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[1]Bullinger hat den Brief [nicht erhalten] von Schürmeister, Pfarrer von Zofingen (in der
Landschaft Aargau), seinem geliebten Bruder und Kollegen, durch den ehrbaren Peter Schnyder
schon vor Längerem empfangen. Dass er erst so spät darauf reagiert, ist seinen vielen
Aufgaben zuzuschreiben. Nun aber antwortet er umso ausführlicher, um diese Verspätung
wiedergutzumachen, zumal sich mit [Cato d.A.]sagen lässt, dass das, was wohl getan ist, früh
genug getan ist. Gott schenke Bullinger die Gnade, Schürmeister auf zufriedenstellende Weise
zu antworten. -[2]Seine Leistungen sind nämlich bescheidener, als es Schürmeister annimmt.
Bullinger will aber diese höfischen Schmeicheleien beiseitelassen, zur Sache kommen und ihre
gegenseitigen Übereinstimmungen und Differenzen aufzeichnen. -[3] Schürmeisters Auffassung
über den Sündenfall und die Rehabilitierung des Menschen stimmt er völlig zu, da sie mit
der Heiligen Schrift übereinstimmt. Mit Paulus glaubt auch er, dass Adam als Erster sündigte,
aile seine Nachkommen ais Sünder zur Weit kommen und den Tod verdienen, dass aber Gott
schon vor der Erschaffung der Welt und des Menschen dessen Rehabilitierung beschloss, ehe
also Letzterer etwas dazu hätte beitragen können. -[4]Die Auserwählung des Menschen zum
Heil durch Gott ist in der Heiligen Schrift deutlich bezeugt und dargelegt. Da Gott aber
gerecht ist, wird er weder widersprüchlich noch voreingenommen oder parteiisch handeln. Als
Menschenfreund und Ursprung aller Barmherzigkeit hasst er niemanden und möchte durch
seinen eingeborenen Sohn alle Menschen erlösen und der Wahrheit zuführen. Gottes SohnBriefe_Vol_20-541 arpa
erleuchtet jeden Menschen. Empfängt einer dieses Licht, wird er zu einem Kind Gottes. Diese
Auserwählung wurde schon vor der Schöpfung beschlossen. Die Auserwählten sind diejenigen,
die Christus einverleibt sind und an ihn glauben. Demnach ist ein Glaubender ein Auserwählter
und ein Ungläubiger ein Ausgestoßener, wobei Letzterer zusammen mit dem ihn dazu
verführenden Teufel (und nicht Gott, Christus oder die Auserwählung) die Schuld an seiner
Verwerfung trägt. Ihm bleibt das Evangelium wie verschleiert, weil er vom Gott dieser Welt,
nämlich vom Teufel, verblendet wird, und die Finsternis dein dieser Welt offenbarten Licht
vorgezogen hat. Wer also Gott für seine Verurteilung verantwortlich macht. ist ungerecht!
Schon der Prophet [Hosea] machte dem Volk israel klar, dass dieses an seinem Verderben
selbst schuld sei und nicht Gott, der dessen Rettung ist. Im Evangelium erfährt man zudem, wie
Israel die Einladung zur Hochzeit fast gänzlich abschlug und die irdischen Guter dem Bund
mit Gott vorzog. -[5] Zur Frage der Rechtfertigung bezieht sich Schürmeister zu Recht auf
folgende Aussage von Paulus: "Genauso wie sich durch nur einen Menschen [Adam] die
Sünde in allen ausgebreitet hat, [.. .] so breitet sich auch durch nur einen [Christus]das Gute
in allen aus und bewirkt die lebenspendende Rechtfertigung. " Und da wir durch den Glauben
Christus (der unsere Gerechtigkeit ist) einverleibt werden, ist die Rechtfertigung dem Glauben
zuzuschreiben, zumal der Glaube alles auf die reine Gnade des himmlischen Vaters zurückführt.
Zu Unrecht aber würde man die Gerechtigkeit den guten Werken zuschreiben, da keine
Wohltat, auch keine solche, die aus dem Glauben entspringt, rechtfertigen kann, wie dies schon
Paulus am Beispiel Abrahams klargestellt hat. Nur der Gerechte kann Gerechtigkeit erzeugen.
Gerecht ist aber derjenige, der glaubt. Der rechtfertigende Glaube geht also den Werken der
Gerechtigkeit voran, die man nur dann als gerecht und gut bewerten kann, wenn sie von
Gerechtfertigten ausgeübt wurden. -[6] In Bezug auf die Lehre der Guten Werke sind sich
Schürmeister und Bullinger einig. Werke sind nur dann als gut zu bewerten, wenn sie dem
Willen Gottes (und nicht unserem Gutdünken) entsprechen und dem Geist des Glaubens entspringen.
Eine Tat, die ohne Glauben und nicht im Einklang mit der Schrift, sondern nur aus
dem Gutdünken eines Menschen entsteht, kann nicht gut sein. Es stimmt aber auch, dass gute
Taten belohnt werden, doch nicht, weil der Mensch es verdienen würde, sondern nur wegen
des großzügigen Gottes, zumal dieser in uns diese guten Taten bewirkt. -[7]An dem umstrittenen
Begriff des Freien Willens ist die Philosophie schuld. Wenn nur die friedliebende
christliche Denkschule diesen Begriff nie aufgenommen hätte! In Anlehnung an die Schrift,
u.a. an Jakobus, ist Bullinger der Meinung, dass der Mensch stets frei und ohne Zwang
sündigt. Es folgt daraus (was höchst wichtig ist), dass das Böse nicht Gott, sondern dem
Menschen zuzuschreiben ist. Das Gute kann nicht aus der Willenskraft eines nicht regenerierten
Menschen entstehen. Demzufolge ist jegliche menschliche gute Tat nur der reinen Gnade
Gottes zuzuschreiben. Deshalb sind Pelagius und [dessen Mitstreiter] Celestinus [richtig:
Celestius], wie auch alle, die Gottes Gnade überflüssig machen, zu verurteilen. Bullinger
glaubt aber, dass der Gläubige von der Knechtschaft des Bösen befreit wird und gemäß den
Worten von Paulus freiwillig Gutes tut: "Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit ", oder:
"Euch wurde nicht ein sklavischer und sich fürchtender Geist zuteil, sondern ein Geist, der aus
euch Adoptivkinder Gottes gemacht hat!" Hat Christus denn nicht gesagt: "Wenn der Sohn
euch befreit, dann seid ihr wirklich frei"? Gottes Volk ist also frei, während die Ungläubigen
in der Knechtschaft der Sünde leben. Augustin meinte, dass im Menschen stets ein freier Wille
vorhanden sei, doch nicht immer ein guter Wille. Der Mensch ist frei, Gutes nicht zu tun, wenn
er der Sünde dient, und frei, nicht zu sündigen, wenn er der [von Gott verliehenen] Gerechtigkeit
dient. Im letzten Fall wird aus einem Menschen schlechten Willens ein Mensch guten
Willens, in dem der gute Wille sich durch die Gerechtigkeit weiter entfalten kann. Bis dahin
scheinen Bullinger und Schürmeister gleicher Meinung zu sein. -[8]Nun zum Amt des Unterrichtenden
in der Kirche. Auch Bullinger denkt, dass ohne die Wirkung des Heiligen Geistes,
dieses innerlichen Lehrers, ein Diener Gottes mit seiner Lehre nichts bewirken kann! Nicht
Menschen, sondern Gottes Geist bringt die anderen zum Glauben, genauso wie er einst Petrus
dazu gebracht hat. Doch auch wenn Bullinger die Wirksamkeit der Predigt dem inneren
Lehrer allein zuschreibt, denkt er dennoch nicht, dass das geistliche Amt eines Lehrenden bzw.
Unterweisenden unbedeutend oder überflüssig sei. Laut Paulus kommt nämlich der GlaubeBriefe_Vol_20-542 arpa
vom Hören. Und es war der von Cornelius herbeigerufene Petrus, der den Heiden das Evangelium
zum Hören anbot. Der Herr hat zudem gesagt: "Wer euch hört, der hört mich."Doch
gilt es dabei, stets demütig zu bleiben, seiner eigenen Tätigkeit nicht zu viel beizumessen, und
nicht mit den Päpstlichen fälschlicherweise Bibeltexte heranzuziehen, uni sich für irdische
Götter ausgeben zu können! Schon Paulus betonte, dass wir nur Diener Christi seien, die
Gottes Glaubensgeheimnisse vermitteln. Das genügt ja schon! Bullinger kann also nichts
anfangen mit denen, die von [der Kanzel]herabrufen: "Hier steht Christus vor dir!" oder
"Hier spricht Christus zu dir! ", denn alle Ehre gebührt allein Christus und seinem Wort. Wir
müssen uns bewusst bleiben, dass wir nicht unsere Worte, sondern Christi Worte verkündigen.
Es stimmt schon, dass Paulus gelegentlich den Eindruck erweckt, als hätte er selbst die Herzen
und die Augen seiner Zuhörer geöffnet und sie erneuert. Doch nur die Gottlosen merken nicht,
dass man es hier mit Redefiguren (Tropen) zu tun hat. Der Fromme aber fährt jeglichen Erfolg
auf Gottes Wort und nicht auf das Wort seiner Diener zurück. Auch Augustin meint, dass die
Menschen von Gott und nicht von den Menschen belehrt werden. Der Mensch verkündigt
lediglich mit seiner äußerlichen Stimme das Wort, aber nur der Schöpfer kann dieses dem
Menschen offenbaren. -[9] Zudem unterscheidet Augustin in Anlehnung an Johannes zwischen
der amtlichen und der wirksamen Taufe. Letztere kann nur Christus erteilen, Christus,
über den Johannes der Täufer die Taube vom Himmel herabkominen sah. Die Fähigkeit, mit
dem Geist zu taufen, übermittelte Christus seinen Dienern nicht, sonst gäbe es so viele Taufen,
wie es Diener gibt. Auch Paulus betont dies, indem er unterstreicht, dass er nicht für die von
ihm getauften Menschen gekreuzigt wurde und dass er diese auch nicht in seinem Namen
getauft hat. Demnach kann Bullinger niemanden billigen, der verkündet: "Ich erneuere
dich!"; "Ich taufe dich und verleihe dir dabei den Heiligen Geist! "; "Ich vergebe dir deine
Sünden! "; "Zu deiner Erlösung speise ich dich mit dem Herrn selbst!"Bullinger weiß schon,
dass geschrieben steht: "Welchem ihr die Sünden erlasst, dem sind sie vergeben. "Das ist aber
nur eine Redefigur, die man, wie viele andere biblische Redefiguren, richtig verstehen muss,
wenn wir keine Gotteslästerer werden wollen, die Christus seiner ihm gebührenden Ehre
berauben. Schon Augustinus bezeichnete diejenigen als Verführer, die sagten: "Wir taufen ".
- [10]Bullinger ist der Meinung, dass es die Aufgabe der kirchlichen Amtsträger ist, die
Geheimnisse des Glaubens den Menschen so deutlich wie möglich darzulegen. Nicht umsonst
verordnete der Herr, das, was ihnen ins Ohr geflüstert wurde, auf den Dächern zu verkündigen.
Auch Paulus unterstrich die wichtige Rolle der Auslegung in der Gemeinde, damit der
Hörer nicht irregeführt, sondern aufgeklärt würde. Übrigens ist ja die Sprache dazu da, um
sich gegenseitig verständigen zu können. Der Kirchendiener soll also von keinen neuen irreführenden
Redewendungen Gebrauch machen, und schon gar nicht in umstrittenen Fragen!
Wenn man streitende Parteien mit Redefloskeln behilflich sein will, die jeder in seinem Sinn
deuten kann, feuert man den Streit nur noch mehr an und verrät dabei seine eigene Unbeständigkeit!
Man muss also Partei ergreifen. Wies denn Paulus nicht Petrus zurecht, als dieser
sich wankelmütig zeigte? -[11] Ais Schürmeister nach Zofingen kam, fand er eine bereits
zerstrittene Kirche vor. Er wusste aber auch, nach welcher alten Lehre die dortige Kirche
reformiert wurde. Er wusste zudem, dass die Akten der Berner Disputation [von 1528]diese
Lehre ausführlich darlegen. Demnach war es nicht angemessen zu versuchen, den Streit mit
undeutlichen und missverständlichen Aussagen zu besänftigen. Es wäre viel besser gewesen,
die Wahrheit deutlich darzulegen, für die Verfechter der Disputation Partei zu ergreifen und
die gegnerische Partei zu bekämpfen. Bullinger hofft, dass Schürmeister dies künftig tun wird,
zumal er in seinem Brief Folgendes schrieb. "Ich griff zu ungewöhnlichen Redefiguren, die ich
mir während meines langen Auslandsaufenthalts beim Lesen der Kirchenväter (die sich oft auf
unverbindliche Weise über das Abendmahl äußern) angeeignet habe. Diesbezüglich aber will
ich mich nun verbessern." Schürmeister solle dies doch tun! Bald werde er merken, was für
gute Folgen das hat. Er soll nicht mehr denen zuhören, die mit ihren Äußerungen dem Abendmahl
irgendeine Wirksamkeit zuschreiben. Wie sollen solche Behauptungen Bullinger dienlich
sein, wenn er nicht weiß, von welcher Wirksamkeit hier die Rede ist? Man gelangt durch
Erläuterungen zur Erkenntnis. Und das derart übermittelte Wissen verleiht wiederum einer
Sache Autorität. Augustin rät von unklaren Erläuterungen ab. Man darf jene Aussagen derBriefe_Vol_20-543 arpa
Apostel und Propheten nachahmen, die verständlich sind, nicht jene aber, die auf verschleierte
Weise nützliche und heilbringende Wahrheiten äußerten, weil deren Verfasser auf diese Weise
versuchten, die Intelligenz ihrer Leser zu schärfen, diese nicht zu langweilen, sie zum Studium
anzuspornen, oder auch, weil sie diese Wahrheiten den Gottlosen schwer zugänglich machen
wollten, entweder um ihnen die Geheimnisse Gottes vorzuenthalten oder um dadurch ihr
Interesse für die Frömmigkeit zu wecken. Doch die Ausleger dieser schwierigen Stellen dürfen
bei ihrer Auslegungstätigkeit nicht versuchen, sich nun als Autorität zu profilieren. Sie sollen
vielmehr im Dienste der Klarheit stehen, so dass entweder die beschränkte Auffassungsgabe
des Zuhörers oder die Schwierigkeit des behandelten Themas daran schuld ist, wenn man nicht
mehr folgen kann. Diesen Ausführungen Augustins kann Schürmeister entnehmen, was der
Kirche von großem Nutzen wäre. Der Herr schenke ihm den Willen und die Kraft dazu!
-[12] Und in der Tat hätte sich Schürmeister viel deutlicher und einfacher über das Abendmahl
äußern können, wenn er sich an diese Anweisung gehalten hätte! Allerdings verwirft
Bullinger nicht alles, was er zu diesem Thema geschrieben hat. Doch hätte er sich von ihm
einen größeren Scharfsinn und mehr Klarheit in seiner Gedankenführung gewünscht. Schürmeister
soll wissen, dass das Abendmahl nicht irgendeine, sondern eine göttliche, in der
Kirche abzuhaltende und von Gott selbst eingesetzte Handlung ist. Der Herr forderte seine
Jünger auf das zu tun, was er getan hat, nämlich die Menschen zu sich zu rufen, ihnen das
Evangelium zu verkündigen, sie zu segnen, Gott anzurufen und zu danken, Brot und Wein
darzureichen, das Brot zu brechen, Brot und Wein zu verteilen und die Leute aufzurufen, davon
zu essen und zu trinken. Wird dies in der Kirche vollzogen, entsteht dabei die heilige Handlung
des Abendmahls. Und wollte man wissen, warum das Abendmahl abgehalten werden soll,
kommt die Antwort vom Herrn selbst: "Tut das zu meinem Gedächtnis!" Es gilt also, sich
dabei an die von Christus in Vergangenheit und Gegenwart vollbrachten Wohltaten zu erinnern.
Deshalb sprach der Herr vom Brot als von seinem für uns geopferten Leib und vom Wein
als von seinem vergossenen Blut. Da also das Sakrament aus diesen Symbolen und Erinnerungsdenkmalen
besteht, richten sich bei der Abhaltung des Abendmahls unsere Gedanken
zum Himmel, wo Christus zur Rechten Gottes sitzt. Das Brot und der Wein, genauso wie früher
die Beschneidung, werden zu einem Sakrament, zu einem Zeichen, legen Zeugnis ab von der
Wahrheit des erlösenden Todes Christi. Und so wird das Abendmahl (genauso wie früher die
Beschneidung) ein sichtbares Siegel des Glaubens, des Glaubens an Gott, der den an ihn
glaubenden Menschen rechtfertigt. Der Gebrauch eines Siegels unter den Menschen entspricht
also etwa dem Gebrauch des Abendmahls unter den Gläubigen. Unter den Gottlosen gelten
weder Worte noch Taten, weder Schriften noch Gesetze, oder irgendein Siegel, ganz anders
nämlich als bei den Gläubigen, die im Abendmahl vom Heiligen Geist sehr gestärkt werden.
Das Abendmahl verlangt also von den Teilnehmern den Glauben. Gemäß Paulus muss sich
dieser bezüglich seines Glaubens selbst prüfen. Gegenstand des Glaubens ist Gott und das
Geheimnis der Erlösung durch Christus. Wer glaubt, ist gerecht und lebt in Verbundenheit mit
Gott: dieser in ihm und er in diesem! Kein Wunder, dass Christus sagt: "Wer meinen Leib isst
und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich in ihm", während Johannes schreibt: "Wer
bekennt, dass Jesus der Sohn Gottes ist, in dem bleibt Gott, und er bleibt in Gott." Das
Abendmahl erfordert also einen glaubenden Teilnehmer. Glaubt dieser nicht, nimmt er auf
unwürdige Weise am Abendmahl teil. Glaubt er aber, wird er bestimmt nicht erst im Abendmahl
Gemeinschaft mit Christus erlangen. Empfängt er vielleicht nichts im Abendmahl? Gewiss
empfängt er etwas! Im Abendmahl wird der Glaube, der ihn an Christus bindet, erneuert
und gestärkt. Ihm wird dabei auch klar, dass alle Teilnehmer Glieder des einen Herrn sind. Im
Abendmahl wird also auch diese Gemeinschaft erneuert und bezeugt. Dies ist eine klare und
mit der christlichen Lehre konforme Auslegung des Abendmahls. Nur der Glaube, nicht das
Gesetz, nicht die Werke, nicht die Zeremonien oder die Sakramente können den Christenmenschen
rechtfertigen! Schürmeister wird derweil verstanden haben, dass gerechtfertigt, von der
Sünde freigesprochen und reichlich gespeist oder getränkt zu werden, ein- und dasselbe ist.
- [13] Dies ist ausführlich zu verkündigen, während entgegengesetzte Meinungen, die der
Wahrheit nicht entsprechen, zu bekämpfen und aus der Kirche zu vertreiben sind. Zu den
Irrtümern zählt auch die Behauptung, dass durch die Teilnahme am Abendmahl die SündenBriefe_Vol_20-544 arpa
vergeben würden. Die Sünden werden vergeben, indem wir glauben, und zwar schon vor
unserer Teilnahme am Abendmahl, genauso wie Abraham gerechtfertigt wurde, ehe er beschnitten
wurde! Das Abendmahl bezeugt allerdings, dass unsere Sünden vergeben wurden.
-[14]Es ist hier nicht der Ort, den absurden Glauben an eine körperliche Speisung des Leibs
Christi im Abendmahl in aller Länge zu widerlegen, zumal Schürmeister zweifelsohne Bullingers
Auffassung auch teilt. Christus betonte schon selbst, dass es nichts nutze, sein Fleisch
leiblich zu essen. Man muss ihn geistlich zu sich nehmen! Zudem verließ Christus die Erde und
sitzt nun zur Rechten Gottes, von wo er wiederkommen wird, die Lebenden und die Toten zu
richten. Nach der Auferstehung hat er einen uns ähnlichen Körper behalten, der weder unsichtbar
noch ungreifbar ist. - [15]Bullinger hat aus Schürmeisters Brief die wichtigsten
Punkte des Glaubens herausgegriffen und kommentiert. Dabei ist er der Frage nachgegangen,
inwiefern er mind Schürmeister sich einig sind, wie auch der Frage, was jeder fromme Mensch
im Einklang mit Gott und dessen Wort glauben sollte. Schürmeister soll vorliegendes Schreiben
auch Heinrich Summerer, Pfarrer in Burgdorf und dessen Gehilfen Johann Knechtenhofer,
sowie auch Peter Schnyder, Pfarrer in Aarburg, mitteilen, denn dadurch wird die
Freundschaft und die Eintracht unter ihnen gestärkt. Bullinger hofft, dass Schürmeister sich
unterdessen mit Schnyder wieder gut versteht. Wir ,nüssen Söhne des Friedens sein und in der
Kirche nur das unterrichten, was der Erbauung dient! Den Zänkereien und dem Disputieren
über spitzfindige Fragen muss man Einhalt gebieten! - [16] Sollte Schürmeister etwas in
diesem Brief feststellen, das der Wahrheit nicht entspräche, das undeutlich, unverständlich,
unangemessen, zu wortreich oder zu knapp dargelegt worden wäre, soll er es bitte ,neiden,
damit Bullinger die entsprechende Stelle klarer darlegen kann. - [17] Gruß, auch an aile
Frommen und Wahrheitsliebhaber. Mögen wir uns doch gegenseitig aufrichtig lieben!
Fideli Christi Jesu ministro d. Benedicto Schurmegisto 2 , Zovingensi ecciesiae
in pago Argoviae ecclesiastae, fratri et symmistae suo dilectissimo S. D.
Reddidit mihi literas tuas 3 , dilecte frater, bona fide colendus ille foster
Petrus Sarcerius 4 , quibus ego quidem tardius respondeo propter mea negotia,
sed aliquanto copiosius, ut in hoc sarciam, quod in illo diminutum est. Verum
ille dicebat: "Sat cito, si sat bene." Faxit Optimus Maximus ille, ut
bene tibi respondeam. Nam sine illo omnia nostra non modo manca sunt et
mutila, sed etiam nulla!Briefe_Vol_20-545 arpa
Offitia nostra 6 exigua quidem. lila tu nimium praedicare extollereque videns. Sed hoc tribui tuae humanitati. Quin relinquamus aulicas nimias ilias gratulationes et gratiarum actiones! Nos iam ad majora descendemus, inquisiturum quantum nobis in dogmatibus christiane religionis vel conveniat, vel non conveniat.
Optime mihi tecum convenit in iis quae lapsu et reparatione hominis ab initio colligis, quia ex sententia scripturae omnia tua habes. Paulus [170] Epistola ad Rom.: Ex Adamo derivat malum atque peccatum. 7 Idem in Epistola ad Eph. assent: Omnes Adae filios irae nasci filios, atque iccirco morti et condemnationi obnoxios. 8 Idem ille celeberrimus gentium doctor reparationem nostram merae dei gratiae attribuit: Elegit nos deus ante conditum mundum ad vitam aeternam, 9 tum videlicet, cum nemo hominum adhuc conditus suis se mentis deo commendare posset.
Caeterum electionis dei, qua servat electos, modus certus et simpliciter expositus est in scripturis sanctis. Deus iustus. Verax et sanctus est Deus, omnia faciens in iuditio et iustitia. Secum nec dissidet neque pugnat. Personam nec respicit, 10 neque affectibus implicatur aut turbatur. Nec odisse potest creaturam suam, qui a divino apostolo"11 appellatur o grec 12 et ab universa scriptura "paten miserationum et misericordiarum"13 . Vult ergo hic pro immensa sua bonitate omnes hommes salvos fieri et ad agnitionem veritatis venire, 14 idque per fidem in filium unigenitum. Notissima enim sunt hec divina et decantata scripturae oracula: In semine tuo benedicentur omnes gentes terrae; 15 "Et erat lux illa vera, quae illuminat omnem hominem venientem in mundum"; 16 item: "Quotquot receperunt eum, dedit eis, ut liceret filios dei fieri"17 , etc. Ideoque significanter dixit Paulus: Deum nos elegisse ante conditum mundum, et in Christo quidem elegisse. 18 Sunt itaque electi, qui sunt in Christo. In Christo sunt credentes; credentes itaque electi sunt. Infideles reprobi sunt culpa videlicet reiectionis haerente in nobis et in satana suggestore, non in Christo, non in deo, non in electione! Nam Paulus: Si evan-|| 171 gelium nostrum, inquit, velatum est, in his, qui pereunt, velatum est, 19 in quibus deus huius saeculi 20 excaecavit sensus incredulorum, etc. Quid, quod ipse dominus in evangelio dixit: "Haec est autem condemnatio, quod lux venit in mundum et hommes magis dilexerunt tenebras quam lucem"21 , etc.? Proinde iniqui sunt, qui clamant Deum au-
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thorem suae condemnationis, contra quos propheta 22 clamavit: Perditio tua, o Izrael, est, quia in me auxilium tuum. Invitantur in evangelio 23 ad nuptias Izraelitae omnes, quod autem pauci aut nulli veniunt, in eo est, quod pluris faciunt villam, agros, boves, uxores et alia mundana, quam foedus dei et coeleste.
De iustificatione disserens illud Pauli profers: "Sicut per unius delictum propagatum est malum in omnes hommes ad condemnationem, ita per unius iustificationem propagatur bonum in omnes hommes ad iustificationem vitae." 24 Et rectissime quidem profers! Propriissime enim loquendo Christus nos iustificat. Christus est iustitia nostra. 25 Quia tamen fides nos inserit Christo 26 et Christi facit participes, 27 fidei quoque tribuitur iustificatio, 28 praesertim quod fides omnia refert ad divinam et moeram 29 patris coelestis gratiam. Operibus quoque improprie tribuitur iustitia. Imo nulla opera hominem iustificant, ne ea quidem, quae ex fide sunt, sicut apostolus 30 demonstrat fidelis Abrahae exemplo, cui fides imputata est ad iustitiam. Denique iustus operatur iustitiam, ac nisi [172] || quis iustus sit, iustitiam non facit. Atque iustus fide sua vivit. 31 Praeit ergo fides iustificans; sequuntur opera iustitiae, quae a iustis fiunt, 32 nec iusta nec bona dici possunt, nisi a iustis facta fuissent.
In doctrina de bonis operibus nihil dissentimus. Bona enim opera sunt, quae secundum praescriptum dei (non ex nostra electione) b , denique quae ex spiritu fidei fiunt Non sunt bona opera, quae sine fide, extra verbum dei, ex electione humana fiunt Et quidem bona opera praemium habent, non propter meritum hominis, sed ex liberalitate dei promittentis. Ipse operatur in nobis dona et bona sua. "Quid enim habes, quod non accepisti?" dicit apostolus 33 .
Liberi arbitrii vocabulum philosophiae debemus rixatrici. Mallemque id nunquam in placidam Christi scholam esse receptum. Sentio ego et iudico secundum scripturas hominem sua sponte, adeoque libere et non coacte, peccare. Sic enim me lacobus apostolus docuit sentire in cap. 1. 34 lacobo apostolo consentit et suffragat tota scriptura prophetica et apostolica. Unde, superius quoque omne, malum c non deo imputari, sed ex nobis ipsis derivari. Bonum vero et ipsa bona opera hominis viribus vel arbitrio hominis nondum regeniti d , et idcirco maus et corruptis, minime tribui oportere scio. Omnia enim bona in homme mera sunt divinae gratiae ||173 dona. Damno enim Pelagium 35 , Celestinum 36 et omnes, quicunque gratiam dei evacuant.
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Rursus non implico credentes servituti, adimens ipsis libertatem aut liberam voluntatem in faciendo bono. Paulus enim: "Ubi spiritus domini, ait, ibi libertas."37 At idem alibi: "Non accepistis, inquit, spiritum servitutis ad timorem, sed spiritum adoptionis, per quem clamamus 'abba, pater' "38 Unde et in evangelio clamat ipse dominus: "Si filius vos liberaverit, vere liberi estis."39 Liberavit autem, ergo liberi sumus. Hinc est, quod universa scriptura populum dei appellat spontaneum, nullibi coactum. Infideles autem servi sunt, et servi quidem peccati. 40 Sanctus Augustinus quoque, secundum scripturam iudicans, De gratia et libero arbitrio, cap. 15., ad Valentinum 41 : "Semper, ait, in nobis est libera voluntas, sed non semper est bona. Aut enim a iustitia libera est, quando servit peccato, et tunc est mala, aut a peccato libera est, quando servit iustitiae, et tunc est bona. Et per hanc 42 fit, ut homo sit bonae voluntatis, qui prius fuit voluntatis malae. Per hanc etiam fit, ut ipsa bona voluntas, quae iam esse coepit, augeatur", et quae sequuntur. Hactenus ergo arbitror nobis non male convenire.
De docendi munere in ecclesia Christi credo etiam ipse, sine interno doctore, spiritu sancto, inquam, nihil efficere doctrina sua ministrum. "Nemo enim venit ad me, ait dominus, nisi pater meus traxerit ||[174] eum."43 Sed et caro et sanguis non revelat fidem vel Petro, vel ulli mortalium, sed pater, qui in coelis est. 44 Et quanquam omnem gloriam et effectum praedicationis spiritu sancto, interno doctori, 45 tribuam, non tollo tamen et inutile arbitror ministerium ecclesiasticum aut docendi aut erudiendi in ecclesia per ministros offitium. Agnosco illud Pauli: "Fides ex auditu, auditus autem per verbum dei" et "Quomodo credent, de quo non audierunt", etc. Rom. 10. 46 Scio Petrum vocatum ad Cornelium praedicatione evangelii erudisse gentes, 47 et non sine evangelica voce aut occulto tractu institutas esse. 48 Agnosco et illud, ministro verbum Christi annunciante sic esse credendum, tamquam ipsi domino docenti: "Qui vos audit, me audit."49 Et Paulo testante: "Cum acciperetis sermonem a nobis, quo deum discebatis, accepistis non sermonem hominum, sed, sicut erat vere, sermonem dei, qui et agit in vobis credentibus" 50
Requiro tamen hic humilitatem, prudentiam et modestiam a ministris, ne quid nimis, 51 et ne videantur se magis praedicare, quam ipsum dominum et
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verbum eius. Nam sacrifici papistici istiusmodi locis adiuti, vel subverti potius, pro dus terrestribus sese venditarunt! Ne ergo, quod semel destruximus, auxilio verbi dominici iterum revocemus et restauremus! "Sie nos existimet homo, ait Paulus, veluti ministros Christi et dispensatores mysteriorum dei."52 Sufficiebat hoc Paulo. Satis magna illa videbatur ministri authoritas. Nimii ergo sunt, ut || 175 ne quid aliud dicam, qui clamitant: "Hic, hic stat Christus!", "Hic, hic loquitur tibi Christus, non bannes, non Philippus, non Carolus!" Quin potius referamus gloriam omnem ad Christum et verbum eius dicentes: "Ministri suinus Christi, verbum proferimus Christi, cui, si credas, non nostro (qui hommes sumus et ministri) e , sed Christi verbo credis"! Diligentissime enim discernere iubet vera pietas inter dei operationem et nostrum ministerium. Fateor alibi dicere apostolum 53 se regenerare per evangelium, se aperire corda, oculos, etc. Sed quis, nisi impius, ignorat eas esse loquutiones pie exponendas, sicuti cum apostoli appellantur salvatores et lux mundi? 54 Pius intelligit id eis tribui propter verbum dei, ideoque omnem gloriam refert ad verbum, non ad hommes! Unde non insyncere s. Augustinus tractatu in Ioannem 26.: "Omnes regni illius hommes, ait, 'docibiles dei sunt' 55 . Non ab hominibus audient (etiamsi ab hominibus audiunt), tamen, quod intelligunt, intus datur, intus coruscat, intusque revelatur. Quid faciunt hommes forinsecus annunciantes? Quid facio modo ego, cum loquor? Strepitum verborum ingero auribus vestris, nisi ergo revelet ille, qui intus est, quid dico et quid loquor. Exterior cultor arboris, 56 interior est creator. Qui plantat et qui rigat, extrinsecus operatur. Hoc facimus nos, sed neque qui plantat, est aliquid, neque qui rigat, sed qui incrementum dat, deus. Hoc est: 'Erunt omnes ||[176] docibiles dei'."57
Et tractatu in bannern 5.: "Aliud est, inquit, baptizare per ministerium, aliud baptizare per potestatem."58 "Potuisset dominus foster Jesus Christus, si voluisset, dare postestatem alicui servo suo, ut daret baptismum suum tanquam vice sua, et transferret a se baptizandi potestatem, et constitueret in aliquo servo suo, et tantam vim daret baptismo translato in servum, quantam vim habet baptismus datus a domino. Hoc noluit, ideo ut in ipso esset spes baptizatorum, a quo se baptizatos agnoscerent. Noluit ergo servum spem ponere in servo. Ideoque clamabat apostolus, cum videret hommes volentes spem ponere in se ipso: 'Numquid Paulus pro vobis crucifixus est, aut in nomine Pauli baptizati estis? 59 Baptizavit ergo Paulus tanquam minister, non tanquam ipsa potestas. Intendite! Et potuit hanc potestatem dare servis, sed noluit. Si enim daret hanc potestatem servis, id est, ut et ipsorum esset,
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quod domini erat, tot essent baptismata quot servi!"60 etc. Et iterum eodem tractatu: "Quid igitur didicit bannes, inquit, per columbam? Ipse mihi dixit, ait, 'super quem videris spiritum descendentem sicut columbam et manentem super eum, hic est, qui baptizat spiritu sancto' 61 . Non ergo te decipiant, o columba, seductores, qui dicunt: 'Nos baptizamus'. Columba, agnosce, quid f columba docuit: 'Hic est, qui baptizat spiritu sancto.' Per columbam discitur, quia hic est. Et tu eius potestate putas te baptizari, || 177 cuius ministerio baptizaris? Si tu hoc putas, g non es in corpore columbae, non mirandum, quia simplicitatem non habes. Simplicitas enim maxime per columbam demonstratur. Per simplicitatem columbae didicit bannes. Quia hic Christus est, qui baptizat spiritu sancto", 62 etc. Hactenus Augustini verba recitavimus, et ea quidem sumpta non ex cerebro Augustini, sed ex medulla verborum dei.
Haec cum ita habent, non possum probare illorum docendi modum in ecclesia, qui scripto et sermone ad populum prolato clamant: "Ego te regenero! Ego te baptizo, et baptizando spiritum sanctum confero! Ego tibi condono peccata tua! Ego tibi exhibeo ipsum dominum lesum, manducandum ad vitam aeternam!" Scio quidem scriptum esse, "Cuicunque remiseritis peccata, iis remissa erunt", 63 etc. Scio huius generis locutiones plurimas in sacris occurrere legenti. Sed scio vicissim (sicut modo etiam dixi) piam interpretationem adhibendam esse, ne videamur sacrilegio inexpiabili Christo suam suffurari gloriam! D. Augustinus citra figuram appellavit seductores, qui dicunt: "Nos baptizamus." Idem: "Potuisset Christus alicui servo suo, inquit, dare potestatem, ut baptizaret vice sua, et non dedit."64 Unde veteres, quoties de ministerio sacramentorum loquuti sunt, significanter loquentes dixerunt: "Christum se cibum dare fidelibus"; 65 "Fideles ministros sacramenta Christi administrare". Quia vero hodie miscentur haec et non signi-|| [178] ficanter discernuntur, quid Christus faciat, quid minister (quia locutiones sine interpretatione proferuntur, imo dedita opera 66 sine interpretatione pia et commoda proponuntur)", ideo variant auditorum sententia, et miserabiliter magno cum detrimento ecclesiarum contenditur.
Video, charissime mi Benedicte, ministerium in Ecclesia institutum esse, ut omnia Christi mysteria explicentur quam significantissime, 67 planissime et simplicissime. Optimus enim in ecclesia doctor est, qui omnium est clarissimus, aptissimus et simplicissimus. Non enim vanum est, quod dixit
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dominus: "Quod audistis in aurem, praedicate super tectis!"68 Sed et apostolus 69 in 1. Cor., 14. cap., demonstrat prophetiam, id est interpretationem scripturarum claram, et quae auditorem explicet, non implicet, quae illum erudiat et promoveat, in ecclesia esse longe praestantissimum. Iam et sensus communis dictat sermonem inventum esse, ut mutuo nos intelligamus. Omnis itaque ecciesiae minister non debet novas loquendi formas invehere in ecclesiam qua implicet ipsam, sed magis ecclesiae et perspicuitate sese accommodare, ut explicet implicatos et loquatur quam significantissime, praesertim cum contentio, in causa de qua disseritur, oborta est! Tum enim loquutionibus uti velle, quae utramque sententiam iuvare videntur, 70 quid hoc, oro, aliud est quam contentionem confirmare, ac || 179 duabus sedere sellis. 71 Vir bonus et ecclesiasticus non potest esse neutralis. Coniungat se omnino alten parti, necesse est. Acerrime et in conspectu ecclesiae increpavit aliquando Petrum apostolus Paulus, 72 quod non videretur recto pede incedere, imo nonnihil subclaudicare. Docet autem eo loco apostolus virum bonum omnino sese coniungere parti, quae veritatem tenet, eamque tum dictis tum factis, adde et conversatione tota, iuvare.
Venisti Zovingam. 73 Invenisti ecclesiam propter coenae negotium discissam et disiectam. Interea non nescis, quae sit vetus doctrina, ad quam ea ecclesia reformata est. Acta Disputatio Bernatium 74 copiose genus doctrine exponunt. Proinde non oportebat loquutiones ambiguas, ancipites, figuratas proponere contendentibus, sed illis omissis aut certe interpretatis planam veritatem disputatione i simplicissime proponere, illamque partem iuvare, quae sententiam Disputationis, per scripturam confirmatae, docet, adversam 75 vero oppugnare et, quantum datur, verbo veritatis ex ecclesia rursus amovere. Ac spero te id omnino facturum, quando in litteris illis tuis ad me datis inter alia: "Usus sum, ais, dicendi idiotismis non omnibus asuetis, id quod inde mihi contraxi, quod aliquanto tempore extra patriam fui 76 ac in patrum 77 lectione versatus sum, qui solent de synaxi 78 loqui liberius, sed in posterum id facile corrigam." Fac ergo, mi Benedicte, quod omnino faciendum vides, et fructum senties in ecclesia subnasci non exiguum! ||[180] Non audies illos,
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qui fingunt per loquutiones nonnihil authoritatis conciliari sacrarnentis! Quornodo enim magni pretii id 79 apud me fuerit, quod, quid aut quale sit, nescio? Interpretatione res veniunt in cognitionem. Cognitione probatur authoritas, et ex institutione. Porro hac in re non me tantum audis consulentem, sed etiam s. Augustinum. Is enim lib. 4. De doctrina christiana, cap. 8.: "Sed nos, inquit, etsi de literis apostolorum et prophetarum, quae sine difficultate intelliguntur, nonnulla sumemus eloquutionis exempla, nequaquam tamen putare debemus imitandos eos nobis esse in his, quae ad j exercendas et elimandask quodammodo mentes legentium et ad rumpenda fastidial atque acuenda studia discere volentium, celandos m quoque (sive ut ad pietatem convertantur, sive ut a mysteriis secludantur) n animos impiorum, utili ac salubri obscuritate dixerunt. Sic quippe illi loquuti sunt, ut posteriores, qui eos recte intelligerent et exponerent, alteram gratiam, disparem quidem, verumtamen subsequentem in dei ecclesia reperirent. Non ergo expositores eorum ita loqui debent, tanquam se ipsi exponendos simili authoritate proponant, sed in omnibus sermonibus suis primitus ac maxime, ut intelligantur, elaborent, et, quantum possunt, perspicuitate dicendi, ut aut multum tardus sit, qui non intelligit, aut in rerum, quas explicare atque ostendere volumus, difficultate ac subtilitate, non in nostra loquutione, sit causa, ||181 quominus tardiusve, quod dicimus, possit intelligi."80 Tantum Augustinus. Intelligit ex his tua pietas, quid cum multa ecclesiae utilitate faciat. Dominus concedat tibi facultates animi et vim eas perficiendi, quae utilia sunt.
Ac potuisses de coena domini longe perspicacius et simplicius disseruisse, si hunc observasses canonem; non quod tua reiiciam prorsus, sed quod perspicuitatem o et in disserendo ordinem concinniorem requiram. Coena ipsa domini, mi Benedicte, si vere illius genus requiras, actio est, et actio quidem non quaelibet, sed divina, divinitus instituta in ecclesia. Nam dicit ad discipulos dominus: "Hoc facite!"81 Quid facite? Quod a me videtis fieri: Convocavi vos; praedico evangelium; benedico; oro; gratias ago; interim panem et vinum vobis profero, distribuo, frango, edere et bibere iubeo, etc. Hoc, inquam, facite! Dum ago haec, quae iussit dominus et prior fecit (fiunt in ecclesia 82 ) p , actio exercetur sacra. Sed in quem, oro, finem, hec fieri iussit optimus dominus? Respondit ipse et ait: "In mei commemorationem."83 Actione itaque vult rememorari dominus sui et benefitiorum suorum memoriam veluti recentem; sui, inquam, et benefitiorum suorum, quod scilicet cor-Fehlt
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pus in mortem pro nobis dedit et sanguinem in emundationem nostri effudit. Ideo vero panis appellatur "corpus traditum", vinum "sanguis effusus". 84 Sunt enim symbola et memoracula sive sacramenta traditi cor-|| [182]poris et fusi sanguinis, adeo ut, cum illa nobis proponuntur in ecclesia animos nostros quasi sursum subvehunt 85 in caelos, ubi credimus sedere vero suo corpore et sanguine Christum dominum. 86 Sunt item panis et vinum sacramenta, signa, testimonia veritatis; eius, inquam, veritatis, quod semetipsum pro nobis tradidit dominus, ut iam liceat coenam domini appellare obsignationem fidei, quemadmodum et apostolus 87 circumcisionem obsignationem fidei, eius, inquam, fidei, qua credidit 88 deum gratis iustificare credentes. Coena enim ceu visibili sigillo confirmavit dominus, quod sese credentibus in mortem, quo ipsi viverent, dedit. Proinde qui usus est sigillorum apud hommes, idem usus ex parte est et coenae apud fideles.
Apud infideles neque verba, neque facta, neque literae aut tabulae, neque sigilla valent. Et fidelium quidem animi obsignantur et confirmantur maxime spiritu sancto, sed suo modo, et sacramentis ceu institutis dei, quae omnia suam authoritatem habent ex spiritu dei. Quia vero coena quaedam obsignatio fidei est et memoria mortis domini, fidem illa imprimis requirit ab accumbentibus sive convivis. Ideo apostolus 89 : "Probet semetipsum homo, inquit, et deinde de isto pane edat et de calice bibat." Probatio autem illa fidelium rite fit per examinationem fidei. At fides una modo est; et unicum habet obiectum: Deum et redemptionis mysterium per Christum. Qui hanc fidem habet, iustus est, sanctus est, communionem habet cum deo. || 183 Deus in ipso manet et ipse in Deo, imo vivit iam in ipso Christus 90 Paulo attestante: "Vivo iam non ego, sed vivit in me Christus; vitam autem, quam nunc vivo in carne, per fidem vivo fuji dei, qui dilexit me et tradidit semetipsum pro me."91 etc. Sed et dominus ipse in evangelio dicit: "Qui edit meam carnem et bibit meum sanguinem, in me manet et ego in eo."92 Rursus vero apostolus et evangelista 93 id locutionis genus exponens: "Quisquis confessus fuerit, ait, quod Jesus est filius dei, deus in eo manet et ipse in deo." Quid est autem confiteri filium dei, quam credere in filium dei? Ergo qui credit in filium dei, communionem habet cum Christo, et huiusmodi quidem communionem, ut Christus totus in fideli vivat et fidelis in Christo. Iam vero, cum fidelem convivam requirat coena dominica, quemadmodum modo ostendi, 94 requirit certe eum, qui communionem habeat cum Christo. Si vero communionem habet cum Christo, cum assidet aut accedit ad coenam, certe non in coena primum percipit communionem Christi. 95 Nisi enim communionem
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cum Christo habeat, non est fidelis. Si est infidelis, indigne edit de hoc pane et de calice bibit, neque vero vel carnem domini edit, vel sanguinem bibit. Quid ergo hic dicemus? Nihilne percipit in coenae mysterio fidelis accumbens? Nonnihil percipit! Percipit enim panem et poculum domini et percipiendo continuat, renovat et exercet fidem, per quam Christo coniunctus est. Omnibus autem convivis ita attestatur palam, quod q sint membra q Christi et ||[184] ecclesiae Christi. Hac ratione appellavit apostolus 96 panem et vinum domini communionem corporis et sanguinis Christi, 1. Cor 10., eo quod videlicet communionem, quam habemus cum Christo, in spiritu per fidem coena panis et vini continuamus, renovamus et attestamur. Haec simplex est sententia de coena domini, consentiens cum universali dogmate christiano: Fide sola, non lege, non operibus, non ceremoniis, non ullis sacramentis hommes christianos iustificari! Intelligis haud dubie iustificari, absolvi, pasci ac potari ad sacietatem in idem recidere.
Haec ergo diserte oportet docere, et ex adverso sententias huic veritati contrarias aut certe non per omnia congruentes refutare et extirpare ex ecclesia; cuius generis sunt: Communione coenae, hoc est per opus hoc coenae, nobis condonari et remitti peccata. Per fidem enim remittuntur peccata! Et remissa sunt, si credimus, etiam priusquam accedamus ad coenam. In coena recipimus obsignationem et testimonium remissionis peccatorum, sicut et Abraham iustificatus erat, priusquam circumcisus. Accipiebat tamen circumcisionem, signaculum iustitiae fidei, Rom. 4. 97
Absurdum plane dogma est, quod quidam modis omnibus urgent, corporalem corporis Christi manducationem, quam realem et substantialem appellant, traditam esse 98 ad vitam aeternam! Con-|| 185 tra quam sententiam ipse dominus disputans ait carnem corporaliter manducatam non prodesse. 99 praeterea certum est spiritualem modo manducationem (quae fidei est, et non alia conducere) r et institutam esse ad vitam, quam 100 sacramentalis actio s exercet et renovat sive continuat. Quod ergo dominus dixit: "Edite, hoc est corpus meum 101 , de mysterio 102 loquens dixit. Nam sacramentum instituit sacramentaliter, ergo exponenda est loquutio non corporaliter, quasi ipsam corporis sui essentiam corporaliter manducandam tradiderit. Sed et alu scripturae loci non permittunt, ut corporalem credamus in coena domini praesentiam. Abut enim dominus foster. Sedet ad dextram patris, inde in fine saeculi iudicaturus vivos et mortuos. 103 lam etiam verum et nobis consubstantiale corpus habet dominus foster, quod in pluribus locis esse nequit simul. Idem corpus neque invisibile est neque impalpabile. Suum enim cor
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pus vel a resurrectione et videndum et palpandum praebuit: Luc. 24.; loan. 20. 104 Nihil ergo efficiunt, qui invisibilem modum comminiscuntur. Verum de his non opus est apud te disputare, qui nobiscum haud dubie sentis.
Exposui hactenus iudicium meum de epistola illa tua, qua mihi rationem veluti reddis tuae fidei recensitis capitibus potissimis, et quatenus mihi tecum conveniat, imo quatenus utrique et omnibus ||[186]piis cum deo et verbo veritatis convenire debet. Communicabis haee, si ita videbitur, cum et fratribus d. Heinrycho Somerio, Burgdorfianae ecclesiae ministro, 105 et d. Ioanni Knechtenhofero 106 , eius diacono, praeterea cum d. Petro Sarcerio, Arburgensi pastore, cum quo etsi non dubitem tibi convenire. 107 Confirmabitur tamen amicitia et concordia per communicationem literarum. Simus, obsecro, filii pacis omnes, 108 et doceamus ea in ecclesia quae aedificant 109 Cessent omnes simultates! Pereant disputationes curiosae! 110
Quod si tibi in hisce nostris aliquid visum fuerit alienum a veritate, obscurum, indigestum, non in loco et tempore dictum, nimis amplum aut praetenue et exile, significes, oro, ac explicabo mea significantius!
Vale, charissime mi frater, et amemus nos mutuo plurimum 111 et syncere in domino Jesu! Vale cum omnibus piis et studiosis veritatis. Tiguri, 13. octobris anno domini 1547.
Heinrychus Bullingerus tuus et piorum omnium. |
[Ohne Adresse.]