Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[3084]

[Ambrosius Blarer]
an Bullinger
[Konstanz],
24. November [1547]

Autograph: Zürich StA, E II 357a, 827 (Siegelspur) Zusammenfassende Ubersetzung: Blarer BW II 673f, Nr. 1495

[1] Gerade ist der hier übermittelte Brief eingetroffen, und es wurde Blarer befohlen, ihn Bullinger zukommen zu lassen. Diesem Brief legt Blarer ein weiteres Schreiben bei, das so wichtig ist, dass er sich entschloss, beide Briefe mit seinem eigenen Boten [...] an Bullinger zu senden, da er denkt, dass deren Inhalte für die Zürcher von Belang sind. Bullinger soll den zweiten Brief mit dem Überbringer zurückschicken. - [2] Heute wird er wohl Blarers Brief [Nr. 3083 vom 23. November] erhalten haben. - [3] Er bete inständig für die Konstanzer. -[4]Georg Frölich berichtet vertraulich, dass er mit seiner Frau [Anna, geb. Lochner] und den Kindern aus seinem Haus ausziehen muss, um es Fremden zur Verfügung zu stellen. -[5] Um vier Uhr nachmittags.

a In der Vorlage mich.
erwähnt hatte. - Demnach bezieht sich hier das Wort geantwort auf eine mündliche Unterredung.
14 zum huß by euch: In der Nähe von eurem Haus. - Gemeint ist der Gasthof Zum Rotenhuß; s. Nr. 3085,20f. Dieser befand sich an der heutigen Nr. 17 der Marktgasse, etwa 200 m von Bullingers Wohnung entfernt; s. Vögelin I 401f, Nr. 213 (148); Konrad Escher, Hans Hoffmann und Paul Kläui, Die Kunstdenkmäler des Kantons Zürich, Bd. 5: Die Stadt Zürich - Zweiter Teil, Basel 1949, S. 55f. - Damals war vermutlich Caspar Bodmer dessen Wirt, denn Hans Lochmann, der am 6. November 1554 ebenfalls als Wirt desselben Gasthofs nachgewiesen ist (s. Zürich StadtA, Urkunde I.A.2761), wird erst nach dem Umzug Bodmers nach Baden
(irgendwann vor 1553) als Wirt anzunehmen sein; s. Friedrich Hegi, Die Zürcher Periode der Junker Bodmer von Baden, in: Schweizer Archiv für Heraldik, Bd. 21, 1907, S. 24. - Blarer wird von dieser Arznei durch den Konstanzer Boten erfahren haben, der Ende Oktober und Anfang November drei Tage in diesem Gasthaus verbracht hatte; s. Nr. 3059, Anm. 14.
15 Unbekannt.
16 für das feber: gegen das (vor dem) Fieber. -Zu Bullingers Antwort s. Nr. 3085, Anm. 25.
17 Dass hier ein Uhr nachts gemeint ist, geht aus Nr. 3084, Anm. 8, hervor.
1 Das Jahr ergibt sich aus unten Anm. 8.


Briefe_Vol_20-680arpa

Lieber herr und bruder, diß schriben 2 , diewyl es diser stund kommen und mir bevolchen, euch ouch das ze schicken, und aber das ander schreiben, welchs ich euch hiemitt schick, dermassen hefftig 3 laut, wie ir zu vernemmen bapt, so wollt ich euch sölichs bey disem aignen botten 4 zuschicken, diewyl ich sorgen, es möchte vyllicht etwas darinn vergriffen 5 sein, das not were ze wissen. Darum wellt mirs zu gut halten. Ich habs warlich im besten thon 6 , und wellt mir den andern brieff by zögern 7 widerum schicken.

Achten, es seye euch ain schreiben uff hütt a von mir worden. 8

Ach, bittend gott mitt hertz und glouben für unß, das wir durch all anstoß 9 in seinen genaden erhalten werdind.

Laetus 10 schreibt in grossem vertrauwen 11 er muß mitt weyb 12 und kinden 13 usß seinem hauß ziechen und frombd damn lassen.

Datum 24. novembris hora 4. pomeridiana.

[Ohne Unterschrift.]

[Adresse auf der Rückseite:] An meister Heinrich Bullinger zil Zürich.

a Korrigiert aus vorgestert.
2 Ein unbekanntes Schreiben, das zusammen mit dem danach erwähnten, ebenfalls nicht näher bekannten Schreiben in einer Abschrift an die Zürcher Ratsherren Johannes Haab und Itelhans Thumysen, die sich bereits auf der am 22. November begonnenen Tagsatzung befanden, gesandt wurde; s. Nr. 3085,2-6. Beide Briefe werden direkt oder indirekt in Zusammenhang mit der Sicherheit der Eidgenossen gestanden haben. Davon aber findet sich keine Spur in den in EA IV/1d 885-895 veröffentlichten Akten der entsprechenden Tagsatzung. - Beim ersten Schreiben wird es sich um Hans Jakob von Landaus Brief an Konstanz vom 21. November (s. dazu Nr. 3088, Anm. 10) gehandelt haben.
3 wichtig; s. SI 111059.
4 Unbekannt.
5 enthalten.
6 getan.
7 Bote (Zeiger).
8 ain schreiben uff hütt von mir worden: heute ein Schreiben von mir zuteilgeworden. - Durch Blarers Verschreiben (s.
oben Anm. a) wird deutlich, dass dieser hier seinen Brief Nr. 3083 vom 23. November meint, der um ein Uhr nachts verfasst (also in der Nacht vom 22. auf den 23.) und wohl am gleichen Tag abschickt wurde, so dass Blarer am Nachmittag des 24. November davon ausgehen konnte, dass Bullinger ihn "heute" erhalten würde. - Bullinger erhielt den Brief am Abend des 24. November; s. Nr. 3085,1f.
9 Bedrängnisse.
10 Georg Frölich. - Sein Schreiben ist in Blarer BW nicht enthalten.
11 in grossem vertrauwen: streng vertraulich.
12 Anna, geb. Lochner.
13 Zu deren Namen s. HBBW XV 399, Anm. 8; XVII 435, Anm. 70.
14 Am 23. November waren Maria von Ungarn, Christina von Dänemark und Maximilian von Egmont, Graf von Büren, mit ihrem Gefolge in Augsburg eingetroffen; s. Nr. 3078,12f; Roth, Augsburg IV 76f.