Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2966]

[Johannes Haller]
an Bullinger
Augsburg,
25. Juli 1547

Autograph: Zürich StA, E II 370, 68 (Siegelspur) Ungedruckt

[J]Haller wartet auf die Antwort Bullingers und des Zürcher Rats auf seine Briefe [u.a. Nr. 2962], die er Thoman Ruman anvertraut hatte. Er hofft, dass die Zürcher sich um sein Wohlergehen sorgen und ihn zurückberufen werden. Dann wird er vieles erzählen können, das er brieflich nicht mitteilen kann. -[2] Hier nur eines: Der allmächtige Kaiser Karl V. ist mit einem feierlichen Triumphzug am 23. Juli in Augsburg eingezogen. Haller bereut es nicht, dieses Spektakel gesehen zu haben. Der Zug bestand aus mehr als 4'000 Landsknechten und etwa 1'500 Kavalleristen. Das aus Spaniern und Italienern zusammengesetzte Heer hat der Kaiser an der Donau und die gefangenen Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen und Landgraf Philipp von Hessen in Donauwörth zurückgelassen. Der Kurfürst wird noch heute in

Vornamen Elisabeth hieß (s. Bopp-I 232), muss man sich fragen, ob Hermann nicht nach (wenn nicht schon vor) seiner Reise in die Heimat (Ende Juni 1550) Elisabeth Schmid heiratete, was erklären würde, weshalb er bei seiner Reise von Hunaweier nach Magdeburg mit dem Umweg durch Zürich etwa 200 zusätzliche Kilometer in Kauf nahm.
15 Siehe dazu Nr. 2952, Anm. 6.
16 Karl V.
17 Hebr 7, 27.
18 Vgl. 1Kor 15, 20-26; 2Tim 1, 10.
19 Diejenigen, die an Christus glauben; vgl. Röm 12, 5; Eph 5, 30.
20 Christo. - Vgl. Apg 9, 16; Röm 8, 17; 1Petr 4, 16.
21 Vgl. Röm 6, 5. 8; 8, 17; 2Tim 2, 11.
22 Vgl. Rom 8, 28.
23 Vorliegender Brief datiert aus dem Jahr 1547, und zwar ist er vermutlich noch vor oder höchstens kurz nach dem am 1. September begonnenen Reichstag entstanden; s. oben Z. 18. Aus oben Z. if geht ferner hervor, dass er nach dem 7. Juli anzusetzen ist. Demzufolge stammt der Brief vom 25. Juli, August oder September.


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Augsburg erwartet. Die Spanier sind ihm wohlgesinnt, während sie (genauso wie die Augsburger) den Landgrafen verabscheuen. Sie sind der Meinung, dass dieser nicht ganz bei Trost sei. Der Kaiser soll Herzog Moritz von Sachsen drei Tage lang gefangen gehalten haben, da Herzog Heinrich d.J. von Braunschweig-Wolfenbüttel ihn beschuldigt hat, [1545] seine Gefangennahme durch List betrieben zu haben. Moritz soll wieder frei sein und Herzog Heinrich sein Territorium zurückerhalten haben. -[3] Haller kann nicht fiber die Ereignisse in Augsburg und fiber seine [neuen] Nachbarn berichten. Er möchte freigestellt werden! - [4] Nikolaus Müller gen. Maier, Wolfgang Musculus, Sixt Birck und Georg Frölich lassen grüßen. Bullingers letzter Brief an Frölich [nicht erhalten]kam sehr gelegen! Gruße an alle Kollegen. - [5] Der beigelegte Brief, den Ruman in Augsburg vergessen hat, ist für den Jungen [...] bestimmt, den Haller kürzlich zu Johannes Wolf geschickt hat. Hoffentlich ist Ruman gut nach Zürich gelangt. Die Straßen sind jetzt unsicher, da der Kaiser heute alle Söldner entlassen hat, die während fast eines halben Jahres Augsburg besetzt haben. Darunter befinden sich viele Elsässer und Sundgauer. Seinen Brief gibt Haller dem Zürcher Söldner M. mit, der auch zurückkehrt. Aber genug! Hailer will keinen neuen Brief beginnen. -[6]Gruß.

S. a deo patre per servatorem nostrum lesum Christum, etc. Expecto tuum senatusque Tigurini ad literas meas' proxime per Romanum 2 missas responsum 3 speroque me (nisi prorsus omem salutis meae curam abieceritis) revocandum. Tum ergo plura, imo innumera coram, quae nunc scribere multis non possum nec (si possem ut vellem) a tuto liceret. 4

Hoc unum modo scribo: Ipsum grec a 5 23. iulii solenni triumpho (quem me vidisse non poenitet) urbem ingressum cum peditibus Germanis non minus 4'000 et equitibus circiter 1'500. Exercitum Hispanicum et Italicum reliquit ad ripas Danubii. Captivos electorem 6 et langrafium 7 Werdae 8 reliquit, quorum priorem expectamus hodie quoque. 9 Electori ipsi Hispani quoque omnes bene volunt. Langrafium tam nostri quam ipsi detestantur omnes. Aiunt eum tantumnon mente captum. Mauritium 10 etiam captivum detinuit caesar per triduum (ut aiunt), quia Brunsvicensis 11 apud caesarem conquestus est ipsius dolo se captum fuisse; 12 sed dimissum iterum ferunt.

a Klammern ergänzt.
1 Nr. 2962 vom 22. Juli und ein nicht mehr erhaltener Brief Hallers an den Zürcher Rat; s. Nr. 2962,55f.
2 (Hans) Thoman Ruman (Römer).
3 Bullinger antwortete mit Nr. 2969.
4 Vgl. Nr. 2953 und Anm. 2; und unten Z. 17f.
5 Diktator (hier Kaiser Karl V.). - Zum Einzug in Augsburg s. Nr. 2970,23-48; Roth, Augsburg IV 44-46. 67 und Anm. 8 (mit Angaben zu weiteren zeitgenössischen Beschreibungen).
6 Johann Friedrich I. von Sachsen.
7 Philipp von Hessen.
8 Donauwörth.
9 Johann Friedrich von Sachsen traf am 26. Juli in Augsburg ein; s. Nr. 2970,121- 131; Roth, Augsburg IV 46f.
10 Kurfürst Moritz von Sachsen. - Das hier überlieferte Gerücht ist falsch.
11 Herzog Heinrich d.J. von Braunschweig-Wolfenbüttel.
12 Moritz von Sachsen scheint die Gefangennahme von Herzog Heinrich d.J. (am 21. Oktober 1545) nicht durch Hinterlist betrieben zu haben; s. Simon Jßleib, Herzog Moritz von Sachsen und der braunschweigische Handel 1545, in: Archiv für die Sächsische Geschichte, NF 5, 1879, 130-144; Gustav Wolf Zur Gefangennahme Heinrichs von Braunschweig, in: Neues Archiv für sächsische Geschichte und Altertumskunde 26, 1905, 332-344.


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Brunsvicensem quoque remissum esse, ut suum iterum occupet dominium et ducatum.

Quid apud nos fiat, quales habeamus hospites, 13 non est tutum scribere. Cupio liberari!

Vale. Salutat te Mayerus 14 , Musculus, Xystus 15 et d. Laetus 16 , cui opportune admodum nuper scripsisti. 17 Salvos ego cupio omnes, qui vobiscum sunt fratres.

Literas has tuis inclusas puero 18 tradas huic, quem proxime misi ad Joannem Wolphium. Reliquit eas hic Romanus, quem spero salvum esse elapsum. 19 Iter nunc parum tutum est, quia milites isti, qui hactenus tenuerunt urbem nostram per medium fere annum, 20 hodie a caesare sunt dimissi. Sunt plerique Alsatae et Sungavienses. Est etiam hic miles M. 21 Tigurinus, per quem has mitto, quoniam et ipse revertetur in patriam. Sed sufficiant ista modo, ne novam denuo incipiam post prius "vale" texere epistolam.

Vale denuo. Augustae Vindelicorum, in feria S. Jacobi 1547.

Manum nosti.

[Adresse auf der Rückseite:] Clarissimo viro d. Heinrycho Bullingero, domino suo tanquam patri colendo. M. Heinrych Bullinger zu Zürich.