[3086]
Autograph: Zürich StA, E II 364, 105 (Siegelspur) Ungedruckt
[1] Der Diener [...], der diesen Brief an Bullinger überbringt, sollte einen Brief an Arnold
nach Konstanz übermitteln. Doch als er unterwegs in einem Dorf unweit von Zürich übernachtete,Briefe_Vol_20-684 arpa
wurden ihm seine Stiefel mit dem darin eingenähten Brief gestohlen. Arnold, der nicht
weiß, wie wichtig dieser Brief war, auch wenn er über dessen Inhalt eine Vermutung hegt,
möchte Bullinger (da er selbst kein Vertrauter der Zürcher Stadtoberhäupter ist) inständig
bitten (zumal in diesen Zeitläuften die Unterschlagung des Briefes für viele Menschen schlimme
Folgen haben könnte), sich den Bericht des Boten genau anzuhören und demnach heimliche
Nachforschungen anzustellen, um erfahren zu können, ob die Stiefel wieder aufgetaucht
sind, und wenn ja, ihm den darin eingenähten Brief zuzusenden. Die daraus entstehenden
Kosten wird er dankbar bezahlen und sich mit Gottes Hilfe für Bullingers Einsatz revanchieren.
-[2] In Eile.
Gunstiger und vertrauter, lieber her und frundt, ich kan eur a eren vertreulicher weis nit pergen, das diser lakay 2 , anntworter 3 diß briefs, amen brief 4 und bevelch gehabt hat, mir denselben zuzebringen. Als er aber in ain dorff nahend bey Zurich hieherwerts kumen, sind im die stil und der darein genet brief bey nacht gestolen worden. Und wiewol ich nit wais, was daran gelegen, 5 so ist doch bey mir ain große vermuetung (sunderlich bey disen leuffen 6 , da der außganng villeicht vil leuten beschwärlich fahlen möcht, etc.) b , mit höchstem und fruntlichem vleis bitend, dieweil ich derort 7 , auch den heubteren 8 zu Zurich, nit bekhannt bin, ir wellet von disem poten muntlichen bericht seins verlusts hören und mit ernnst nachfrag haben, auch in gehaim vleis tun laßn, ob die stil zu hannden gebracht und mir der brief, darinn vernet, zuegeschigkht werden möcht. Was daruber geen wirdet, 9 soll von mir danngkhperlich bezalt und eur mue 10 mit hilff des heren fruntlich verdient 11 werden.
Datum eilend Costentz, den ersten decembris anno 47.
Ewer williger Gabriel Arnoldt. a Fehlt in der Vorlage. Ergänzt nach der Schreibweise unten Z. 13. - b Klammern ergänzt. 2 Unbekannter Diener. 3 Überbringer; s. Fischer I 281. 4 In Anbetracht des weiteren Brieftextes
war dieser Brief für Arnold bestimmt. Er
könnte aus Basel entsandt worden sein,
da Arnold sich dort eine Zeitlang aufgehalten
hatte; s. Nr. 3065, Anm. 11 (Arnolds
Durchreise in Zürich, zurück nach
Konstanz, ist am 25. November belegt; s.
Nr. 3085,27f). Der Brief könnte aber
auch von Neuchatel entsandt worden
sein, da die Zürcher Räte einige Tage vor
dem 20. November Konrad Zwick rieten,
Arnold (der sich damals noch in Basel
aufhielt) als Unterhändler bei dem französischen
Geschäftsträger Jean Merveilleux
(wohnhaft in Neuchatel) für das
Konstanzer Hilfsgesuch einzusetzen,
Söldner bei den Eidgenossen oder in den
von diesen verwalteten Gebieten anwerben
zu dürfen; s. dazu EA IV/1d 884, Nr.
408; Maurer, Übergang 39.5 was daran gelegen: wie wichtig die Angelegenheit
war. 6 Zeitläuften. 7 dort (in Zürich). - Die Form "derort" ist
eine Bildung des 16. Jhs.; s. Eva-Maria
Heinle, Diachronische Wortbildung unter
syntaktischem Aspekt, Heidelberg 2004,
S. 190f. 8 Stadtoberhäuptern. 9 Was daruber geen wirdet: was für Kosten
daraus entstehen würden. 10 Mühe. 11 vergolten.
[Adresse auf der Rückseite:] Meinem gunstigen und vertrauten, lieben hem und frundt, maister Hainrrichen Pullinger, predicanten im munster zu Zurich. |