Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[3086]

Gabriel Arnold
an Bullinger
Konstanz,
1. Dezember 1547

Autograph: Zürich StA, E II 364, 105 (Siegelspur) Ungedruckt

[1] Der Diener [...], der diesen Brief an Bullinger überbringt, sollte einen Brief an Arnold nach Konstanz übermitteln. Doch als er unterwegs in einem Dorf unweit von Zürich übernachtete,

b Darunter von späterer Hand: 24. novembris anno 47.
royale de France, Paris 3 1726, S. 135f. -Die Taufe fand in der königlichen Kapelle von Fontainebleau am Abend des 7. Februar 1548 statt; s. Négociations diplomatiques de la France avec la Toscane, Bd. 3, Paris 1865, S. 223.
29 Die Angelegenheit wurde tatsächlich auf der damals in Baden stattfindenden Tagsatzung besprochen; s. EA IV/1d 885 a. - Der Bericht der von den Eidgenossen abgeordneten Gesandtschaft findet sich in EA IV/1d 928-930 k; 935 zu k. - Von Zürich wurde Andreas Schmid (s. zu diesem HBBW III 249, Anm. 3) nach Frankreich entsandt; s. Conrad Escher, Der Pannerherr Andreas Schmid, in: ZTB XXV, 1902, 118-120. - Der Zürcher Rat gab ihm eine eigens für diesen Anlass von Jakob Stampfer gegossene Goldmedaille im Wert von 300 Kronen als Taufgeschenk mit. An der Finanzierung der Medaillen beteiligten sich alle Orte und Zugewandten Orte der Eidgenossenschaft; s. EA IV/1d 899 f; Zürcher Kunst 204f, Nr. 249; Trésor de numismatique et de glyptique: Choix de médailles exécutées
en Allemagne au XVI e et XVII e siecles, Paris 1841. Tafel XVIII, Nr. 3, und S. 31; Nr. 3096, Anm. 13.
30 Franz I. - Im Jahr 1522 nahm er die Eidgenossen und Bündner zu Paten seines jüngsten Sohnes Herzog Charles II. Orléans (geb. 22. Januar 1522, gest. 9. September 1545); s. EA IV/1a 163 j; 165 zu j; Peter C. von Planta, Geschichte von Graubünden in ihren Hauptzügen, Bern 3 1913, 5. 118. - Bullinger hatte die Nachricht von dieser Anfrage Heinrichs II. durch einen in Baden am Abend des 24. November von Johannes Haab und Itelhans Thumysen verfassten und an Hans Rudolf Lavater gerichteten Brief erfahren (Zürich StA, A 227.1, Nr. 91).
31 Der oben in Anm. 22 schon erwähnte pfälzische Rentmeister Arnold.
32 Richtig: 25.; s. oben Anm. 4.
33 Vorliegender Brief wurde Blarer von Gabriel Arnold übermittelt; s. oben Z. 27f.
1 Dies ist der erste von sieben erhaltenen Briefen Arnolds an Bullinger; s. Nr. 2935, Anm. 21.


Briefe_Vol_20-684arpa

wurden ihm seine Stiefel mit dem darin eingenähten Brief gestohlen. Arnold, der nicht weiß, wie wichtig dieser Brief war, auch wenn er über dessen Inhalt eine Vermutung hegt, möchte Bullinger (da er selbst kein Vertrauter der Zürcher Stadtoberhäupter ist) inständig bitten (zumal in diesen Zeitläuften die Unterschlagung des Briefes für viele Menschen schlimme Folgen haben könnte), sich den Bericht des Boten genau anzuhören und demnach heimliche Nachforschungen anzustellen, um erfahren zu können, ob die Stiefel wieder aufgetaucht sind, und wenn ja, ihm den darin eingenähten Brief zuzusenden. Die daraus entstehenden Kosten wird er dankbar bezahlen und sich mit Gottes Hilfe für Bullingers Einsatz revanchieren. -[2] In Eile.

Gunstiger und vertrauter, lieber her und frundt, ich kan eur a eren vertreulicher weis nit pergen, das diser lakay 2 , anntworter 3 diß briefs, amen brief 4 und bevelch gehabt hat, mir denselben zuzebringen. Als er aber in ain dorff nahend bey Zurich hieherwerts kumen, sind im die stil und der darein genet brief bey nacht gestolen worden. Und wiewol ich nit wais, was daran gelegen, 5 so ist doch bey mir ain große vermuetung (sunderlich bey disen leuffen 6 , da der außganng villeicht vil leuten beschwärlich fahlen möcht, etc.) b , mit höchstem und fruntlichem vleis bitend, dieweil ich derort 7 , auch den heubteren 8 zu Zurich, nit bekhannt bin, ir wellet von disem poten muntlichen bericht seins verlusts hören und mit ernnst nachfrag haben, auch in gehaim vleis tun laßn, ob die stil zu hannden gebracht und mir der brief, darinn vernet, zuegeschigkht werden möcht. Was daruber geen wirdet, 9 soll von mir danngkhperlich bezalt und eur mue 10 mit hilff des heren fruntlich verdient 11 werden.

Datum eilend Costentz, den ersten decembris anno 47.

Ewer williger Gabriel Arnoldt.

a Fehlt in der Vorlage. Ergänzt nach der Schreibweise unten Z. 13. -
b Klammern ergänzt.
2 Unbekannter Diener.
3 Überbringer; s. Fischer I 281.
4 In Anbetracht des weiteren Brieftextes war dieser Brief für Arnold bestimmt. Er könnte aus Basel entsandt worden sein, da Arnold sich dort eine Zeitlang aufgehalten hatte; s. Nr. 3065, Anm. 11 (Arnolds Durchreise in Zürich, zurück nach Konstanz, ist am 25. November belegt; s. Nr. 3085,27f). Der Brief könnte aber auch von Neuchatel entsandt worden sein, da die Zürcher Räte einige Tage vor dem 20. November Konrad Zwick rieten, Arnold (der sich damals noch in Basel aufhielt) als Unterhändler bei dem französischen Geschäftsträger Jean Merveilleux (wohnhaft in Neuchatel) für das Konstanzer Hilfsgesuch einzusetzen,
Söldner bei den Eidgenossen oder in den von diesen verwalteten Gebieten anwerben zu dürfen; s. dazu EA IV/1d 884, Nr. 408; Maurer, Übergang 39.
5 was daran gelegen: wie wichtig die Angelegenheit war.
6 Zeitläuften.
7 dort (in Zürich). - Die Form "derort" ist eine Bildung des 16. Jhs.; s. Eva-Maria Heinle, Diachronische Wortbildung unter syntaktischem Aspekt, Heidelberg 2004, S. 190f.
8 Stadtoberhäuptern.
9 Was daruber geen wirdet: was für Kosten daraus entstehen würden.
10 Mühe.
11 vergolten.


Briefe_Vol_20-685arpa

[Adresse auf der Rückseite:] Meinem gunstigen und vertrauten, lieben hem und frundt, maister Hainrrichen Pullinger, predicanten im munster zu Zurich.