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Autograph: Zürich StA, F II 441, 433-436; E II 342, 188 (Siegelrest) a Zusammenfassung: Henrich, Myconius BW 1014, Nr. 1129
[1]Myconius hat völlig Recht: Er hat schon dreimal Briefe [HBBW XX, Nr. 3100; Nr. 3115.
Nr. 3130]geschrieben und Bullinger hat seit mindestens zwei Monaten nicht geantwortet.
Dieses Schweigen liegt aber nicht, wie es Myconius vermutet, an einer Unstimmigkeit
zwischen ihnen beiden. Vielmehr häufen sich Bullingers Aufgaben von Tag zu Tag in
erdrückender Weise an. Kirchliche, politische, schulische, familiäre oder auch finanzielle
Pflichten nehmen den erschöpften Bullinger täglich derart in Anspruch, dass er nicht zum
Schreiben kommt, sondern nur Grüße ausrichten lässt, wenn sich ein Bote zur Briefübermittlung
anbietet. Zudem hatte er in der vergangenen Zeit keine besonderen Nachrichten,
die Myconius nicht schon vorher bekannt gewesen wären. Damit sei Bullingers Schweigen
genug entschuldigt! -[2]Bei der Beantwortung der Briefe geht Bullinger nicht der Reihe
nach vor, sondern greift lediglich das letzte Schreiben [Nr. 3130 vom 3. Februar 1548]auf
Dieses enthält nämlich die wichtigen Themen aus den zuvor verfassten Briefen. -[3]Leute
aus [den altgläubigen Orten der Eidgenossenschaft]verkehren derzeit sehr freundlich
mit den Zürchern. Und auch Letztere können während ihrer Reisen zu jenen Orten deren
gute Absicht wahrnehmen, das gemeinsame Vaterland zu schützen, ganz gleich, welchen
Glaubens man sei. Bei seiner Reise nach Kappel am Albis im letzten Monat hat Bullinger
während ausgiebiger Gespräche mit Zugern nichts von irgendeiner Verstimmung [zwischen
den altgläubigen und den evangelischen Orten] heraushören können. Als Hauptmann
Roman Erb, [Heinrich]Troger und deren Begleiter [N.N] aus Un in Zürich weilten, verhielt
es sich ebenso. Allerdings soll es [in den altgläubigen Orten]nicht wenige einflussreiche
Männer [N.N.1 geben, die Kaiser Karl V zugetan sind. Diesen wurde jedoch ganz öffentlich
eine Strafe angedroht wurde, sollte der Kaiser etwas [gegen die Eidgenossen] unternehmen.
-[4]Viele Orte verhandeln nun die an den Tagsatzungen behandelten Fragen in den Landsgemeinden,
damit nicht nur einige wenige [Abgesandte auf den Tagsatzungen]darüber
nach ihrem Gutdünken entscheiden. -[5][Der Luzerner]Hauptmann Jost von Meggen,
ehemals Badener Landvogt, wird in Kürze mit zwei- oder dreihundert Söldnern nach Rom
aufbrechen, um (in Teufels Namen!) in der päpstlichen Garde zu dienen. Papst Paul III.
fürchtet sich nämlich sehr vor Karl V. und versucht sich ihm zu widersetzen. Meggen hatte
zuvor die Zürcher Ratsherren förmlich um die Erlaubnis gebeten, auch Söldner aus der
Zürcher Landschaft anwerben zu dürfen. Diese haben mit Verweis auf ihre Satzungen das
Gesuch abgelehnt. Daran, dass die Luzerner dieses Vorgehen billigen, kann man gut deren
kaiser[feind]liche Gesinnung erkennen! Wäre es nach dem Willen des [kaiserfreundlichen]
Heinrich Fleckenstein gegangen, so wäre es nicht zu Meggens Söldneranwerbung gekommen.
-[6]Es gab gar keine Feindseligkeit unter den Gesandten auf der Badener Tagsatzung! Es
gibt Hauptleute [N.N.], die die Spaltung der Eidgenossen herbeiführen wollen. Sie werden
es nicht schaffen, so Gott will. Von den Zürcher Gesandten [Bürgermeister Johannes Haabbriefe_vol_21-173 arpa
und Ratsherr Hans Bleuler]weiß Bullinger, dass sich die Abgesandten auf der Tagsatzung
in allen Punkten völlig einig waren. Allein die Verhandlung über Joachim Mötteli vorn
Rappenstein war strittig. -[7]Der lange Antrag von [Albert Rosin, dem Dolmetscher des]
päpstlichen Gesandten [Girolamo Franco], wurde in den Abschied genommen. Darüber
können die Basler Abgesandten [Altbürgermeister Theodor Brand und Ratsherr Beat Summerer]
berichten. -[8] Wie seit jeher umgarnt die Bestie [Paul III.]einem Freudenmädchen
gleich diejenigen, die ihr nützlich sind. Da der Kaiser ihr [mit der Ermordung ihres Sohnes]
Herzog Pier Luigi Farnese übel mitgespielt hat, sucht sie sich nun einen anderen Unterwürfigen,
den sie für sich ausnutzen kann. Daher werden nun [von der Bestie]himmlische
[Interessen] mit irdischen verbunden. Diese lasterhaften Kerle [Paul III. und Karl V]wird
Gott schon strafen! Möglicherweise haben sich diese Banditen miteinander verschworen, um
die Eidgenossen spalten zu können. Allerdings teilen nur wenige diese Meinung. Vielleicht
will Gott heutzutage erneut den römischen Kaiser Tiberius [Paul III.?]und Lucius Aelius
Seianus [Karl V?]gegeneinander aufhetzen, um auf diese Weise das von ihnen vergossene
Blut der Gläubigen zu rächen. -[9]Die von König Heinrich II. an die Tagsatzung von
Frankreich Abgesandten [Louis Daugerant, sieur de Boisrigaut, und Claude Bombelle, sieur
de Lavau]ärgern sich über die haltlosen finanziellen Forderungen der [eidgenössischen]
Hauptleute [die Frankreich gedient hatten]. Die Forderungen seien doch längst beglichen.
Ebenfalls sind sie ungehalten darüber, dass sich die kaiserlichen Botschafter [Giovanni
Angelo Ritio und Giovanni Domenico Panizzone]noch immer in Luzern aufhalten. Man
solle sie fortschicken. Die Entscheidung hierüber wurde auf die nächste Tagsatzung am
12. März 1548 vertagt. -[10]Die [beiden]kaiserlichen Botschafter drängen [weiterhin]
auf einen Vertrag zwischen Mailand und den Eidgenossen. Man glaubt aber nicht, dass
es dazu kommen wird. Sollte Karl V damit einverstanden sein, könnte vielleicht ein Abkommen
mit dem benachbarten Mailand geschlossen werden. Die Angelegenheit wurde
[zur Beratung heimgenommen]und die Entscheidung hierüber für die Tagsatzung vom
12. März angesetzt. Die Urner Abgesandten trugen in schlichter Weise die Ansicht vor,
dass sie keine Verträge mit fremden Fürsten eingehen wollen, was den Zürchern sehr gut
gefällt. [Soweit von der Tagsatzung]. -[11]Kardinal Charles de Lorraine (Guise), der von
Italien nach Frankreich durch Zürich reiste, hat Bullinger zu sich ins Wirtshaus gebeten.
Da dieser hierfür keine Zeit hatte (es war schon spät am Samstag, dem 28. Januar 1548),
folgte Konrad Pellikan der Einladung. Sie sprachen über die Fürbitte der Heiligen und
solch überholten Kram. Vom Gefolge des Kardinals war zu vernehmen, dass das Konzil von
Bologna bzw. Trient beendet sei. Vorsicht ist geboten! Vielleicht werden diese Gerüchte in
betrügerischer Absicht gestreut. Bullinger ist sich aber sicher, dass [die Gegner] an Gott und
seiner Wahrheit nicht werden rütteln können. Der Kardinal ist in Frankreich ein Verfolger
[der Gläubigen], genauso wie sein Vater Claude de Lorraine! Wer ihm traut, vertraut auch
Karl V.! Daher sollte man sich Gott allein anvertrauen und sich vor allen Fürsten hüten. Die
Eidgenossenschaft braucht keine Fürsten und ist im Widerstand gegen die Fürsten errichtet
worden! Ohne Fürsten wird sie bestehen, mit ihnen vergehen. -[12] Wie Johannes Haller
zu berichten weiß, wurde dem römisch-deutschen König [richtig: Erzherzog]Maximilian
irgendwann von seinem Erzieher [Obersthofmeister Pedro Laso de Castilla?]vorgeworfen,
nur ungern zur Messe zu gehen. Als er einmal die Messe besuchte, folgte ihm sein Bär. Als
dieser aber das Feuer der Kerzen auf dem Altar erblickte, sprang er (vor Schreck wegen
[der Ähnlichkeit mit]Geschützfeuer) auf den Altar und warf Kerzen und alles Übrigebriefe_vol_21-174 arpa
herunter. Der Pfaffe [NN]floh mit dem Kelch und die ganze Messe wurde zum Gelächter!
-[13]Burschen aus Hemmenhofen und Gaienhofen kamen beim Spielen über das Eis des
zugefrorenen Untersees in Richtung Steckborn und Feldbach, wo sie mit den Knaben von
dort, die ebenfalls mit Schlitten ihr Spiel auf dem Eis trieben, in Streit gerieten und sich
zankten, wie es unartige Buben tun. Die schwäbischen jungen haben die eidgenössischen
zum Kampf herausgefordert. Am 22. Januar zogen etwa dreißig mit Stöcken bewaffnete
Burschen unter Trommelspiel von schwäbischer Seite her über das Eis. Die thurgauischen
jungen, vor allem aus Feldbach und Umgebung, waren nur etwa dreizehn. Als sie der
Überzahl gewahr wurden, schlugen einige den Rückzug vor, um mehr Knaben zu versammeln.
Der Sohn [N.N.] des aus Glarus stammenden [Feldbacher Kloster]vogts [Rudolf]
Maad erinnerte sie aber daran, dass [die Schlacht bei Ceresole] im Piemont auch nur von
wenigen Eidgenossen [gewonnen wurde]und Gott ihnen schon helfen werde. Schließlich
seien sie in ihrem Gebiet und hätten den anderen nichts angetan! Daraufhin haben die
thurgauischen Burschen den Plan gefasst, Bretter über die Stellen zu legen, die noch nicht
gänzlich gefroren waren, und den schwäbischen Jungen entgegenzutreten. Als diese sie
dann angreifen wollten, zogen sie sich [über die Bretter]zurück und verprügelten auf der
eidgenössischen Seeseite die schwäbischen Jungen. Diese beschimpften sie als "Kuhmäuler!":
ergriffen dann aber übel zugerichtet die Flucht. Einer [N.N.] von ihnen ist gestorben. Die
thurgauischen Knaben bekamen auch einiges ab. Das alles wäre besser nicht geschehen!
Bullingers Angaben gehen auf ein Schreiben [Nr. 3118 vom 24. Januar 1548] aus Konstanz
und auf das zurück, was darüber in Zürich erzählt wurde. Die Geschichte wird
wohl stimmen. Der [Zürcher]Landvogt im Thurgau [Leonhard Holzhalb] hat sich den
Ort angesehen und konnte feststellen, dass die Prügelei auf eidgenössischer Seite stattgefunden
hat. Möglicherweise kommt es zu einem Rechtshandel. Bullinger befürchtet, dass
diese Begebenheit ein Vorzeichen sei. -[14]Die Stadt Konstanz hat keine Antwort [auf
ihren Versöhnungsantrag] vom Kaiser erhalten. Es wird vermutet, dass Karl V die Stadt
dazu drängen wird, sich freiwillig all seinen Bedingungen zu unterwerfen. Denn wenn er
ihre Forderungen annähme, eigenständig zu bleiben und keine kaiserliche Besatzung in
der Stadt zu haben, könnten die Konstanzer ihm den Durchzug [durch ihr Land] in die
Eidgenossenschaft verweigern und gegebenenfalls den Eidgenossen Grund geben, ihnen zur
Hilfe zu eilen. Ohne den Durchzug könnte der Kaiser nur wenig erreichen. Wenn er aber
im Besitz der Stadt ist, kann er darin eine berittene Besatzung stationieren. Wenn dann die
Eidgenossen vorhätten, dem Papst, den Venezianern oder dem französischen König zu Hilfe
zu kommen, könnte er sie daran hindern, indem er nämlich eine [Durchgangs]sperre durch
Konstanz verordnet. So müsste er keinen offenen Krieg gegen sie führen. Und wenn sich
ihm die Gelegenheit eines Angriffes gegen sie anböte, wäre [die Kriegsvorbereitungen]nicht
schwierig. Das ist die Lage. -[15]Mit diesen ausführlichen Nachrichten glaubt Bullinger
seine vorherige Nachlässigkeit wiedergutgemacht zu haben. -[16]Man geht davon aus,
dass Karl V. die Hansestädte und von da Dänemark angreifen wird, um [seinem Schwager]
Christian II. von Dänemark wieder zum Thron zu verhelfen. -[17]Zudem soll der Kaiser
Vorbereitungen treffen, um Herzog Karl III. wieder [im Herzogtum Savoyen] einzusetzen.
-[18]Bullinger ist aber der Meinung, dass Karl V. etwas ganz anderes versucht, nämlich
durch seine Vermittler irgendeine Religionsmischung zu erschaffen. Was aber, wenn aus
diesem Gemisch so etwas wie eine samaritanische Religion oder Irrlehre entstünde, bei
der Gott verehrt und der Bibel nicht widersprochen würde, allerdings verschiedene Götterbriefe_vol_21-175 arpa
und Kulte erhalten blieben, ganz wie es im Zweiten Buch der Könige [2Kön 17, 24-34]
berichtet wird? Bullinger erkennt die gefährlichen Zeiten: Der Antichrist versucht durch
List, Kompromisse, Kriege und Verrat die endzeitlichen Zustände heraufzubeschwören. Selig
sind diejenigen, die sich allein nach Christus und dem Evangelium richten und diesen Unrat
der Menschheit nicht beachten. Sie können auf den Erlöser Christus zählen, der sagt: "In
der Welt werdet ihr bedrängt werden. Doch freut euch und seid zuversichtlich. Ich habe die
Welt überwunden"[Joh 16, 33]. "Wer bis ans Ende ausharrt, der wird gerettet werden"[Mt
10, 22]. -[19]Grüße, auch an die Basler Pfarrer. Myconius möge Johannes Gast von der
Prügelei der Burschen auf dem Eis berichten. -[20]Grüße von Rudolf Gwalther, Johannes
Haller, Theodor Bibliander, Pellikan und den Übrigen.
S. Verum dicis, colendissime mi domine et frater charissime, tertium jam scribis. 1 Ego ad ilias hucusque nihil respondi et tacui per menses ad minimum duos. 2 Caeterum non est, quod suspiceris in te esse, quod displiceat et cur adeo pertinaciter taceam. Negotia, quae in diem magis magisque adiiciuntur, angunt, premunt et deprimunt: Ecclesiastica, publica, scholastica, privata oeconomicave ita me languentem aliquoties defatigant, ut, cum offerantur aliquando tabelliones 3 , scribere non possim, sed verbis modo salutes committam. Praeterea non habui hoc toto tempore singulare quicquam, quod te scire admodum referat et quod non praescire te arbitrabar. Sed satis his sit excusatum silentium.
Singulis tuis non respondebo ordine. Postremas dumtaxat arripiam. Videntur hic omnia continere et renovare, quae praecipua sunt in caeteris etiam.
Die von Ländern 4 wandlend 5 diser zyt vil 6 under uns gar 7 früntlich. So wandlend 8 die unsern zu men gen Ury, Schwytz, Zug. Könnend anders nitt finden dann 9 ein gar güten willen, gemeines vatterland ze schirmen, unangesähen, was gloubens jederman sye. So bin ich selbs vor einem monat gesin zu Cappell 10 . Hab mitt Zugern allerley
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geredt. Houptman Erb 11 von Ury, Troger 12 und ein gesellschafft von Ury sind hie Zürych xin. Hab nitt gehört von einigem 13 unwillen 14 onet 15 das sy under men selbs ettliche grosse Hansen 16 (doch in gar kleiner anzal) b habend, die verdacht werdent ettwas güt keyserisch sin, denen ouch offentlich tröwt 17 wirdt, so 18 sich ettwas wurde vomm keyser 19 erheben 20
Ettlich gemeinden habend gemacht, das man die tagleistungen 21 allencklich 22 fertigen 23 sölle vor den gmeinden, damitt wenig lüt 24 nitt machind, was sy gut bedunckt.
Jost von Meggen 25 , allter lantvogt zu Baden, wirdt der tagen uffbrächen mitt 200 oder 300 knächten, deren houptman er ist, in des bapsts gwardi gen Rom (aller tüfel namen). Dann 26 der bapst 27 imm 28 übel fürcht vor dem keyser. Understadt 29
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sich dem caesori 30 ze widersetzen, etc. 31 ||E II 441 434 Er hatt offentlich an min herren 32 geschriben (der von Meggen), ob min herren imm ouch wöllind ein anzal knächten erlouben anzenemmen. Habend min herren geantwort: Nein, sy wöllind fürsten und herren müssig gan 33 und blyben by iren guten, eerlichen satzungen. 34 Darby aber mögend ir wol abnemmen, wie gut keyserisch die Lucerner sind, 35 die das offentlich lassen fürgan! Wenn es stünde an dem grec 36 , so beschäch es nitt.
Uff dem tag zu Baden ist gar nitt, wie üch 37 fürkummen 38 das die botten einandren übel habind angesähen. Sunt capitanei, qui vellent dissidere Helvetios. Sy fälend, ob 39 gott wil. Ich hab von den unsern 40 verstanden, das sy träfflich wol eins syend und gar kein unwill under men xin in keinen sachen. Onet das 41 den Mötili 42
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antrifft, verstandt sy nitt all einandren, etc.
Des bapsts bottschafft hat ein lang ding 43 yngelegt, ist in die abscheid genommen. 44 Das mögend ir by den üwern 45 wol erfaren.
Bestia 46 antiquum obtinet et moribus meretriciis illum excludit, quem amarat prius, recipit, quem expulerat prius. Amat aut amare se simulat eos, qui libidini eius vel satisfaciunt vel, ut satis flat, iuvant, qui sedem solidant. Caesarem jam amare non potest, non quod male veut papatui, sed quod prostibulo et sterquilinio 47 Farnesio male veut. Alium subiectum cupiat. Propterea oportet misceri coelum terrae. 48 Alles groß buben 49 , die gott wol finden wirdt. Fortassis ita colludunt latrones, si possint in diversa studia scindere Helvetiam. Quod tamen paucis persuaderi potest. Fortassis hodie quoque Biberium Meronem 50 committit deus Seianum in vindictam sanguinis sanctorum. 51
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Des Franzosen botten 52 sind nitt wol zufriden der unbegründten ansprachen 53 der houptlüten. Ist doch ouch verglycht 54 . Noch minder ist er ze friden, das zu Lucern || E ||441, 435 die keyserischen lägerherren 55 uffgehalten 56 werdent vermeint, man sölle sy vertigen fürbas 57 . Kumpt wider uff den tag Letare. 58
Die keyserischen hättind gern ein hilffliches pündtnus mitt dem huß Meyland. 59 Acht man 60 , werde nüt uuß 61 , aber (so er 62 wölle ) c wol nachpurliche capitulation 63 . Das ist ouch ind abscheid kummen 64 . Ury hat gar ein güte lantliche 65 vermanung yngelegt, aller herren und fürsten müssig ze gan. Gefallt uns hie vast 66 wol.
Allhie ist cardinalis de Gisa 67 , primus Galliarum, episcopus Rotomagensis d ,
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uß Italia in Franckrych, fürgefaren. Schickt nach mir, zu imm in das wirtzhuß ze kummen. Und alls es mir nitt müglich (dann es an einem sampstag 68 spaadt, ietzund 14 tag), gieng Pellicanus. Disputiert de intercessione sanctorum und also von derglichen verlägnem plunder 69 . Und alls 70 man von sinem xind 71 verstanden, ist das consilj zu Bononj 72 und Trient uß. 73 Ad arma, ad arma! 74 Vilicht beschähend alle die sagen 75 uff betrug. Das weiß ich aber wol, das sy gott und sin warheit müssind blyben lassen. Gallus 76 persequtor est quemadmodum et pater 77 ! Huic qui fidit, caesori fidit. Dorumb were und ist meister 78 , sich gottes allein ze behälffen und aller fürsten und herren müssig gan. One die fürsten und wider die fürsten ist die eydgenoschafft uffgericht! One sy wirts 79 erhalten, durch iren zuthun wirts zerstört.
Haller 80 sagt, könig Maximilian 81 gange nitt gern zur mäß, dorumb er von sinem zuchtmeister 82 ettwan 83 beschuldigt wirdt. Wie er uff ein zyt 84 zur mäß gangen, ist der bär hernach geloffen. Und wie er die kertzen uff dem alltar gesähen (alls er dann gar widerig 85 dem fhüwr des geschützes halb), ist er uff den alltar geiuckt 86 , hat die kertzenstöck, und was uff dem alltar xin 87 , drab geworfen. Der pfaff 88 ist mitt ||E II 441,436 dem kelch darvon geflohen, und ist uß der andacht ein gelächter worden.
Alls der Undersee 89 gfroren, sind die knaben enet 90 dem see von Hemmahoffen und Gayenhoffen über das ys uff Steckborn und Feldbach zu geloffen und ir spyl
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triben, und sind unser knaben uch uff den see geloffen und ir spy! mitt schlyffen 91 und schlitten gehept. Da sy under einandren kummen, hand sy einandren gstoossen, gharet 92 und ghaderet 93 , wie dann böß buben thund. Damitt habend die yhensit sees 94 den unsern uußgebotten 95 . Und uff 22. Ianuarij sind die yhensit sees mitt einer trummen 96 dahar mitt sticken 97 und bänglen 98 zogen, wol in 99 30 stuck. Der unsern, insonders von Feldbach und darumb 100 , sind by 13 xin. Alls sy die vile gesähen, hebend ettlich geredt: Wir wöllend hindersich 101 und mee knaben reychen 102 . Hat vogt Maden sun 103 von Glarus geredt: "Nein, es ist unser gnug. Inn Bemunnd 104 sind och nitt vil xin. Unser herr gott kan uns wol hälffen. Wir sind uff dem unsern 105 und hand men nüt ze leid gethan."Darüber hand sy ein radtschlag gemacht 106 , laden 107 ze legen über das ys, da 108 es noch nitt gfroren, darüber ze gan und, wenn die yhänsit sees an sy wöllind, hindersich wider ze wichen über den stäg und hie 109 dißhalb 110 in sy ze schlahen 111 . Das ist beschähen, und habend einandren übel geschlagen. Die andern habend vast"112 geschruwen kümül 113 , aber sy hand die flucht gäben. Einer 114 der iren ist erschlagen, die andern übel geschendt. Die unsern ouch übel gschlagen. Und ist ein sach, die besser were vermitten 115 . Das schrib ich üch, wie hie die red
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ist und wie mir von Constantz zugeschriben wirt. 116 Acht wol, es sye vast 117 also 118 ergangen. Der landtvogt 119 sol den see besähen und befunden haben, das es uff unserm teyl ist beschähen. Vilicht gipt es ein rächtfertigung 120 . Prognosticum esse metuo. 121
Constantz hatt kein bescheid, wie sy vomm ||E II 342, 188 keyser verhofft. 122 Man acht 123 , er werde sy understan 124 ynzenemmen 125 oder ze trengen 126 , das sy sich fry 127 uff gnad und ungnad 128 uffnäme 129 . Dann 130 soi er sy uffnemmen, das sy herr und meister blybind, keine knächt 131 nitt hinyn 32 132 nämind, alls 133 ir begär ist, und er hernach den paß 134 haben wil wider die Eydgnossen, so gipt er ursach, den Eydgnossen zu Costentz zu trätten 135 . Gäbend sy imm 136 nitt paß, so mag er minder schaffen 137 . Wenn er aber Constantz hat 138 , mag er wenig pferdt 139 drin legen 140 , und so 141 dann die Eydgnossen dem bapst, Venedigern und Franzosen häuffen wöllend und men zuziehen, hept er an 142 , uß Constantz zu riglen 143 , das er die eydgnossen daheim behept 144 , und muß denocht kein offnen krieg wider sy fürren. Wil und kan er gelägenheit halb, wirts nitt nodt haben 145 . Also stand die sachen.
Puto me iam his copiose satis scriptis sarsisse, quod neglexi hactenus. 146
Putatur caesar urbibus maritimis et Pomeranis 147 bellum illaturus, deinde mo
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turus in Daniam 148 , ut restituat Christiernum 149 eiectum.
Interim parabit omnia, ut et Sabaudum 150 restituat.
Ego longe aliud illum mohn credo, praesertim, cum jam per componistas 151 mixturam quandam religionum facere contendit. Quid si ex compositione illa emergeret Samaritica aliqua religio 152 aut superstitio, quae et deum colit et verbo dei non contradicit, varios autem deos e et cultus nihilominus retinet, sicuti in 4. libro Regum 153 indicatur. Video extrema esse tempora et antichristum tentare extrema artibus, compositione, bellis, proditionibus. Beati, qui adhaerent unice Christo et evangelio eius ac sordes istas hominum contemnunt; sequri in hiberatore mundi Christo, qui dixit: "In munde afflictionem habetis. Sed gaudete et confidite: Ego vici mundum."154 "Qui perseveraverit in finem, hic salvus erit."155
Vale aeternum. Saluta omnes fratres. Gastio 156 communica historiam pugnae lacustris puerorum 157 . Tiguri, februarii 11. 1548.
Salutant te Gvaltherus, Hallerus, Bibhiander, Pellicanus et caeteri. Bullinger.
[Adresse auf der Rückseite:] Praestantissimo viro d. Osvaldo Myconio, Basiliensis ecclesiae pastori fidelissimo, suo in Christo domino et fratri semper colendo et amando. [B]asel f .