Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[286]

Berchtold Haller an
Bullinger
[Bern,
12. November 1533]

Autograph: Zürich StA, E II 343, 37. Siegelspur. -Ungedruckt

Nachschrift zum vorigen Brief Direktive des Berner Rates für seine Abgeordneten im Schiedsgericht zur Beilegung des Glaubensstreites in Solothurn: Nichts annehmen, was dem Glauben nachteilig; wenn so etwas trotzdem beschlossen wird, will Bern damit nichts zu tun haben; Bern verbietet den Durchzug fremder Truppen. Bewaffnete Auseinandersetzung zwischen vier Solothurner Katholiken und einem reformierten Bauern.

S. Uff 12 statt der ratt uff, kumpt min bott 2 , hab ich von stund an dine brieff 3 uffs gwissest versorget, suchen Sepianum 4 , zeig imm din brieff, zeigt er mir an, daß in gheim beschlossen, unsern botten zu gschriben, kein richtung 5 anzenämen, so dem globen nachteilig. So es aber nitt anders möchte sin, söllend sy sich erlütren 6 , si habend in allem scheiden 7 das beest[!]gethon, diewil es aber zu nachteil reicht unsers gloubens, wellind min herren damitt nütt ze schaffen haben, jedoch sich hiemitt erlütren, so jemant understünde, mitt gwalt und gewerter 8 hand durch ir land und ertrich 9 ze zühen, werdind sy sömlichs nitt gstatten, sunder ir land und ertrich vor gwalt ze schirmen. Hoc a Saepiano intellexi. Wie wol es dahin kummen, das die von stat und land Soloturn soltend ze allen siten heimzihen und erwarten, was die schidlütt 10 uff die unsern ordnind, ussgenomen die 8 man 11 , deren sy zum ersten begert, die söllind ir land und biet rumen.

Deinde sind fier papisten Saloturenses an ein puren kummen, so mitt einer hellenbarten und schlachtschwert bewert, im[!]gfraget, wo er hin welle. Hat er bekent, ad nostrae fidei fratres. Hend si uff inn gschlagen, hatt er sich gewert und zwen ghüwen, daß si tod sind. Wo die übrigen nitt abtretten, wär es inen als bald ouch übel graten.

23 Bullingers Kommentar zum 1. Korintherbrief erschien 1534 (HBBibl I 53).
24 Gemeint ist wohl Bullingers «Studiorum ratio», s. oben S. 209, 14 und Anm. 4.
25 Vielleicht handelt es sich um Bullingers frühe Schrift «De dei erga nos providentia...», die er selbst später vernichtete (HBBW I 53), s. oben S. 164f, Anm. 16.
1 Dem Inhalt nach steht der Brief in direktem Zusammenhang mit dem vorhergehenden: Vgl. oben S. 228, 11f und 229, 35-37 mit dem Anfang dieses Briefes, Z. 1-4. Dies bemerkte schon J. J. Simler (Zürich ZB, Ms S 34, Nr. 103).
2 Unbekannt, sicherlich der Berner Ratsbote.
3 Bullingers vorausgegangene Briefe sind nicht erhalten.
4 Peter Im Haag.
5 Beilegung eines Streites durch ein Schiedsgericht (SI VI 476f). - Es handelt sich um das eidgenössische Schiedsgericht wegen des Aufstandes der Reformierten in Solothurn, s. Haefliger 198; vgl. oben S. 214, 2-4.
6 deutlich erklären, präzisieren (SI III 1517).
7 als Schiedsrichter politisch intervenieren, sich ins Mittel legen (SI VIII 232f).
8 bewaffneter.
9 Erdreich, Gebiet.
10 das eidgenössische Schiedsgericht.
11 Zu den als Anführer des Aufstandes Verbannten s. oben S. 226, 55-57 und Anm. 42.


Briefe_Vol_03_0231arpa

Haec nunc habeo. Indefessum me comperies, modo nuncios habeam, quibus fidam.

Vale ut supra.

B. H.

[Adresse auf der Rückseite:] Suo Heinrico Bullingero, super omnem modum charissimo fratri.