservetur in veritate fidei. Haec vere apostolica vox est! 7 Dominus Jesus confirmet te in hoc egregio animi tui instituto. Quod interim pericula, perfidiam multorum, turbas et trepidationem, claudicationem denique non paucorum annuncias et deploras, 8 memineris, oportet, verborum domini, qui in evangelio haec omnia ventura praedixit. 9 Idem autem adiecit: "Haec dolorum initia sunt! Qui perseveraverit in finem, hic salvus erit"10 . Hortor ergo
Briefe_Vol_20-124 | arpa |
---|
tuam pietatem, ut hisce te consoleris, verbum domini unice respicias in omnibus. "Est enim lucerna pedibus nostris et lumen semitarum nostrarum" 11 .
Postremas 14. 12 martii scripsisti. His exponis victoriam electoris reportatam a Brandenburgio 13 , in qua multi comites et nobiles vin partim caesi, partim capti sunt. Gratias autem ago domino nostro, qui non in perpetuum destituit auxilio populum suum. 14 Gratam rem fecisti, qui eam nunciaris victoriam! Apud nos enim dubitabatur, num rumor verus esset.
Tu secure offeres d. Cellario 15 et d. Musculo 16 omnia nostra, siquidem propter veritatis praeconium eiecti fuerint Augusta in exilium. 17
Zu Baden ist aber 18 ein Tag geweßt 19 . Begert der Frantzoß 20 knecht nach der vereinigung 21 . Dargegen die 5 Ort wüssen wollen, wohin er die bruch. Wil der Frantzoß nit sagen und fodert 22 heftig. Lucern, Schwytz, Zug, Underwalden nit b dem Wald 23 hetend jetzund zugesagt, wann 24 Un und Oberwalden zugesagt. Also ist ein tag gesetzt gen Solothurn dominica quasimodo. 25 Da soll man entlich 26 antwurten; da wil er 27 die ansbrecher 28 zalen
Briefe_Vol_20-125 | arpa |
---|
und schulden legen. Acht wol, es werde ein grossen aufbruch 29 geben, etlich achtend in Meyland, etlich in das Niderland.
Das ist nüt gwüsses: Es sollend aber etwas in 30 7'000 Italier gen Meiland kommen, auf Trient. Ziehen in Tütschland. Weißt man noch nit, ob ihnen die Venediger blatz und paß machen. Also schreibt man mir von Chur.
Gott mit dir!
[Ohne Unterschrift.] |
[Ohne Adresse.]