Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2954]

Bullinger
an Oswald Myconius
Zürich,
16. Juli 1547

Autograph: Zürich StA, E II 342, 174 (Siegelabdruck) Zusammenfassung: Henrich, Myconius BW 975, Nr. 1091

[J]Die Frau [...] überbrachte Myconius' Brief [Nr. 2943], und Bullinger erfüllte Myconius' Wunsch, indem er sowohl die Betroffenen in der Stadt ais auch in den Bergen der Landschaft Zurich zur Eintracht ermahnte. - [2] Myconius sieht es ganz richtig: Der Kaiser, dieser spanische Jupiter und diese halbverweste Leiche, wird nicht so leicht etwas gegen vereinte [Eidgenossen] unternehmen! Jetzt gibt es auch Unruhen in Italien. Wenn es ihm nicht gelingt, diese zu schlichten, wird er dieses Gebiet bald verlieren, zumal seine typisch spanische Habgier und Überheblichkeit bei den Italienern verhasst sind. -[3]Jedenfalls müssen die Eidgenossen aufpassen, denn er will sie unter sein Joch zwingen. Doch allmählich beginnen sie, die Verschlagenheit dieses fauligen Kadavers zu durchschauen: An der Badener Tagsatzung sind sie miteinander so gut ausgekommen wie schon seit über 20 Jahren nicht mehr! -[4]Auch Johann von Weeze, der sogenannte Bischof von Lund und Konstanz, erschien an der Tagsatzung, aber er reiste bald wieder ab, weil er sich dort nicht willkommen fühlte.

40 Vgl. HBBW XVIII 154,92-95; 246,140f.
41 Siehe dazu HBBW XVIII 247,152-160. Vgl. auch HBBW XIX 311 mit Anm. 105.
42 Aus dieser Stelle geht hervor, dass Haller damals dachte, seinen Brief einem sicheren Boten anvertrauen zu können. Es kam aber anders als geplant; s. Nr. 2962,1-3.
43 An dieser Stelle wird klar, dass Haller (trotz Bullingers Brief Nr. 2917) nicht ganz sicher war, inwiefern sein Verbleib in Augsburg nicht zum Teil auch Bullingers
Willen entsprach. Doch s. Nr. 2958,1f.
44 Nikolaus Müller gen. Maier.
45 Georg Frölich, der am selben Tag schrieb (Nr. 2952).
46 Dieser Brief wurde mit Hallers Schreiben vom 22. Juli Ruman mitgegeben (s. Nr. 2962,1-3), und zwar zusammen mit Wolfgang Musculus' Zeugnis für Ruman vom 14. Juli (s. Nr. 2951) und mit Georg Frölichs Brief vom 22. Juli (s. Nr. 2961,3-8).


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- [5] Die Eidgenossen haben sich mit einem gemeinsamen Brief [vom 9. Juli 1547] an den Kaiser gewandt. Es ging darin um Basel, Mulhouse und Rottweil. Sie verlangten eine Antwort (Myconius wird Genaueres darüber von seiner Obrigkeit erfahren haben). Sie schworen ferner, sich gegenseitig zu helfen, sobald der Kaiser einen Ort oder eine Stadt der Eidgenossenschaft angreifen würde. - [6] Der Streit wegen Rudolf Gwalthers "Endtchrist" dürfte nun auch beigelegt sein, denn die Gesandten von Luzern und Unterwalden [Heinrich. Fleckenstein und Hans Bünti] unterhielten sich am Rande der Tagsatzung freundlich darüber mit den Zürcher Gesandten [Hans Rudolf Lavater und Itelhans Thumysen]. Aber auch wenn man sich einigt, ist man auf Gottes Gnade angewiesen, da diese allein einen echten und nicht geheuchelten Zusammenhalt ermöglicht. Man erlangt sie nur durch wahren Glauben und aufrichtige Buße! Dazu ist also [die Bevölkerung in unseren Predigten]fleißig anzuhalten! -[7] Was der französische Gesandte [Sébastien de L'Aubespine, abbé de Bassefontaine] im Auftrag seines Königs Heinrich IL an der Tagsatzung vortrug, wird Miconius besser wissen. - [8] Gibt es Neuigkeiten aus den Niederlanden und aus England? In England soll das Evangelium wieder aufblühen.. -[9]Grüße. -[10]Johannes Gast hat den Empfang des Geldes für die Wolle noch nicht bestätigt. Gruß an ihn und an Francisco de Enzinas.

S. D. Mulier' illa tuas 2 mihi reddidit. Ego vero, quod mones 3 faciam, sedulo et diligenter facio ad concordiam et unanimitatem adhortans non tantum nostrates, sed etiam fotos atque amicos in montibus 4 .

Recte enim iudicas Hispanicum illum Iovem 5 , putridum cadaver, 6 non facile agressurum concordes. Praeterea exoriuntur turbae in Italia, 7 quas nisi sopierit, non diu potietur Italia: Itali vero oderunt caesarem propter Hispanos et Hispaniensem avaritiam atque arrogantiam fastumque intollerabilem.

Verum, utcunque id habeat, nobis advigilandum videtur: Nobis intentatur iugum! Incipiunt oculos recipere Helvetii et videre dolos foetidi cadaveris. Nam in comitiis Badensibus 8 optime inter ipsos convenit, ita ut non melius ultra annos 20 et amplius.

Venit episcopus Lundensis 9 , qui et Constantiensis appellatur, sed ingratum se parumque acceptum hospitem videns mox rediit unde venerat. 10

Caesari scripserunt communes literas Helvetii 11 omnes propter Basilienses, Milhusienses et Rotwylanos. Flagitant responsum, id quod haud dubie ex tuis 12 melius et rectius didicisti. 13 Conspirarunt inter se, ut dubium non sit, quin omnes laeserit, qui unum ex urbibus aut pagis laesit.

1 Unbekannt. - Zu dieser s. zuletzt Nr. 2943,1f.
2 Myconius' Brief vom 5. Juli (Nr. 2943).
3 Bezug auf Myconius' Bitte in Nr. 2943,19-21.
4 Gemeint ist wohl eines der Berggebiete der Zürcher Landschaft.
5 Kaiser Karl V. - In Anspielung auf Nr. 2943.6-10.
6 Vgl. Nr. 2872, Anm. 16; Nr. 2943,6-10.
7 Siehe dazu zuletzt Nr. 2943,13-15.
8 Die Badener Tagsatzung, die vom 20. Juni bis zum 15. Juli 1547 tagte; s. Nr. 2933, Anm. 18. - Vgl. ferner Nr. 2934,34f; Nr. 2945,10-12.
9 Johann von Weeze, Bischof von Konstanz und nominell seit 1522 Erzbischof von Lund (Schweden).
10 Vgl. Nr. 2945,12f.
11 Zum Brief der Eidgenossen an den Kaiser datierend vom 9. Juli s. EA IV/1d 828f o und q; 834 zu o (mit Hinweis auf eine Veröffentlichung). Er war die Antwort auf einen Brief des Kaisers vom 27. Juni; s. Nr. 2958, Anm. 7.
12 Die Basler hatten den Ratsherrn Onofrius Holzach zur Badener Tagsatzung gesandt; s. EA IV/1d 825.
13 Siehe dazu Nr. 2945. Anm. 31.


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Dissidium quoque, quod serpere coeperat propter Antichristum Gvaltheri aeditum, 14 et ipsum sopitum creditur, quod soli Lucernates et Undervaldii 15 extra consessum cum legatis nostris 16 amice loquti sint et quaesti, ita tamen ut mox quaerela posita omnia felicia et arnica sint polliciti. Utcunque vero simus concordes, indigemus tamen ante omnia numinis favore et spiritus divini gratia, quae nos arctius et non hypocritice, sed revera conglutinet. Eam impetrabimus vera fide et fideli poenitentia, quam nisi urserimus nos et ornnes pie receperimus praestiterimusque, trademur in manus hostium. Simus ergo hic seduli!

Quid egerit Gallus 17 et quid regis 18 sui nomine proposuerit, melius nosti. Si quid habes certi || v. ex Inferiore Germania et Anglia, ubi ru[rsus]a dicitur herbescere Christus et pietas evangelica, b fac sciam b .

Va[le] una cum tuis omnibus.

Nihildum respondit d. G[as]tius,

an pecunias acceperit pro lana rn[i]ssas 19 . Salutabis illum una cum d. Dryandr[o]20 . Tiguri, 16. iulii anno 1547.

Bullingerus tuus.

[Adresse darunter:] Praestantissimo viro d. Osvaldo Myconio, observando suo domino et fratri. Basel.