Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[3044]

Sigismund Stier
an [Bullinger]
Basel,
17. Oktober 1547

Autograph: Zürich StA, E II 361, 92 Ungedruckt

[J] Der Zürcher Stadtbote Melchior Schlosser, der die vorliegende Briefsendung [inklusive Brief Nr. 3045]übermittelt, überbrachte am späten Abend des 16. Oktober 1547 dem Grafen Georg von Württemberg-Mömpelgard zwei Briefe aus Lindau: Den einen vom Stadtrat, den anderen von Hans Vogler d.J. -[2]Am nächsten Tag, drei Uhr nachmittags, wurden ihm die zwei oben erwähnten Briefe wieder zurückgegeben. Und da diese nichts mit den Interessen des Grafen zu tun haben, wurde ihm dementsprechend kein Botenlohn ausbezahlt, obwohl er einen solchen auf ungebührliche Weise forderte und sich diesbezüglich in Anwesenheit einiger Amtsträger der Stadt Basel beschwerte. Man gab ihm zu verstehen, dass er nicht ganz bei Trost sei, sich zu Unrecht beklagt habe und nun die Antwort [Nr. 3045]des Grafen samt der ihm von der Kanzlei ausgestellten [vorliegenden] Bescheinigung, wonach ihm kein Botenlohn gegeben wurde, mitnehmen und verschwinden soll!

Es hatt Melchior Schlosser, Stattbott zu Zürich, zaiger diß 3 , den hochgebornen Fürsten und hem, hem Georgen, graven zu Wirtemberg und zu Mümpelgart, etc., uf den 16. octobris diß lauffenden 47ten jars der mynder zaal 4 , gantz spath, zwen brief (namlich einen von der statt Lindow und den andern von Hansen Voglern dem jüngern) a , fürderungbrief 5 mitzutailen, etc., zu Basel uberantwort 6 .

a Alle Klammerpaare dieses Briefes sind ergänzt.
1 Kanzler des Grafen Georg von Württemberg-Mömpelgard.
2 Dass der Brief an Bullinger gerichtet ist, geht aus einem Vergleich der Brieffalten und Schnittspuren des vorliegenden Briefs mit denjenigen des Briefs Nr. 3045 vom gleichen Tag und aus den Angaben unten in Z. 14-16 hervor.
3 Damit ist sowohl vorliegender wie auch Brief Nr. 3045 vom gleichen Tag gemeint; s. unten Z. 14-16.
4 Gemeint ist die Zahl "47" vom ganz ausgeschriebenen Jahr 1547.
5 Empfehlungsschreiben.
6 übermittelt. - Siehe mehr dazu in Nr. 3045, Anm. 20. - Schlosser hat offensichtlich auf eigene Initiative die hier erwähnten, aus Lindau kommenden und für Graf Georg bestimmten Briefe nach Basel überbracht. Da die übermittelten Briefe nicht im Interesse des Grafen geschrieben wurden, war dieser nicht verpflichtet,
den Botenlohn dafür zu bezahlen, und da zudem der Bote auch nicht von Zürich dazu beauftragt worden war, konnte er nicht erwarten, dass der Zürcher Rat die entsprechenden Kosten übernehmen würde; was wiederum erklärt, warum in der Abteilung "Laufende Boten" des Zürcher Rechnungsbuches unter Oktober 1547 (Zürich StA, F III 32, Seckelamtsrechnungen 1547/48, S. 53) keine Vergütung zugunsten von Schlosser für eine Reise nach Basel zu finden ist. Demnach ist es verständlich, dass der Bote (wie es aus dem zweiten Teil des vorliegenden Briefes deutlich wird) ungehalten wurde und alles unternahm, um doch noch eine Entschädigung zu erhalten. - Dass Vogler d.J. damals versuchte, Graf Georg als Schlichter zwischen sich und seinem Vater, Hans Vogler dA., einzuschalten, erklärt sich insofern, als er von 1543 bis 1545 das Schreiberhandwerk in der gräflichen


Briefe_Vol_20-567arpa

Ist mit denselben fürbittlichen gschrifften deß andern und negsten tags darnach 7 umb die drey uhr nachmittag wider abgefertigt worden. Und dwyll die bemelten zway schryben, er hieher gebracht, hochgedachten b mynen gnedigen hem, etc., gar nit berüren, ist ime sein bottenlon, dass er dan ungestümelich und mit ungepürlichen worthen gefordert, aihie nit entricht worden (wiewol er syn gnaden vom heuptern aihie desselbenn verclagt 8 ), aber ime der beschaidt worden: Er möcht wol ein irrigen kopf haben; hab sich unbillich beklagt; soll die antwort von synen gnaden 9 nemmen, sampt einer bekanthnus 10 von dero gnaden cantzley, daß ime sein bottenlon noch ußstehe, und hinziehen!

Datum Basel, den 17. octobris anno, etc., 47.

Stier S.

[Ohne Adresse.]11