Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[3121]

Bullinger
an Rudolf Gwalther
Zürich,
[zwischen Samstag, dem 28., und Dienstag, dem 31.]Januar 1548 1

Autograph: Nicht erhalten Druck: Heinrich Bullinger, Series et digestio temporum et rerum descriptarum a beato Luca in Actis Apostolorum, Zürich 1548, (HBBibI I 176; VD16 B9689) *f. a2,r (Widmungsvorrede)

Nachdruck 1584 2

[1]Bullinger hat bereits vor einigen Jahren eine Übersicht der im alten Testament überlieferten Chronologie gemeinsam mit kurzen historischen Darstellungen der wichtigsten Ereignisse vom Ursprung der Welt bis zu Christi Geburt verfasst. 3 -[2] Da Bullinger erkannt hatte, dass sein lieber Kollege Gwalther sehr großes Interesse an derartigen in schlaflosen Nächten entstandenen Arbeiten hat, 4 entschloß er sich, auch die vom Evangelist Lukas überlieferten Aufzeichnungen zur Alten Kirche und Paulus in chronologischer Reihenfolge zusammenfassend und übersichtlich schriftlich festzuhalten. Bullinger hat sich zum Nutzen seiner Pfarrkollegen gemäß seiner vom Herrn verliehenen Begabung abgemüht, diese komplexe Aufgabe zu bewältigen. Bullinger würde keinen Anstoß daran nehmen, wenn ein anderer eine eingängigere Darstellung vorbrächte. Er hat nichts ohne Belegstellen und Begründung dargestellt. Der unbefangene Leser kann selbst darüber urteilen. Was seine Ausführungen betrifft, sind diese nicht als Orakelsprüche, sondern als überprüfbare Meinungen aufzufassen. -[3]Bullinger widmet seinem lieben Sohn Gwalther dieses kleine Werk, und hält ihn dazu an, auch weiterhin die Heilige Schrift so sorgfältig zu studieren und auszulegen, dass er die ihm von Gott anvertraute Kirche, auf noch treffendere und ertragreichere Weise ausbilden und in der christlichen Wahrheit erhalten kann. -[4]Genauso wie Gwalther der Bitte Bullingers nachgekommen ist, seine "Oratio de officio ministrorum

1 Da vorliegende Widmung auf "ianuario"datiert ist, kann sie nicht nach dem 31. Januar 1548 verfasst worden sein. Da ferner die in dieser Widmung erwähnte "Oratio" Gwalthers am Karlstag, dem 28. Januar, gehalten wurde (laut dem Titelblatt der gedruckten "Oratio"; s. oben Anm. 5), datiert die vorliegende Widmung nicht vor dem 28. Januar. Das Erscheinungsdatum des Werkes selbst lässt sich aufgrund der Datierung des vorliegenden Widmungsbriefes und des Briefes an Gwalther vom 10. Februar 1548 (Nr. 3134), den Bullinger dem Geschenkexemplar für diesen beilegte, auf den Zeitraum zwischen diesen Daten eingrenzen; s. Bullinger, Series et digestio, f. [a1],r.; vgl. ebenfalls HBD 35, 25f.
2 HBBibl I 177 (ohne Angabe zum Drucker, Ort
und Erscheinungsjahr) und 178 (mit Drucker- und Jahresangabe).
3 Gemeint ist die nur handschriftlich überlieferte Darstellung "Continua temporum annorumque series". Das Autograph findet sich in Zürich ZB, Ms D 200a, und datiert von 1544; s. HBD 32,9f; Moser, Bullinger 49f
4 Gwalther fertigte sich eine Abschrift von Bullingers nur handschriftlich erhaltenem Werk "Continua temporum annorumque series" (Zürich ZB, Ms B 133) an. Daneben existiert noch eine Abschrift von Bullingers Sohn Heinrich d.J. aus dem Jahr 1561 (Zürich ZB, Ms Car D 74) und eine weitere, undatierte von unbekannter Hand (Zürich StA, E II 439); s. Moser, Bullinger 50, Anm. 101.


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ecclesiae" zu veröffentlichen, 5 hat Bullinger auch Gwalthers Wunsch entsprochen, die vorliegende Abhandlung drucken zu lassen. Die Themen der beiden Abhandlungen sind nämlich verwandt und ergänzen sich gut. Denn wie Bullingers Werk darstellt, dass Paulus das maßgebende Beispiel eines Kirchendieners ist, so verdeutlicht Gwalthers Rede, welche Eigenschaften ein Verwalter der Kirche haben sollte. Demzufolge könnten diese Schriften sehr wohl als ein einziger Band vom Drucker angeboten werden. 6 -[5]Grüße.