Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2942]

[Johannes Haller]
an Bullinger
[Augsburg],
5. Juli [1547]

Autograph: Zürich StA, E II 370a, 545 (Siegelabdruck) Ungedruckt

[1]Bullinger möge entschuldigen, dass Haller schon wieder schreibt. Da er Bullinger so sehr liebt, erlaubt er sich einige Freiheiten. -[2]Heute war er wieder einmal bei Hans Welser und ist nun über die Entscheidung der Augsburger Obrigkeit voll im Bilde. Diese hat beschlossen, ihn zurück nach Zürich zu schicken, weil sie dazu vom Zürcher Rat aufgefordert wurde, falls sie Hallers Schutz nicht gewähren könnte. Dieser darf jedoch nicht gleich abreisen, sondern soll einen Verbleib in Augsburg vortäuschen, um so einen etwaigen Angriffsplan während der Heimreise zu vereiteln (denn die ganze Stadt redet schon von dem bevorstehenden Wegzug)! Erst in einem Monat soll er dann aufbrechen. Er stimmte diesem Plait völlig zu. Welser sagte auch, er wolle nicht, dass Haller in drei Monaten noch da sei, zumal die Augsburger nicht mehr ihre eigenen Herren wären. Hailer aber bot ihm. an, länger zu bleiben, fails erforderlich, worauf Welser allerdings anmerkte: Wenn der Große Rat von Zürich damit einverstanden ist. -[3]Neulich wollte ein Priester [...] eine Frau [...]. bei der er einquartiert ist, mit Schmeicheleien und Geld zum Beischlaf verfuhren. Sie ging auf ihn los, schlug ihm ins Gesicht, lief weg und erzählte überall davon. Auf solche Weise offenbart Gott die Verdorbenheit dieser Nichtsnutze! - [4] Geschrieben am 5. Juli, unmittelbar vor der Abreise des Boten [...]. -[5][P.S.:]Auf den Rat seiner Frau [Elsbeth, geb. Kambli]bittet Haller um Folgendes: Da sein Weggang beschlossene Sache ist (falls nichts dazwischenkommt), möge Bullinger ihm eine geeignete Wohnung besorgen, denn er will mit seinen Kindern [Agnes und Johannes d.J.]

e Klammern ergänzt.
48 wegnehmen würde.
49 offenbare; s. Lexer 1128.
50 Gott. -Vgl. Mt 19, 9.
51 unglücklichen Fall.
1 Das Jahr ergibt sich aus dem Briefinhalt.


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weder der Familie [Kambli]noch anderen Leuten lange lästig fallen. Die Miet- und Umzugstermine fallen in Zürich auf die Tag- und Nachtgleiche. Darum, dass Bullinger ihm auch eine neue Stelle besorgt, braucht er ja nicht zu bitten.

S. Denuo scribo. 2 Importunitatem ignosce. Tam te arno, ut nihil non mihi apud te licere putem.

Fui hodie iterum apud Welserum 3 et, quae tandem illorum 4 sit sententia, plene expertus sum. Quandoquidem scripserunt 5 domini Tigurini, ut me (nisi securam possint 6 praestare defensionem) remittant, statuerunt se hoc facturos. Ne vero prodar aut periculum in itinere patiar, nunc (cum rumor per totam urbem vagatur me discessurum) a volunt, ut simulem me mansurum. Sicque ipsos intra mensem me dimissuros. 7 Cui consilio libenter obtemperabo. Confessus est mihi Welserus rem omnem et inter caetera dicebat etiam: "Nollem te, mi Hallere, post 3 menses hic esse. Nos sumus captivi, nostri non amplius iuris", etc. Nam ego promittebam, si mea etiam in posterum opus haberent opera, me non eis denegaturum, siquidem consentiat amplissimus senatus Tigurinus 8 -quibus ille ista 9 inserebat, etc.

Accidit heri denuo aliquid, quod his addam: Sacerdos quidam 10 mulierem 11 , apud quam hospitium habet, pecuniis porrectis ad stuprum provocavit egregie prius eam demulcens. At illa in ipsum invecta et pugnis in os incussis aufugit eiusque sacerdotis turpitudinem universae urbi evulgavit. Sic dominus arguit illorum nebulonum 12 nequitiam, dum in scelere ipsorum eos comprehendit. 13

5. iulii, cum iam discessurus esset nuntius 14 .

[Ohne Unterschrift.]

a Klammern ergänzt.
2 Hallers letzterhaltener Brief Nr. 2908 stammte vom 25. Mai. Hier ist aber die Rede von einem nicht mehr erhaltenen Brief; vgl. Nr. 2950, Anm. 1. -Vielleicht wurde dieser Brief mit oder bald nach Hallers kurzem Brief an den Zürcher Rat vom 4. Juni 1547 (Zürich StA, A 177, Nr. 181) verfasst. In Letzterem äußerte Haller seine Enttäuschung darüber, dass der Zürcher Rat schließlich doch noch seinen und (Hans) Thoman Rumans Rückruf aus Augsburg (s. dazu Nr. 2908, Anm. 3 und Anm. 19) rückgängig gemacht hatte. Zugleich aber erklärte er sich bereit, sich diesem Entschluss zu fügen, aüßerte aber zudem die Bitte, man wolle sie in Augsburg nicht vergessen.
3 Hans Welser. -Vgl. Nr. 2978.90-93.
4 Gemeint sind die Augsburger Ratsherren.
5 Mit einem Brief vom 17. Mai; s. Nr. 2903, Anm. 10.
6 Subjekt: Die Augsburger Ratsherren.
7 Ruman sollte Augsburg am 22. Juli verlassen (s. Nr. 2970,19), während Haller die Stadt erst am 3. oder 4. Oktober verließ (s. Nr. 3017, Anm. 38).
8 Den Ausführungen Hallers.
9 Nämlich die Worte: "siquidem consentiat amplissimus senatus Tigurinus".
10 Ein unbekannter katholischer Priester, der wohl im Zuge der kaiserlichen Besetzung nach Augsburg gelangt war.
11 Unbekannt.
12 Die katholischen Priester.
13 Vgl. z.B. Ps 9, 16f; 10, 2 (Vuig. 9, 23); 57 (Vulg. 56), 7.
14 Unbekannt.


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b Velim interim etiam te rogatum, ut, quia reditus meus certus est, ni deus impediat aut fatum, ut mihi prospiceres de hospitio aliquo commodo. Non enim possum vel meis 15 vel aliis diu molestus esse cum pueris meis 16 . Scio circa aequinoctium 17 proximum solere fieri locationes et permutationes. Ideo suasu meae uxoris 18 haec te rogare volui. De conditione 19 non rogo, quia scio non opus esse, ut hic te rogem b

[Adresse auf der Rückseite]c : D. Heinrycho Bullingero, domino suo unice observando. M. Heinrych Bullinger.