[2989]
Autograph: Zürich StA, E II 351, 40 (Siegelspur) Druck: Vadian BW VI 642f, Nr. 1553
[1] Beiliegend erhält Bullinger Kopien von Briefen, Akten und einem Bericht über die Eroberung
und Unterdrückung der Stadt Prag sowie auch zahlreiche Belege für die arrogante,
tyrannische Machtausübung [von König Ferdinand und dessen Bruder Kaiser Karl V.]. Möge
Gott diese Tyrannei abstellen! -[2] In einem der Dokumente' 1 wird Bullinger einen Entwurf
zum geplanten [Schwäbischen] Bund finden. Sollte diesbezüglich dem König gewillfahrt und
das Bündnis errichtet werden, begibt sich Deutschland in die Knechtschaft, wird seiner militärischen
Macht beraubt und durch unzählige Ausgaben ausgelaugt. Die Pläne und Vorstöße
dieser [Habsburger] müssen abgewehrt werden. Seitdem sie als Könige und Kaiser herrschen,
haben sie stets Kriege geführt und sich arrogant benommen, als wären sie die künftigen
Herrscher der ganzen Erde. Unter dem Vorwand der staatlichen Ordnung haben sie die armen
Stände und Städte betrogen, denn es ging ihnen dabei nicht um das Recht, sondern um die
Ausübung ihrer Tyrannei. Sie versprechen [den Bundesgenossen] Schutz, wo doch Deutschland
nie besser verteidigt und beschirmt war als zur Zeit, ais sie noch nicht an der Macht
waren und für Verwirrung sorgten. Mit diesem Bund verfolgen sie das Ziel, jeden, der sich dein
[Römischen] König oder dem Kaiser widersetzt, zum Feind Deutschlands zu erklären. Das
Bündnis zielt hauptsächlich gegen den König von Frankreich und die Eidgenossen. Wenn diese
keine klugen Maßnahmen dagegen ergreifen, werden sie zugrunde gerichtet! -[3]All dies ist
nur für Bullinger bestimmt. Vadian will nicht, dass sein Name damit in Verbindung gebracht
wird. Bullinger darf jedoch alles, was er will, aus diesen Dokumenten abschreiben. 2 Dabei soll
er nur jeglichen darin vorkommenden Namen auslassen. Er kann dann seine Kopien zeigen,
wem er möchte. Wichtig ist allerdings, dass Bullinger alles innerhalb von sechs Tagen mit
einem zuverlässigen Boten zurückschickt. Derjenige [...], der Vadian diese Dokumente anvertraut
hat, weiß nämlich nicht, dass sie nach Zürich versandt wurden, und Vadian möchte sie
wieder zurückerstatten können. -[4]Gruß. 3