[2907]

Francisco de Enzinas
an Bullinger
Basel,
23. Mai 1547

Autograph: Zürich StA, E II 366, 33 (Siegelspur) Druck: Boehmer, Dryander 416f, Nr. 29; Druck und spanische Ubersetzung: Enzinas BW 240-243, Nr. 32

[1] Enzinas erhielt von Myconius den von Bullinger an ihn gerichteten Brief' und las diesen mit ihm zusammen. Er will hier nicht darauf eingehen, um nicht ausufernd und gehässig zu werden. Er nimmt sich aber Bullingers Ermahnung dankend zu Herzen. So Gott es will und es günstig erscheint, hat er vor, die Pfingsttage in Zürich zu verbringen. Er möchte nämlich Bullinger wieder sehen und mit ihm reden. In dieser schlimmen politischen Lage braucht er ferner etwas Erheiterung in der Gesellschaft von Bullingers Kollegen. Zudem würde er sehr gerne einmal eine Zürcher Abendmahlsfeier miterleben. Wie unerfreulich ist doch der Zustand des Menschen! Dieser muss so manches ertragen, das schmerzhafter als der Tod ist! -[2] In Basel wird nur von der aussichtslosen Lage [der Protestanten] berichtet. Wenn Gott kein Wunder wirkt, ist es um die Mächte dieser Welt geschehen! Bei solch einer Lage nützen menschliche Streitkräfte kaum etwas, ja gar nichts. Es bleibt einem nichts anderes übrig, als zu beten. Wer dabei kalt bleibt, ist wohl aus Stein. Enzinas ist zutiefst erschüttert und bittet Gott von ganzem Herzen um Erlösung. -[3]Gruß. Karl V. -Vgl. Nr. 2906,[3].

6 Vgl. Röm 8, 28.
7 Christoph Froschauer d.A.
8 Der Überbringer des vorliegenden Briefes war Christoph Froschauer; s. oben Z. 12f.
1 Ein nicht mehr erhaltener Brief an Enzinas, den Bullinger seinem Schreiben Nr.
2903 vom 18. Mai an Myconius beigelegt haben wird. Angesichts der darauffolgenden Außerungen wurde Enzinas dazu ermahnt, mehr Zurückhaltung und Vorsicht bei seiner Beurteilung der anderen zu üben. Er hatte sich nämlich in seinem Brief Nr. 2898 vom 8. Mai verurteilend über Valérand Poullain und kritisch gegenüber John Hooper geäußert.

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Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung
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