[2995]
Autograph: Zürich StA, E II 357, 246 (Siegelspur) Teildruck und zusammenfassende Ubersetzung: Blarer BW II 649f, Nr. 1468
[1]Blarer hat Bullingers Brief [nicht erhalten]mit der Kopie des Schreibens von Kaiser Karl
V. an die Eidgenossen [vom 28. Juli] dankend empfangen. Man merkt gut, mit welcher Vorsicht
Letzteres formuliert ist. Daraus geht auch hervor, dass die alten Satzungen immer noch
als gültig betrachtet werden, was wohl auch Bullinger gemerkt haben wird. -[2]Auf die [von
Konstanz betriebene Politik] möchte Blarer jetzt nicht weiter eingehen, obwohl es auf alles
eine gute Antwort gäbe. Vielleicht wird er sich ein anderes Mal dazu äußern. Möge Gott die
Versäumnisse beider Seiten [der Konstanzer und der Eidgenossen] zum Guten wenden!
- [3] Blarer sandte Bullinger einen Brief [Nr. 2987 vom 12. August] durch Hieronymus
Hürus. -[4]Es gibt nichts Besonderes zu berichten. Der Kaiser zeigt sich nicht. Der Reichstag
soll am 1. September beginnen. Aus Augsburg erfährt man, dass der Kaiser dein Grafen
von Büren, Maximilian von Egmont, eine Grafschaft geschenkt habe. Blarer weiß allerdings
nicht, ob es sich dabei um die Grafschaft Christophs von Oldenburg oder um jene Albrechts
VII. von Mansfeld handelt. Als aber von Büren dieses Land in Besitz nehmen wollte, soll er
angegriffen und festgenommen worden sein. -[5]Die in Biberach stationierten ausländischen
Truppen, die bis zu 1'200 Mann und 100 Reiter umfassen, verbrauchen mehr als nötig, und die
Bevölkerung leidet sehr darunter. Der allmächtige Gott möge den armen und bedrängten
Menschen zu Hilfe kommen. - [6] Peter Buffler, der in Österreich und Ungarn Geschäfte
macht, schrieb Blarer, dass man dort völlig unbeschwert handeln könne und Sultan Suleiman
nicht zu fürchten brauche. -[7] Von verschiedenen Seiten wird gemeldet, dass König Heinrich
II. und der Kaiser sich nicht feindlich gesinnt seien, obwohl keiner dem anderen so recht traut.
Angeblich hat Frankreich vor, England anzugreifen, und der Kaiser soll Streitkräfte gegen
Neapel mustern. -[8]Man bete unablässig zu Gott, damit er uns gnädig mit seinem Frieden
beschenke, um diese üble Welt überwinden zu können. Bullinger möge fur die in höchster
Gefahr schwebenden und in einer ausweglosen Lage befindlichen Konstanzer beten, damit sie
sich nicht von der gegenwärtigen bedrohlichen Situation niederdrücken lassen. Der Herr
erlöse sie möglichst schnell! - [9] Grüße an Bullingers Familie und an alle Pfarrer und
Freunde. Die Zürcher Kirche bete für die Konstanzer, damit diese die Hilfe des himmlischen
Vaters spüren. Blarers Gattin [Katharina, geb. Ryff], sein Bruder Thomas und Konrad ZwickBriefe_Vol_20-426 arpa
lassen auch grüßen. -[10][P.s.]Bullinger soll den gegenwärtigen, sich auf Reisen begehenden
Jungen [...]feierlich zu einem guten Lebenswandel ermahnen, da Blarer nicht mehr die
Zeit dazu fand.
F[ür]ge[liepter] h[err] und brüder. Ewer schreiben 1 hab ich vernommen 2 . Bedanck mich gantz fruntlich der copey des kaiserlichen schreibens an die A[idgnossen]3 . Man sicht danecht 4 darinn, wie gwarsamlich 5 es gestellt und allso gericht ist, das allt vermainte gerechtikait 6 noch nit gar von hand geben ist, id quod ipse melius intelligis.
Des andern handels 7 halber mag ich mich dismals nitt weyter inlassen; es hette sonst alles sein gute antwurt. Ist yetz litt zeyt. Beschicht vyllicht ain andermal. Gott wells nach 8 fügen, was versumpt ist 9 und baiden tauen nütz und gut sein möchte!
Ich hab euch by unserm Heurusen 10 auch ain priefflin geschriben.
Zeytung 11 habend wir gar nichts sonders. Der kaiser lygt inn 12 . Der reychstag soll 1. septembris fursich gon 13 . Es wirt auch von Augspurg geschriben, er solle dem von Beuren 14 ain herrschaftle 15 geschenckt haben; waiß nitt, obs denen von Altenburg 16 oder Mansfeld 17 zugehörig gewesen. Als ers aber innemen wellen, seye er darob geschlagen und gefangen worden. 18
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Zil Biberach hauset das kriegsvolck treffelich ubel. 19 Deren ist byß in 1'200 und 100 pferd, alles welsch 20 . Verderbend mehr, dann sy brauchend, das 21 man sehr ubel mitt inen beschwert ist. Der starck gott well den armen und getrengten allenthalb 22 zu hilff kommen.
Der Buffler 23 , der sinen handel in Osterrich und Hungerland 24 hatt, schreibt mir 25 , das es daniden 26 gantz sicher seye handlen und wandlen 27 , 28 29 und man sich des Turcken halb nichts zu befaren habe daniden.
Man schreibt von etlichen orten, das gewisslich kaiser und Frantzoß 30 nitt unainig sein sollen, obwol kainer dem andern truwt. Aber Frankreich solle sich etwas wider Engeland 31 underston 32 und der kaiser ain volck in Neapolß machen.
Precemur sedulo dominum, ut sua nos pace propicius donet, 34 quo omnibus istius mundi malis superiores esse constanter possimus. Ah, ora pro nostris diligenter, ut ne usquam inter tot praesentissima pericula gravius impingant! Maximis difficultatibus involvimur, plane inter sacrum et saxum, 35 ut aiunt. Nos torquentes dominus sua potenti manu quamprimum liberet!
Salveat in dom[ino t]ua a domus cum omnibus fratribus et amicis. Oret tota vestra ecclesia pro nostra, quo celestis patris opem efficacius sentiamus. Iterum atque iterum salve atque vale. Salutat te mea uxor 36 cum fratre 37 et consobrino 38 . 22. augusti 1547.
T[uus] A. Bl. |
Adulescentem 39 hunc diligenter tibi commendo, ut abiturientem officiose exhorteris ad bonam frugem. Ego, ne hoc facerem, temporis commoditate exclusus sum. Imple igitur hic, per Christum te obsecro, meam vicem.
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[Adresse auf der Rückseite:1 Praestantissimo viro d. Heinricho Bullingero, venerando suo et charissimo fratri. 40