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Autograph: Zürich StA, E II 366, 191 (Siegelspur) Ungedruckt
[1]Gast sieht sich gezwungen, seinem Brief [nicht erhalten]noch Folgendes hinzuzufügen: Es
gibt untrügliche Indizien. dass Kaiser Karl V. einen Angriff auf die Eidgenossenschaft plant!
Adlige behaupten nämlich, er werde sich der Eidgenossen genauso wie der Schmalkaldener
bemächtigen. -[2]Zudem heißt es, dass Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach um
die verwitwete Herzogin von Lothringen, Christine von Dänemark, wirbt. Maximilian, König
Ferdinands Sohn, soll angeblich Gouverneur der Niederlande werden und [Maria], die Erstgeborene
des Kaisers, heiraten, während der polnische König Sigismund II. August angeblich
um eine Tochter des türkischen Sultans Suleiman wirbt. Der getäuschte Landgraf Philipp von
Hessen wird von allen im Stich gelassen. Nur der Herzog von Braunschweig hält noch zu ihm
und versucht alles Mögliche, um ihn freizubekommen. Die Festung Kassel wird niedergerissen.
-[3] Was denn, wenn der Kaiser die Festung Hohentwiel einnimmt? Dann wäre es wohl um
die Eidgenossen geschehen! Der vom Kaiser [sozusagen]gefangene Herzog Ulrich von Württemberg
muss zu allem Ja und Amen sagen, weil er sich [während des Schmalkaldischen
Krieges als unentschlossen]erwies, obwohl er eine mächtige Armee besaß. Er hatte Angst, die
[Schlacht?] zu verlieren, und verlor schließlich sein ganzes Fürstentum! Was denn, wenn die
Kaiserlichen nach und nach den Breisgau, das Elsass und die Ortschaften des Schwarzwalds
besetzen und mit vereinten Kräften die Eidgenossen überfallen? Karl V. besitzt auch Truppen
in Mailand, im Piemont, in Schwaben und im Burgund! Doch bleiben die Eidgenossen blind
und wollen erst dann klug werden, wenn sie angegriffen werden und es vermutlich schon zu
spät sein wird! Der Herr schütze sie vor den Feinden, die ihre Freiheiten bedrohen, ja gänzlich
vernichten können. Wer wird sich wohl dem Kaiser widersetzen, der seine Ahnen rächen
und seine ursprüngliche Heimat wieder an sich reißen will? -[4]Merkwürdig! Was haben die
Venezianer und die päpstlichen Gesandten auf der Badener Tagsatzung zu suchen? -[5] In
Frankfurt kam es erneut zu Seuchenausbrüchen, obwohl die gottlosen Truppen die Stadt verlassen
haben. -[6]Königin Maria von Ungarn kehrt wieder heim, weil sie von ihrem Bruder,
dem Kaiser, dazu aufgefordert wurde, um nicht der in Augsburg wütenden Pest zum Opfer zu
fallen. Wurde dieser doch begreifen, dass die Pest überall dort ausbricht, wo er mit seinem
Heer erscheint, und demnach seine Räte dazu [ermahnen], ihm Maßnahmen vorzuschlagen,
die dein Frieden und dem christlichen Glauben in Deutschland und ganz Europa dienlich sind,Briefe_Vol_20-672 arpa
SO dass man sich endlich mit vereinten Kräften dem Sultan widersetzen könnte! Will er ein
besonderer Kaiser sein, muss er den Papst absetzen, die Bischöfe zu einer Reformation gemäß
dem Worte Gottes zwingen, die Kirche von, den Harpyien befreien und überall in Deutschland
und anderswo gottesfürchtige, gelehrte Kirchendiener einsetzen, die das Wort Christi, nämlich
den Glauben an diesen allein, wahrhaftig und ohne jede Verfälschung verkündigen.
-[7]Konstanz wird sich wohl mit dein Kaiser aussöhnen, da sich der Truppenführer Sebastian
Schertlin am 19. November nach Basel zurückgezogen hat. Er logiert im Gasthaus "Zum
[Roten] Ochsen ". -[8]Karl V. plant einen Bund, der ganz Deutschland einbeziehen soll, und
dies, ehe etwas liber das Konzil beschlossen wird. Alle Reichsstände nicken zustimmend und
wagen keinen Mucks gegen seine Anordnungen. -[9]Abermals Größe!
S. in domino. Cogor et hec adiicere meis literis 1 : Passim rumor est caesarem 2 velle expugnare Helvetiam. 3 Indicia non fallunt. Spargunt nobiles, der Carie werde bald mit den eidgnossen thun wie den Schmalckaldischen.
Aiunt praeterea Albertum, marchionem Brandenburgensem, 4 ambire viduam ducissam Lothringensem. Maximilianus 5 , Ferdinandi filius, gubernator erit Inferioris Germanic, cui dabunt in uxorem primogenitam 6 caesaris. Polonum 7 aiunt procari filiam Turcae 8 . Lantgravius 9 deceptus ab omnibus derelictus excepto Brunswicensi duce 10 , qui omnibus modis laborat pro illius redemptione et libera liberatione. Arcem Cassel caesareani
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Quid, si caesar obtinere posset arcem Hohenwiel 12 in perniciem totius Helvetie? Nam dux Ulricus caesaris captivus et cogitur ad nutum caesaris amen dicere, quia aliter non voluit agere, habens secum fortissimum exercitum 13 . Timuit, ne perdat certatum a , et perdidit sua timiditate totum suum principatum! 14 Quid, si sensim occuparent caesareani Brisgoiam, Alsatiam, civitates Herciniae Sylvae 15 , et demum totis viribus irrumperent in Helvetios? Habet 16 etiam sua praesidia Mediolani, in Pedemontana regione, in Suevia, in Burgundia. Sed nolumus sapere nisi icti, et fortassis tardius quam nobis commodum fuerit. Dominus nos custodiat ab iis adversariis, quae libertati nostrae officere possunt aut omnino pessundare. Caesari quis malediceret, si quid institueret contra nos? 17 Proavos 18 suos ulcisci vult et patriae terrae partem ad se iterum trahere cogitat.
Quid Veneti 19 , quid pontificii 20 acturi sunt, mirum, in Badenis comitiis 21 . Francofordiae 22 iterum pestis recrudescere incipit, et mirum, quum vacua sit militibus istis impiis.
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Soror 23 caesaris redit domum admonita a caesare, ne peste corripiatur Auguste. Utinam caesar cogitaret pestem grassantem omni in loco, in quem ille cum suo exercitu venerit, sequi, hoc est, b dein admonere b etiam suos consiliarios, quo optima quaeque consulant, quae tranquillitat[i]c tum fidei christianae tum Germania, imo totius Europe profutura essent, quo tandem coniunctis viribus Turcae resisterent. Si vult unicus esse caesar, 24 necesse erit, papa[m]25 e sede sua deiiciat, episcopos ad reformationem iuxta verbum dei cogat, ecclesi[am] ab harpiis istis 26 defendat, ministros pios et doctos passim in Germania et aliis in locis constituat, quo Christi verbum, hoc est, unica illa fides in Christum, filium dei, praedicetur solide, pure, syncere absque omni fuco.
Constantiam in gratiam caesaris redituram non dubito, 27 quum capitaneus Schertlin 28 ad nos venerit die 19. novembris et apud bovem hospitio 29 sit receptus.
Faedus constituet caesar in tota Germania, 30 antequam quicquam concludatur de concilio 31 . Consentiunt omnes imperii status 32 neque audent hiscere contra praescripta caesareana.
Vale iterum. 33 21. novembris 1547.
[Ohne Unterschrift.] |
[Adresse darunter:] Domino Heinrycho Bullingero suo. Zurich.