Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[3036]

Jodocus Kilchmeyer an Bullinger
Bern,
9. Oktober 1547

Autograph: Zürich StA, E II 360, 425 (Siegelspur) Ungedruckt

[1]Bullinger soll wissen, dass Johannes Hailer am 9. Oktober vom [Berner]Großen Rat mit einer großen Stimmenmehrheit zam Pfarrer der Berner Kirche gewählt und mit einem an den Zurcher Rat gerichteten und durch einen öffentlichen Boten übermittelten Brief berufen wird. Das, was Gott unzweifelhaft durch Vorsehung und Gnade zum Ruhm und Heil seiner Kirche beschlossen hat, soll nun in bestmöglicher Weise umgesetzt werden! Denn wenn die zwei größten Kirchen der Eidgenossenschaft [Bern und Zürich] heil sind, wird sich wohl alles zum

f Über der Zeile nachgetragen. -
g Textverlust bei der Entfernung des Siegels.
37 Vgl. auch Nr. 3005,74-79; Nr. 3010,[4].
38 Unbekannt.
39 Taler.
40 Aulus Persius' Satiren; s. dazu Nr. 2984, Anm. 8. und zuletzt Nr. 3032,9.
41 Setzer (in einer Druckerei); s. Hoven 113.
42 Michael Martin Stella; s. Nr. 3060,1-9.
43 Melanchthon. -Vgl. Nr. 3021,55-57.
44 Die Universität Wittenberg. - Siehe Nr. 3045, Anm. 18.
35 In einem verlorenen Brief Melanchthons
an Bucer, den Letzterer am 26. September in einer Abschrift an Myconius geschickt hatte; s. Henrich, Myconius BW 990, Nr. 1105. - Melanchthons Brief an Bucer datierte vom 10. August; s. Vadian BW VI 656f; MBW-T XVII, Nr. 4838.
46 Theodor Bibliander.
47 Rudolf Gwalther.
48 Vgl. Mt 24, 10-13.
49 Vgl. Lk 14, 26.


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Besten entwickeln und der Herr auch die übrigen Kirchen nicht vernachlässigen. -[2] Bullinger möge also dafür sorgen, dass Haller dem Ruf unverzüglich Folge leiste und sich so schnell wie möglich nach Bern begebe, damit der Teufel durch eine etwaige Verzögerung kein Unkraut säen und Gottes Werk nicht zerstören kann. Bullinger weiß ja, wie sehr die Berner Kirche frommer Pfarrer bedarf und wie unermüdlich Kilchmeyer sich mit Gottes Gnade trotz seines hohen Alters bemüht hat, damit das Schiff [der Berner Kirche] nicht untergehe. Daher möge er alles daran setzen, den durch göttliche Vorsehung für seine Heimat bestimmten Haller nach Bern zu schicken. So wird er, als derjenige, der sich stets mit großem Eifer für das Wohl seines Vaterlandes einsetzt, eine Gott und den Bernern gefällige Tat vollbringen. -[3]Kilchmeyer will im nächsten Brief genau berichten, wie die zwei verlogenen Feinde des Kreuzes Christi [Beat Gering und Simon Sulzer] entgegen dein [im Berner Prädikantenrodel] abgelegten Gelübde Gottes Gnade in ihren Auslegungen lächerlich gemacht haben. Jetzt aber muss er schließen, weil die große Freude, die ihm Hallers Berufung bereitet hat, schon viel Zeit in Anspruch nahm, und er die unmittelbar bevorstehende öffentliche Predigt durch das Studium der Heiligen Schrift vorbereiten muss. -[4]Bullinger sei mit seiner ganzen Familie gegrüßt. Grüße auch an alle Kollegen.

S. Nona die octobris scito d. Hallerum 1 in amplissimo senatu amplissimis suffragiis in ministerium ecclesiæ Bernensis electum esse 2 et iam per publicum tabellarium a senatu vocari datis literis ad magnificum senatum Tigurinum 3 , ut, quod deus optimus maximus singulari gratia sua et sanctissima providentia decrevit, in gloriam et ecclesia suae salutem a concedatur et, quantum potest, promoveatur, de quo minime dubitamus. Salvis enim duabus amplissimis Helveciae nostrae ecclesiis 4 spes plane erit optima, et reliquas 5 dominum nullatenus neglecturum.

Tuum igitur iam erit movere omnem lapidem, ut protinus d. Hallerus acquiescat vocationi et, quo potest, ad nos celerrime missus properet, ne forte dilatione facta inimicus homo zizania seminet 6 opusque dei machinationibus suis dissolvat. Nosti enim, quam egeat ecclesia Bernensis pastoribus piis Nosti eciam, quibus sudoribus hactenus senio confectus 7 laborarim, quantum in me fuit, per domini gratiam, ne b navis paenitus periclitaretur. Nunc ergo viribus omnibus adhibitis insta, ut ad nos mittatur, quem dominus

a Danach folgt ein Einfügezeichen, doch ist der entsprechende Textteil heute nicht mehr sichtbar, da er wohl im Einband eingebunden wurde. -
b Uber der Zeile nachgetragen.
1 Johannes Haller, der am 3. oder 4. Oktober aus Augsburg abgereist war, traf in Zürich am 12. oder 13. Oktober ein; s. Nr. 3017, Anm. 38.
2 Dies geschah auf Kilchmeyers (und nicht auf Bullingers; s. Nr. 3054, Anm. 5) Betreiben, wie aus Kilchmeyers Brief Nr. 3056,26-29, hervorgeht. - Zu Hallers Berufung s. Nr. 2937, Anm. 25; Bähler, Dekan Haller 119, Anm. 47.
3 Falls es schon damals zu diesem Brief kam, hat dieser sich in den Beständen der politischen Korrespondenz mit Bern (Zürich StA, A 241.1) nicht erhalten.
4 Gemeint sind die Kirche von Bern und Zürich.
5 Nämlich die Kirchen von Basel und Schaffhausen.
6 Nach Mt 13, 28. - Mit dem "inimicus homo" ist der Teufel gemeint.
7 Kilchmeyer dürfte 1547 etwa 55 Jahre all gewesen sein. Anlass für diese Vermutung gibt die im Jahr 1509 erfolgte Immatrikulation an der Universität Basel; s. HBBW III 137, Anm. 1.


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citra dubium suae patriae 8 destinavit et elegit. In quo rem facies deo Bernatibusque gratissimam tibique comparabis gloriam immortalem, ut qui curam Helveciae, patriae nostrae, ardentissimo spiritu etc gesserit et quaesierit.

Quam mendaciter et contra datum iuramentum duo illi crucis Christi inimici 9 et domini gratiam ad lascivitatem transferentes superioribus diebus docuerint, proximis literis te ordine edocebo. 10 Nunc longiorem esse non vacat partim prae nimio gaudio ex d. Hallen vocatione accepto, partim quod hora me ad instantem publicam concionem faciendam ad sacrarum lectionem compulit et abduxit.

Vale cum tua familia omni et fratribus omnibus, quos omnes, nomine meo valere iubeas, velim. Datum Berne, 9. octobris 1547.

I. K., tuus semper ex animo.

[Adresse auf der Rückseite:] Ornatissimo viro domino m. Heynricho Bullingero, apud praeposituram 11 Tiguri pastori vigilantissimo, suo confratri ac symmystae perpetuo colendo.