Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[329]

Georg Stadler an
Bullinger
[Ohne Ort] ,
24. Februar 1534

Autograph: Zürich StA, E II 355, 58 (Siegelspur) Ungedruckt

Ist gesund und hofft, dasselbe auch von Bullinger zu hören. Man befürchtet einen Krieg. Will zu Ostern nach Zürich kommen, jedoch nicht lange bleiben, sondern wieder auf Wanderschaft gehen. Grüße.

Gnad und frid von gott dem a vatter und dem heren Jesus Cristus. Amen.

Lieber her und vettere 3 ich las eüch , wüsen, das ich frisch und gesünd bin. Solichs von eüch zu hören, wer mir ein grose fröwd. Lieber vetter, ich las eüch wüssen, das es noch b wol by uns statt, doch sorgt man eins kriegs. Got wend es ab nach sinem willen.

Ich will auch nach uf osteren 4 by eüch sin, latt mich gott gessünd. Darümb wil ich eüch nitt vill schriben. Ich wil aüch nitt lang zu Zürich sin, dan es werden zwen gessellen 5 mitt mir ziehen. Mit denen will ich aüch wider wandlen 6 , dan es ist nit vür mich, das ich nach zu 7 Zürich bellib.

Nitt me uf dis mal, dan gott sy mitt uns allen. Amen. Grussen mir eüwer husfrowen 8 und min vogtt 9 .

Ttatum [!] am sant Matisttag zu nacht im 1534 jar.

Von mir, Jörg Stadler,

allzitt eüwer williger diener.

[Adresse auf der Rückseite:] Dem achtbaren und wollgelertten Meister Heinrich Bullinger, beredicant [!] zu Zürich zu dem c grosen münster, zu hand . .

a in der Vorlage den.
b in der Vorlage moch.
c in der Vorlage den.
1 Georg Stadler, gest. 1565, Tischmacher aus Zürich, wurde 1551 Mitglied des Großen Rates und 1558 Spitalmeister. Über seinen früheren Werdegang ist nichts bekannt. Stadler war ein Vetter (Sohn des Onkels) von Bullingers Frau Anna. Im Mai 1552 verbrachte er mit Bullinger einen Badeaufenthalt im Bad Urdorf (Kt. Zürich). Bei Stadlers Wahl zum Spitalmeister verfaßte Bullinger eine Ermahnung mit Ratschlägen für die Amtsführung (HBBibl I 737; gedruckt: Misc. Tig. 1/3 54-60). Seinen plötzlichen Tod am 17. Mai 1565 anläßlich eines Brandes in der Nähe des Spitals, den er löschen helfen wollte, erwähnt Bullinger im Diarium (HBD 82, 16-18) und in einem Brief an Johannes Fabricius (Graubünden,
Korr. II 611f). Weitere Briefe Stadlers an Bullinger sind nicht bekannt. - Lit.: 1 105; Pestalozzi 341.483.490; LL XVII 452.
2 Stadler befand sich offenbar als Handwerksgeselle auf Wanderschaft (s. Z. 2-9). Seine Besorgnis über einen bevorstehenden Krieg (s. Z. 4) deutet auf den süddeutschen Raum, insbesondere das Herzogtum Württemberg hin. Ein genauer Aufenthaltsort ließ sich jedoch nicht ausfindig machen.
3 Zur Verwandtschaft mit Bullinger s. Anm. I.
4 um Ostern. - Ostern fiel im Jahr 1534 auf den 5. April.
5 Unbekannt.
6 mich auf Wanderschaft begeben (Grimm XIII 1595-1597).
7 dann, darnach (SI IV 637).
8 Anna Adlischwyler.
9 Unbekannt.