[3123]
Autograph: Zürich StA, E II 357, 292 (ohne Siegelspur) a Teildruck und zusammenfassende Übersetzung: Blarer BW II 682f Nr. 1506
[11 Blarer bedauert, dass er die Briefe von Georg Frölich [Nr. 3111], die Bullinger nun
erhält, nur knapp nicht in seinen letzten Brief [Nr. 3118]einfügen konnte. Frölich hat
bezüglich der allgemeinen Lage [der Protestanten]nichts anderes an Blarer geschrieben als
an Bullinger. Hoffentlich lässt Gott seine väterliche Gnade walten. -[2]Die Konstanzer
erhielten bisher keine Antwort Lauf ihr Versöhnungsgesuch]. Einige glauben, dass Kaiser
Karl V von der ganzen Angelegenheit keine Kenntnis habe und die Versöhnung von einigen
mit hinterlistigen Absichten aufgeschoben wird. Möge Gott die Versuche der Gegner vereiteln.
-[3]Matthäus Zell, der, wenn sich Blarer nicht irrt, sein Predigeramt in Straßburg
mehr als dreißig Jahre zuverlässig ausgeübt hat, ist am 9. Januar 1548 verstorben. Zuvor
hatte er den Straßburgern unter anderem vorausgesagt, dass sie statt des Evangeliums
Christi künftig wieder den römischen Götzen [den Papst]anbeten werden. -[4]Philipp
Melanchthon wird in Augsburg zu einem vom Kaiser einberufenen [Religions]gespräch
erwartet, über das er auch mit Martin Frecht korrespondierte. -[5]Vielerorts in Pfalzgraf
Ottheinrichs Territorium, Pfalz-Neuburg, wird wieder die papistische Messe gelesen, weil
das Fürstentum als Geschenk Karls V an Herzog Wilhelm IV von Bayern ging. Dennoch
bestünde für Ottheinrich noch die Hoffnung, sein Fürstentum zurückzuerlangen, wenn er in
der Religionsangelegenheit [Kompromisse]dulden würde. Die diesbezüglichen Beratungen
mit Gelehrten quälen den erschöpften Pfalzgraf sehr. Zudem ist sein Fürstentum mit 700'000
Gulden verschuldet. Und obwohl das Herzogtum nun den Regenten wechselte, sollen die
Gläubiger auf kaiserlichen Erlass hin trotzdem ihr Geld weiterhin nur von Ottheinrich
zurückfordern! -[6]Die kaiserlichen Mandate gegen die Konstanzer wurden in Ravensburg
und andernorts erneut verkündet. Die Zukunft von Konstanz ist ungewiss. -[7]Grüße
an alle, besonders von Blarers Bruder Thomas und seinem Vetter Konrad Zwick. Joachim
Rheticus sei auch herzlich gegrüßt. -[8]Bullinger möge den liebenswerten Marcell Dietrich
von Schankwitz und seine Frau [Anna, geb. Zehntmeier]grüßen. Weitere Nachrichten für
Schankwitz haben die Konstanzer nicht. Bullinger kann ihm immer alles aus den Briefen
aus Konstanz berichten. So kann Blarer zwei Fliegen mit einer Klatsche schlagen. Er kann
jetzt aber nicht weiterschreiben. -[9]Man bete, dass sich die Konstanzer in der Religion
richtig und ihrem Namen entsprechend standhaft verhalten. -[10]Blarer möchte endlich
die Auskunft über das sichere Fiebermittel erhalten, worum er schon früher [mit HBBW
XX, Nr. 3082]gebeten hatte. -[11] Im Juni 1531 wurde beim Kölner Drucker Peter Quentel
ein Buch unter dem Titel "Onus ecclesiae"gedruckt, das viele prophetische Sprüche und
Offenbarungen von Merlin, Methodius, Hildegard und Brigitta enthält. Wenn es in Zürich
erhältlich ist, möge Bullinger es für Blarer kaufen und ihm den Preis nennen. Blarer möchte
es sehr gern haben. -[12]Erneuter Gruß.briefe_vol_21-124 arpa
Leti nostri litere 1 , quas h[ic ia]m b accip[i]s, venerande et charissime frater, illa ipsa hora nuper adferebantur, qua meas 2 ad te dederam, ut v[e]hementer doleret tantillo tempusculo alteras [inv]ol[uis]se c antevertisse. Nihil scribit Letus ad me, nisi quod hic accipis, quod [ad] communes quidem res pertineat. Dominus sic omnia suae virtutis dextera moderetur, ut [pate]rnam suam benignitatem usque experiri liceat.
Nostris nihil adhuc respondetur, 3 nec desunt, qui affirment caesarem omnia istec ignorare et nostram caussam a nonnullis astutissimo quodam consilio in alius temporis occasionem reiici. Speramus autem dominum omnia secus, quam adversarii cupiunt, conversurum.
Matthaeus Zellius, [A]rgentorati concionator annis plus, ni fallor, triginta fuit summa fide et spiritus alacritate, 9. ianuarii mortem vita commutavit, insignia quaedam Argentoratensibus vaticinatus atque inter cetera hoc etiam fore, ut evangelii Christi loco Romanum rursus idolum sint adoraturi, etc., multaque id genus alia. 4
Philippus Melanchthon Auguste in horas expectatur ad colloquium illud, quod cesar instituit, 5 qua de re Philippus ipse ad Frechtum nostrum scripsit 6 , etc.
In plerisque locis Otthonis 7 Palatini missa ista papistica rursus emersit, 8 quandoquidem ea ditio nunc principi Baioarie 9 a cesare est donata. Quamquam est Otthoni spes nonnulla illius recuperande aperta, si aliter, que religionis sunt, reformari ferat, etc., cuius rei caussa exhaustus princeps apud pie eruditos consilia captat seque vehementer torquet. Sein land ist noch um 700'000 fi. versetzt 10 . Aber yetz, so es
briefe_vol_21-125 | arpa |
---|
in ain ander hand kommen, mandiert der kaiser de plenitudine potestatis, das kain creditor ainchen 11 bürgen, sonder allain h[ertzog] Ott Hainrichen selbs um die schuld anforderen sölle by verlierung 12 seiner schuld, etc.
Zu Ravenspurg hat man yetzund die kaiserlichen mandat 13 wider unß ouch verkündten und ettlich anderen mehr orten, das wir uns nitt gnug verwunderen können, wa es doch mitt uns hinuß welle. Der herr gott schicks nach gnaden!
Nostri omnes officiosissime te iubent salvere, praecipue germanus 14 meus frater 15 cum consobrino Zviccio 16 ac ceteris. Salveant tui omnes cum venerandis fratribus symmystis ac omnibus, qui nos in Christo Jesu diligunt, quorum perpetuis interpellationibus apud gratiae thronum adiuvari totis visceribus cupimus. Joachimum illum Rhetum 17 , ut meis verbis amantissime salutes, multum te quaeso.
Meinen gunstigen, lieben schwager 18 Marcell Dietrichen 19 sampt seiner lieben h[usfrowen] wellt von mir und den minen allen fruntlich grüetzen. Wir habend im nichts news ze schreiben, dann 20 was ir von unß yederzyt vernempt. Una igitur fidelia duos parietes, 21 etc. Ich muß uffhören.
Ah, orate pro nobis, quantum potestis ardenter, ut ne quid unquam vel christiana professione vel nomine nostro indignum designemus.
De praesenti quodam remedio adversus febrim te non adeo pridem admonueram, 22 ut me redderes, si liceret, certiorem. Expecto igitur, quid aliquando respondeas.
Est liber quidam Colonie in edibus Quentellianis impressus anno 31. mense iunio, cui titulus Onus ecclesiae, 23 nihil aliud quam rhapsodias multarum prophetiarum et revelationum Merlini, Methodii, Hildegardis, Brigitte, etc. complectens. 24 Hunc
briefe_vol_21-126 | arpa |
---|
rogo, si istic venalis prostat, ut meo nomine emendum cures meque de precio certiorem facias, nam habere vehementer cupio. Vale. 31. ianuarii 1548. Tuus A. Bi. [Adresse auf der Rückseite:] D. Heinricho Bullingero, amico modis omnibus summo. 25