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Autograph: St. Gallen Kantonsbibliothek Vadiana, Ms 35, 270 (Siegelabdruck) Teildruck und zusammenfassende Ubersetzung: Blarer BW II 656, Nr. 1478
[1]Bullinger hat nichts Besonderes zu berichten, außer dass er Blarer mit seinem Brief die Gelegenheit geben möchte, wieder einmal zu schreiben. Blarers Briefe hat er alle beantwortet und wartet nun gespannt auf die nächste Sendung. -[2] Sowohl über den Gesundheitszustand des tyrannischen und unfähigen Königs Ferdinand als auch über das Befinden von Kaiser Karl V., einem verschlagenen und auf unchristliche Weise mehr als genug vom Schicksal begünstigten Menschen, werden verschiedenartige Gerüchte verbreitet. Einige Leute behaupten, dass die Böhmen erneut zu den Waffen gegriffen haben. Bullinger weiß nicht, ob das stimmt. Viele gehen davon aus, dass die innerhalb des deutschen Reiches bei weitem am stärksten befestigte Stadt Straßburg angesichts der nun in Augsburg um sich greifenden Pest dem Kaiser Tür und Tor öffnen und Letzterer sich unter dem Vorwand des Reichstags dorthin begeben wird. Wenn er doch niemals wieder lebendig von dort hinauskäme! In der Tat ist dies vielleicht ein törichter Wunsch. Wohlan, Gottes Wille geschehe! Ihn flehe man unaufhörlich um Barmherzigkeit an. Ansonsten gibt es keine Neuigkeiten. -[3]Blarer sei zusammen mit den Seinen gegrüßt. Er möge mitteilen, was mit jenem Spanier [...]geschehen ist, den Bullinger im letzten Brief [Nr. 3014] erwähnt hat. Jakob Zorn behauptet beharrlich, dass er den Zaum mit seiner Hand ergreifen und den Galopp des Mannes [kurz] unterbrechen konnte, ehe der Zügel riss und der Spanier bis zum Kreuzlinger Tor entkam, WO er auf einen Hellebardenträger stieß.
S. D. Nihil habeo, quod scribam modo, tantum his tibi, [vir]a praestantissime et frater dilectissime, occasionem d[are] volui rescribendi. Ego tuis omnibus respon[di]1 . Tuas avide expecto.
Varius enim hic [r]umor spargitur de varia valetudine cum regis, illius tyranni Ferdinandi 2 , ignavissimi hominis, tum caesaris 3 , hominis astutissimi et antichristianice plus satis fortunati. 4 Nec desunt, qui Boiohemos denuo ar[m]a sumpsisse dicant. 5 Quid verum sit, ignoro. Arbitrantur multi pestem
Briefe_Vol_20-488 | arpa |
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iam nunc Augustae gliscentem Germaniae longe b munitissimam arcem Ar[gento]ratum 6 aperturamc caesari, qui comitiorum prae[te]xtu ipsam ingrediatur. Utinam vivus nunquam egrediatur! 8 Verum haec forte stulta sunt vota affectuum nostrorum. 9 Age, flat voluntas dei, qui, ut nostri misereatur, incessanter deprecandus est. Novi habemus nihil.
Vale aeternum una cum tuis omnibus et indica, quid cum His[pa]no illo 10 factum sit, de quo ultimis ad te literis 11 scripsi. lacobus enim ille Zornius constanter asseverat se manu s[ua] frenum apprehendisse et currentem inter[c]episse, quamquam confracto loro Hispanus eruperit ad portas usque Crutzlingianas 12 , ubi in aciem bipennae 13 incubuerit.
Tiguri, die Mauritii 22. 1547.
Bullingerus tuus. |
[Adresse auf der Rückseite:] D. Ambrosio Blaurero, domino et fratri suo semper colendo et amando. Constantz. 14