Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[369]

Hans Kilchrat an
Bullinger
Rüti,
1. Mai 1534

Autograph: Zürich StA, E II 355, 56 (Siegelspur)

Ungedruckt

Konrad [Lüthard]hat gebeten, jemanden von der Gemeinde abzuordnen, um bei der Obrigkeit zu seinen Gunsten einzutreten. Eine vom Weibel veranlaßte Aufforderung ist aber erfolglos geblieben, will sich doch niemand der Sache annehmen, um keinen Streit mit dem Kloster zu haben. Kilchrat bittet Bullinger, ein Mitglied des Rates zu unterrichten, da er fürchtet, Lüthard werde vielleicht allzu hart gestraft.

Minn früntlich grus und wilig diennst sinnd üch altzit faran [!] bereit, lieber her.

Es ist mir geschriben von her Kunraten 1 , uinserem bredikanten, so by üch zu Zürich gefangen lit 2 , und mich also ermant, zu verschalen, das tie gmeind im ein man ader [!] zwen von ir aler wägen zu mienen heren 3 schiken, da ze biten, das min heren im das best weiten tun. Und uf semlichs hab ich den weibel 4 beschikt 5 und im a die meinung antzeigt. Des er gutwilig

p irrtümlich zweimal geschrieben.
q-r Von Lenignus bis leng darüber und am Rande nachgetragen.
s krafft und übergeschrieben.
t imm übergeschrieben.
u Vor und gestrichen damitt sy.
12 Vorhaben, Absicht (SI IV 746).
13 Bullinger hat den Inhalt von Lenings Vortrag vor dem Rat beim Briefentwurf (Zürich ZB, Ms K 40, 59r.) in 4 Punkte zusammengefaßt: 1. Gruß [des Landgrafen]. 2. Philipp wolle Zürich, dem er in Freundschaft verbunden sei, seine Absichten nicht verheimlichen. Man lese vor, was er dazu im Druck habe erscheinen lassen (wahrscheinlich das gedruckte Kriegsausschreiben; s. Zürich StA, A 195. 1). 3. Da sein Vorhaben fromm und gerecht sei und - wenn Gott Glück gebe - dem Evangelium diene, erwarte er, daß Zürich gute Freundschaft bewahre und
nichts gegen ihn unternehme; es könne ersehen, daß er zu dieser Handlung gezwungen worden sei. 4. Der Landgraf wünscht, daß über sein Vorhaben in gedruckter Form jedermann berichtet werde. - Vgl. auch Feyler, 353.
14 wie (SI I 198).
15 Zur ablehnenden Reaktion Zürichs s. EA IV/IC 318 b.
16 siege.
a in der Vorlage inn.
1 Konrad Lüthard. - Sein Brief ist nicht erhalten.
2 Zum Anlaß von Lüthards Gefangenschaft, s. oben S. 149f, Anm. 5.
3 dem Zürcher Rat.
4 Wohl Thomas Bucher, s. unten S. 463, 7-9.
5 kommen lassen (SI VIII 523f).


Briefe_Vol_04_0153arpa

was unnd hat darumm die unndertanen beruft. Aber es hat nüt mögen verfahen 6 , da sich der merteil der sach nüt welen beladen und etlich die antwurt gen 7 , der keler 8 im kloster hör 9 ouch derzu, hinder dem 10 nüt zu handlen, und aber er sich der sach nüt welen beladen. Und aber damit ir nüt möchten dengken, wie es zugieng, das semlichs nüt möcht verfahen, hat es die gestalt, das mich die sach also anset 11 , das teren nach als fil sinnd, die sich abtretinnd 12 von wägen, da sy nüt unwilen 13 wider das kloster empfahind 14 ; darf nüt jehen 15 die münch b 16 . Und ist aber deren, so an die gmeind hören, wenig, und gand dan etlich näbend umm oich an die bieye 17 , die nüt zu der gmeind hören, die sich der sach ouch nüt können c beladen. Und darum so mögend ir etwan ein guten man des ratz berichten, das tenn guten heren gescheyden 18 möcht werden. Dan ich besorg, es sy inn 19 drülich 20 dartan, was 21 geret hab, dan es nüt jederman so scharpf dücht, als er aber flucht engelten mus. wie warlich d niemand in sin sagen nüt gret wil han 22 .

Der almechtig got well üch und unns alli vor üblem behuten.

Datum zu Rüti, fritag, was Filip und Jakoby inn 34. jar.

Von mir, Hanns Kilchrat,

üwer altzit willigen d[iener].

[Adresse auf der Rückseite:] Dem ersamen und erwirdigen heren, her Heinrichen Bulli, vorsteher e und bredikant zumm großen müster Zürich.