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Autograph: Zürich StA, E II 367, 197 (ohne Siegelspur) Ungedruckt
[1] Dem göttlichsten und frömmsten Mann Heinrich Bullinger entbietet Johannes Vulteius
(Ethelontés) seinen Gruß. -[2] Als Du, mein von alien am meisten geliebter Lehrer, gestern
unsere Kameraden rufen ließest und, wie es recht und billig ist, dann über irgendwelche
Verfehlungen zu ihnen gesprochen hast, wäre ich überaus gern als Zuhörer dabei gewesen. Ich
staune sehr über die Armseligkeit und Schlechtigkeit derjenigen, die sich stets am Unglück der
anderen laben und erfreuen! Ich für meine Person halte es wahrhaftig so, dass ich jemanden,
auf den ich zornig bin, nicht einfach böswillig verleumde, sondern, wenn ich sehe, dass er
gesetzwidrig handelt, ihn beiseite nehme und ihm meine Kritik ins Gesicht sage. Das hättest
besser auch Du getan, wenn Du Dich nicht aus diesen Dingen heraushalten willst; ein Rat
oder ein Lehrer muss klare Ansagen machen. Ich erwarte und erbitte von Dir eine wohlwollendeBriefe_Vol_20-184 arpa
Prüfung, denn ich sage dies nicht, um Dich zu tadeln. Den Lehrern zu gehorchen und -
uni es kurz und knapp auszudrücken -einfach seine Pflichten zu erfüllen, das ist es meiner
Einschätzung nach, was einem edlen Menschen gut zu Gesichte steht; Euch Lügen über uns zu
schreiben und Dir unnötige Arbeit zu bereiten gehört nicht dazu. Es gibt aber einige Leute, die
sich gerade dieser gegenteiligen Handlungsweise befleißigen: Wie die Kinder bringen sie im
Verborgenen heimlich Anschuldigungen gegen uns vor und bezichtigen uns dabei wegen Nichtigkeiten
sogar der Lüge. So etwas ist nach meinem Urteil wahrhaftig das Werk eines schamlosen
und verfluchten Mannes, und ich fuhre als Zeugen das bekannte Sprichwort an: Der
Dieb meidet das Sonnenlicht und liebt die Nacht. Aus diesen Dingen geht klar hervor, dass es
zwei Arten von Menschen gibt: Die eine Art erfreut sich am Unglück und am Missgeschick
ihrer Mitmenschen und berauscht sich insbesondere daran, unter Freunden gegenseitigen
Hass zu stiften. Das ist nun gerade das Werk solcher Menschen, die ich von Natur aus schon
immer verabscheut habe und die von fast alien abschätzig behandelt werden, und zwar mit
Recht. Denn sie sind wie ein Keil: Als Ränkeschmiede richten sie ganze Städte zugrunde; sie
werden zu Verrätern ihrer Heimat, lassen sich bestechen und verleugnen Gott. Die andere Art
von Menschen tut dagegen aus eigenem Antrieb das jeweils Nötige und vermeidet es von Natur
aus, schlecht zu handeln. Derartige Menschen lobe und preise ich. "Wähle nun von beiden
diejenigen Menschen zum Muster, deren Taten erfahrungsgemäß am förderlichsten sind, und
Du durftest damit gut beraten sein." - [3] Ich räume ganz offen ein, viele Dinge getan zu
haben, die sich nicht gehören. Wir alle machen Fehler, und niemand ist ohne Schuld. Vielleicht
meint nun aber einer bei sich, dass sie sich nur der Mahnung und des Beispiels der Fremden
bedienen und wir jene dann anfeinden, wenn sie sich vielleicht einmal in fremde Dinge einmischen.
Darauf antworte ich folgendermaßen: Noch nie haben wir solche Gedanken gehegt,
und dazu bin ich nicht gekommen; vielmehr möchte ich zusammen mit den anderen so leben,
wie Eure Gesetze es befehlen. Wenn nicht, dann werde ich Buße tun. Am Ende möchte ich Dich
nachdrücklich bitten, uns jenen Denunzianten vorzuführen. Du wirst dann feststellen, dass er
vieles erlogen hat und es nicht wagen wird, in unserer Gegenwart zu sprechen. Vieles hätte ich
noch zu sagen, werde Dir aber alles später noch ausführlich darlegen. Ich erwarte, dass Du
diese Dinge mit Wohlwollen prüfst. Leb wohl und bleib gesund. -[4] Johannes Vulteius aus
Hessen.
Namen, der ursprünglich Will (bzw. Wöll oder Wöhl) lautete.
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bannes Vulteius Hessus.
[Adresse auf der Rückseite:] Doctissimo atque pientissimo viro Henrico Bullingero, praeceptori suo.